Tirol: Untersuchungen zu NS-Zwangsarbeitslager in Haiming beginnen

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Tirol
31 Jul 10:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

LH Platter gibt Mitglieder der Expertenkommission bekannt

Die Umstände des NS-Zwangsarbeitslagers in Haiming untersuchen und in ihren historischen Zusammenhängen aufarbeiten: Das sind die ersten Ziele der jetzt eingesetzten Expertenkommission, die die im Rahmen von Grabungen aufgetauchten archäologischen Überreste eines Lagers neben dem Areal eines Kraftwerksprojektes zum Ausgangspunkt weiterer Forschungen macht. Die Mitglieder des auf Antrag von Landeshauptmann Günther Platter initiierten Gremiums wurden nun präsentiert – erste Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen im Frühjahr 2018 vorgelegt werden.

Kommissionsleiter wird Historiker Manfred Grieger

Als Leiter der Kommission „Zwangsarbeit und Elektrizitätswirtschaft“ konnte Manfred Grieger gewonnen werden: Ein renommierter Historiker und Experte für Unternehmensgeschichte und Zwangsarbeit in der NS-Zeit. Mit ihm arbeiten Christoph Haidacher (Direktor des Tiroler Landesarchivs), Thomas Albrich (Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und Autor zahlreicher Arbeiten über Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg in Tirol), Oskar Dohle (Direktor des Salzburger Landesarchivs und Verfasser zahlreicher Studien über Zwangsarbeit und Nationalsozialismus in Salzburg) sowie Mark Spoerer (Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Regensburg mit Arbeitsschwerpunkt Unternehmensgeschichte und Zwangsarbeit) an der Aufarbeitung des Themenkomplexes. Auch HistorikerInnen der Universität Innsbruck sollen eingebunden werden.

Das von Grieger auf der Grundlage des bisherigen Forschungsstandes entwickelte Arbeitsprogramm der Kommission konzentriert sich zunächst auf das Zwangsarbeiterlager Haiming, zu dem im Frühjahr 2018 erste Ergebnisse präsentiert werden sollen. Diese Ergebnisse sollen als wissenschaftliche Grundlage für den in Haiming geplanten Gedenkstandort dienen.

„Nur wer die Vergangenheit kennt und sich auch mit den sensiblen und dunkelsten Themen unserer Geschichte auseinandersetzt, lernt sie zu verstehen. Die durchgängige Haltung dieser Bemühungen ist der Respekt vor den Opfern der NS-Herrschaft. Gemeinsames Ergebnis solcher Initiativen ist ein Zuwachs an differenziertem Wissen um diese Jahre unserer Vergangenheit sowie eine Versachlichung des öffentlichen Umgangs mit diesem historischen Erbe. Die Politik hat Verantwortung: Für die Zukunft und für damals“, betont Landeshauptmann Platter.

„Als Landesunternehmen ist es uns ein wichtiges Anliegen, zur wissenschaftlichen Erforschung und Aufarbeitung der Rolle der Elektrizitätswirtschaft in der nationalsozialistischen Vergangenheit beizutragen“, betont TIWAG- Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. „Mit der Unterstützung der Studie zum ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlager in Kirchbichl haben wir bereits in der Vergangenheit wichtige Vorarbeit geleistet.“

Arbeitsprogramm und Vorgehensweise

Das von Grieger auf der Grundlage des bisherigen Forschungsstands entwickelte Arbeitsprogramm der Kommission konzentriert sich zunächst auf das Zwangsarbeiterlager Haiming. Darüber hinaus wird in einem dreijährigen Projekt die Organisation der Elektrizitätswirtschaft in Tirol zur Zeit des Nationalsozialismus und der unter Ausbeutung von Zwangsarbeitern herbeigeführte Elektrifizierungs- und Industrialisierungsschub während des zweiten Weltkriegs untersucht und diese Geschichte in den Kontext der langfristig angelegten Entwicklungszyklen der Elektrizitätsunternehmen zwischen 1920 und 1960 gestellt. Neben regelmäßigen Zwischenberichten an die Landesregierung sollen die Ergebnisse in Tagungen, Vorträgen und einer abschließenden Publikation der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

„Bei der Aufarbeitung dieses historischen Erbes setzte das Land Tirol schon seit Mitte der 1980er Jahre immer wieder deutliche Akzente, indem es die wissenschaftliche Erforschung dieser Zeitumstände anregt und finanziert“, hebt Landeshauptmann Platter hervor. Beispielhaft zu nennen ist etwa die unter Landeshauptmann Wendelin Weingartner begonnene Provenienzforschung in den Tiroler Landesmuseen und die Praxis der Restitution.


Quelle: Land Tirol



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