Volkskultur als Dialog – Wir und die Anderen

Slide background
Kein Bild vorhanden
21 Aug 11:21 2014 von Elfriede Leibetseder Print This Article

Sommerakademie des Österreichischen Volksliedwerks 27. – 30. August 2014 in Gmunden am Traunsee

Gmunden. Die Tagung versucht mit dem diesjährigen Titel „Wir und die Anderen“ über einen vernünftigen Umgang mit Grenzen und ihren Markierungen in der Volkskultur nachzudenken und das Potenzial von Volkskulturen für kreative Schaffensprozesse aufzuzeigen. Mittels Vorträgen, Workshops und Diskussionen sowie bei einem Festabend am 28. August mit dem Titel „WIMOWEAN – The Lion Sleeps Tonight“ werden den vielfältigen Ausdrucksformen des Eigenen und Fremden im volkskulturellen Kanon nachgespürt.


Volkskultur kann zur Verständigung mit der eigenen Umwelt beitragen, wo sie in modernen Gesellschaften als Ausdrucksmittel des Eigenen gesehen wird. Lieder handeln fast immer vom Eigenen, von Lebensumständen und Gefühlen, auch von Besonderheiten. Gerade in der Betonung des Eigenen sagen sie - nicht immer explizit - auch etwas über die Anderen aus.


Sozialkritische Lieder über ungerechte Zustände können auch von Selbstbewusstsein zeugen. Viele Lieder über (und nicht von!) Wildschützen behandeln den Traum von einer gerechten, freien Welt, in der man angstfrei leben kann. Sie machten (und machen) selbst in ihrer verwaschensten Form, dem volkstümlichen Schlager, Sinn und Hoffnung in einer Welt, in der die Umstände ein solches Leben nicht zulassen.


Minderheiten haben bei uns vielfach erst in der Diaspora ihre Lieder zu Hymnen gemacht und bewusst als Ausdruck von Zusammengehörigkeit, Selbstbehauptung  und auch des Andersseins genutzt. So haben Lieder ihre Zeiten und Konjunkturen und sind oft mehrdeutig.


„Wir und die Anderen“ erscheint heute besonders aktuell, weil traditionelle und neue Lieder (und auch andere kulturelle Embleme des Eigenen, wie dem Regionalen) in Umbruchsituationen entlang geographischer, kultureller und religiöser und auf das Geschlecht bezogener Konfliktlinien aktualisiert werden. Lieder und Volkskultur insgesamt können die eigenen Fähigkeiten, das eigene Leben, den eigenen Ort, die eigene Gruppe und ihre Gefühle preisen. Das hat hat mit der Klärung von Identität zu tun.


Die Lieder auf Heimat, Bundesland, Dorf und Stadt, auf Berufe, die Stadiongesänge der Fans, muss man kennen, um dazuzugehören. Hymnen können Symbole eines Anspruchs der Mehrheit, wie auch stolze Signale der Anderen sein, die sich davon abgrenzen wollen.  Im Dialog der Gruppierungen und im Gewahrwerden des Anderen ergeben sich vielfältige Formen von Begegnungen als Verbindungen zwischen Menschen und Kulturen. Sie eröffnen Potenziale für kreative Schaffensprozesse.


"Zur Sommerakademie heißen wir alle Vertreterinnen von volkskulturellen Verbänden, Initiativen und Einrichtungen sowie Musiker/innen, Sänger/innen und Tänzer/innen, Pädagog/innen, Student/innen, Kulturwissenschaftler/innen, Vertreter/innen aus Wirt­schaft und Tourismus und alle an Volkskultur und deren Nutzen interessierte Personen herzlich willkommen", so Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer in seiner Funktion als Präsident des Österreichischen Volksliedwerks. 


Die jährliche Sommerakademie „Volkskultur als Dialog“ des Österreichischen Volksliedwerks findet seit 1992 an verschiedenen Standorten in Oberösterreich statt. Ziel dieser jährlichen Veranstaltungsreihe ist es, das breite Betätigungsfeld der Volkskultur anhand unterschiedlicher Perspektiven zu beleuchten, um Brücken zu schlagen zwischen jenen, die Volkskultur leben und jenen, die sich wissenschaftlich damit beschäftigen.


Jahrbuch 2014 des Österreichischen Volksliedwerkes


Der aktuelle 63. Band bietet im ersten Teil eine Nachlese zur Sommerakademie 2013 „Volkskultur als Dialog“ zum Thema „Migration, Ein-und Ausschlüsse, Vermittlungen“.


Im zweiten Teil finden sich Beiträge aus Forschung und Praxis zu unterschiedlichen Themen. Diese reichen von der Zuwanderung  ungarischstämmiger GeigenlehrerInnen nach Vorarlberg, über die Antrittsvorlesung Ulrich Morgensterns an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien zu populären  Vorurteilen über Volksmusik, bis hin zu einer kritischen  Auseinandersetzung mit dem INFOLK-Datenbankverbund der Volksliedwerke in Österreich und Südtirol.


Das Jahrbuch erscheint im MILLE TRE Verlag (Bestellung: [email protected])  Kosten: Euro 33.-


Weitere Info: http://www.volsliedwerk.at    [email protected]    Tel. +43/01/512 63 35   www.land-oberoesterreich.gv.at


Quelle: REGIONEWS Presse-Artikel



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Elfriede Leibetseder

Elfriede Leibetseder, Pressekonsulentin

Weitere Artikel von Elfriede Leibetseder