Was Salzburg ohne Ainring wäre

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Foto: Gemeinde Ainring
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03 Mai 19:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Sandstein und berühmte Brüder als Exportschlager

Warum man in der Salzburger Altstadt allenthalben auf bayerische Importware stößt, was einen Sohn Salzburgs, der sogar bedeutender als Mozart sein soll, mit einer kleinen bayrischen Gemeinde an der Saalach verbindet und welche Nachbarn von "drent" bislang vergeblich gegen die Walser Nachbarn "herent" anschnalzen, verrät dieser aktuelle Salzburger Grenzfall aus der gleichnamigen Serie.

Hans Höglauer, Mesnerbauer im bayerischen Ainring, hat es der Stein angetan. Er baut gerade an einer Kugelmühle, so wie es sie früher in der Gegend häufig gegeben hat, um Ballaststeine für Schiffe oder Geschoßkugeln herzustellen. Besonders angetan hat es ihm eine Spezialität vom Ulrichshögl, von dem sich ein traumhaftes Panorama auf das Salzburger Becken bietet: Ainringer blau-grauer Sandstein aus Quarzsand, der an der Luft eine bräunliche Färbung bekommt. In Ainring tritt der Sandstein in Flözen zutage und ließ sich ohne großen maschinellen Aufwand abbauen. Beliebt war der Naturstein auch jenseits der Saalach in der Erzbischofsstadt Salzburg. Kirchen und Häuser wurden damit versehen, etwa die Neue Residenz, die Erhard-Kirche, die Nordturmtreppe im Dom, Bodenbeläge im Kloster von St. Peter oder zahlreiche Türstöcke in der Getreidegasse.

Ainringer Sandstein hinterließ Spuren in Salzburg

Der historische Sandsteinbruch in Ainring ist heute noch zu sehen und mit einem bedeutenden Salzburger Namen verbunden. Heimatkundler vermuten im Ortsteil Doppeln die Herkunft der Steinbruch-Dynastie Doppler mit dem Physiker Christian Doppler als berühmtesten Vertreter. Der Salzburger Autor Clemens Hutter wagt in seiner Doppler-Biografie die Behauptung, der Entdecker des nach ihm benannten Jahrtausendeffekts sei der für die Menschheit bedeutendste Salzburger, da der Doppler-Effekt für Milliarden Menschen von technischem und medizinischem Nutzen ist.

Heimat der fabelhaften Hagenauer-Boys

Doch zurück zum beschaulichen Örtchen Ainring an der Saalach. Christian Dopplers Onkel heiratete in den 1770ern Barbara Höglauer, eine Vorfahrin des Ainringer Mesnerbauern. Christians Vater besaß und betrieb den Steinbruch. Sandstein vom Högl war im 18. und 19. Jahrhundert in Salzburg echt hipp, Ainring lieferte auch gleich passendes Personal mit: Die drei Brüder Wolfgang (1726 bis 1801), Johann Baptist (1732 bis 1810) und Johann Georg Hagenauer (1748 bis 1835) wurden auf dem Hagenauerischen Amangut in Ainring geboren und waren bekannte Architekten und Bildhauer. Das Sigmundstor, heute Neutor, die Mariensäule auf dem Domplatz und viele Kirchen und Gebäude im früheren Erzbistum Salzburg stammen von ihnen beziehungsweise wurden von ihnen erweitert oder umgebaut.

Förderer und Entdecker der Begabungen der Hagenauer-Brüder aus Ainring war deren Onkel Johann Lorenz, Gewürzhändler in Salzburg und Hausherr sowie Gönner der Familie Mozart in der Getreidegasse. Der junge Wolfgang Amadeus hatte mit dessen Sohn Kajetan Rupert, späterer Abt des Stifts St. Peter, einen Spielgefährten.

Geteilte Moorbegeisterung und Abwässer

Mehr als 1.000 Jahre war Ainring bei Salzburg, da nehmen sich die jüngsten 200 Jahre bei Bayern eher episodenhaft aus. Noch immer regen sich im wohl ältesten noch existierenden Eisenwerk Europas die Hämmer, Erzbischof Matthäus Lang ließ es 1537 errichten.

Das Ainringer Moos zwischen Ainring und Thundorf an der alten Römer- und Salzstraße und am Fuß des Högls ist ein ganz besonderes Kleinod der Gemeinde. 2003 wurde es renaturiert, die Ainringer Moorfreunde pflegen eine Moorpartnerschaft mit dem Bürmooser Torferneuerungsverein jenseits der Salzach. Aus Ainring kommen nicht nur Sandstein und Moorbegeisterung zu den Salzburger Nachbarn, auch das Abwasser rinnt nach Siggerwiesen. Und beim Ainringer Theatersommer spielen ganz selbstverständlich Darsteller und Musikanten aus Wals-Siezenheim mit. In einem Metier haben die Ainringer Aufholbedarf: "Dank Salzburg sind unsere Schnalzer meistens zweiter Sieger", berichtet Bürgermeister Hans Eschlberger über die bisher verglichen Versuche der Ainringer Aperschnalzer, ihre Salzburger von "herent" zu übertrumpfen. "Die Geschichte lehrt, es kommen auch mal andere Zeiten, was die Erfolge beim Schnalzen betrifft. In der Jugendwertung sind wir Bayern schon jetzt immer vorn", blickt der Ainringer Bürgermeister optimistisch in die Zukunft.

Kurioses über Grenzen hinweg

Die Salzburger Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs und bilden eine aufschlussreiche Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik des Bundeslandes. Der Autor Stefan Mayer beschäftigt sich seit 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in und um Salzburg. Er gestaltet die monatliche Serie "Grenzfälle", von der bereits vier Bücher erschienen sind. Band 4 kann im Webshop des Landes um 6,90 Euro bestellt werden, digitale Versionen aller vier Bände stehen dort zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung. Einzelne Grenzfall-Artikel können jederzeit abgerufen werden.


Quelle: Land Salzburg



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