Umweltanwaltschaft zum heutigen Wiener Nuklearsymposium

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Symbolbild: Wien
22 Sep 20:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

80 Jahre Kernspaltung – 40 Jahre Volksabstimmung Zwentendorf

Das aktuelle Wiener Nuklearsymposium der Wiener Umweltanwaltschaft beschäftigt sich anlässlich der beiden Jubiläen „80 Jahre Kernspaltung und 40 Jahre Volksabstimmung Zwentendorf“ mit den Auswirkungen auf diverse Gebiete der österreichischen und europäischen Politik.

Richtungsweisende Entscheidung durch die Volksabstimmung zum AKW Zwentendorf

Wie wichtig es war, dass sich Österreich in einer Volksabstimmung gegen die Inbetriebnahme des bereits fertiggestellten Kernkraftwerkes in Zwentendorf entschieden hat, haben noch 1979 der ernste Reaktorunfall in Three Mile Island und nur wenige Jahre später drastisch die Auswirkungen des Unfalls in Tschernobyl bewiesen. Auch die aktuelle Situation um den jahrzehntelangen Bau der AKW Mochovce 3 und 4 (SK) zeigt, dass die österreichische Entscheidung ein richtungsweisender Schritt war. Wenn die beiden Blöcke in Mochovce in Betrieb gehen, werden sie teurer gebaut sein als jede erneuerbare Stromquelle und technologisch aus den 1970-er Jahren stammen.

Noch 1978 wurde das Atomsperrgesetz beschlossen und 1999 vom Nationalrat einstimmig als Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies Österreich in den Verfassungsrang gehoben.

Heute ist die Kernenergie auf dem Rückzug, im Wesentlichen weil technische Fehler nicht ausgeschlossen werden können und finanzielle Desaster vorprogrammiert sind, wenn nicht die öffentliche Hand für die Betreiber einspringt.

80 Jahre Kernspaltung

Vor 80 Jahren wurde die Kernspaltung entdeckt, die sowohl die Verwendung der sich im Atomkern befindlichen Energie als auch den Bau von Kernwaffen möglich machte. Die energetische Verwendung sah auf den ersten Blick „sauber“ aus, die Praxis zeigte bald, dass der Austritt von radioaktiven Substanzen durch Unfälle und Abfälle Umwelt und Menschen belastete. Der Abwurf von Atombomben in Hiroshima und Nagasaki erzeugte ein Grauen, das zwar einen nochmaligen Einsatz von Nuklearwaffen verhinderte, aber zum Wettrüsten der Nuklearmächte führte.

Auch heuer konnten wir wieder renommierte Expertinnen und Experten als Vortragende für das Nuklearsymposium gewinnen.

o Die Rolle der Frau in der Wissenschaft am Beispiel von Lise Meitner, Tanja Traxler und David Rennert
o Der Mythos der Zufallsentdeckung der Kernspaltung, Wolfgang Liebert, der die große Verantwortung der Wissenschaft bei der Entwicklung neuer Technologien betont
o Der Atomwaffenverbotsvertrag und die österreichische Rolle, Nadja Schmidt, Vertreterin der Organisation ICAN (International Campaign to abolish nuclear weapons), welche 2017 den Friedensnobelpreis erhalten hat
o Nein zu Zwentendorf und der österreichische Antinuklearkonsens, Nikolaus Müllner
o Österreichs Klagen betreffend Beihilfen für Kernkraftwerke, Thomas Augustin
o The British nuclear power programme: Hinkley Point and beyond, Stephen Thomas

Ein besonderer Schwerpunkt wird mit dem Vortrag über Lise Meitner gesetzt, die im Bereich der Grundlagenforschung wichtige Beiträge zum Verständnis der Kernspaltung geleistet hat. So hat Österreich in der Wissenschaft den Anfang der Erkenntnisse über die Kernspaltung mit Lise Meitner und Marietta Blau mitbestimmt und hat dann als erster Staat aktiv der Kernenergie den Rücken gekehrt.

Seither setzen sich Politik und Zivilgesellschaft für eine Energiezukunft jenseits der Kernenergie ein und engagieren sich im europäischen Kontext, etwa gegen Hinkley Point C und die enormen ungerechtfertigten Förderungen für diese überholte und gefährliche Technologie.

Es freut uns sehr, dass sich rund 80 Interessierte im Rahmen des Nuklearsymposiums näher mit diesen Themen beschäftigen und die Gelegenheit zur Diskussion mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen nutzen.

Die Vorträge der Veranstaltung sind in Kürze unter www.nuklearsymposium.at nachzulesen.

Die Reihe der Wiener Nuklearsymposien

Die Veranstaltungen in der Reihe der jährlich stattfindenden Wiener Nuklearsymposien werden gemeinsam von der Wiener Umweltanwaltschaft mit dem Institut für Sicherheits- und Risikoforschung der Universität für Bodenkultur in Wien ausgerichtet.

Weitere Informationen – auch zu den Nuklearsymposien der letzten Jahre: www.nuklearsymposium.at


Quelle: Rathauskorrespondenz Wien



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