Tirol: Integration von Anfang an

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Foto: Land Tirol/Kathrein
12 Okt 20:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Das Land Tirol setzt auf breit gefächerte Integrationsangebote ab der Grundversorgung

Integration von Anfang an – diese Prämisse gibt Integrationslandesrätin Christine Baur für Integrationsangebote ab der Grundversorgung vor. „Wenn es um die Integration von zugewanderten Menschen geht, ist Tirol ein Vorzeigeland, das seinesgleichen in Österreich sucht. Wir setzen mit Integrationsangeboten ab der Ankunft in unserem Land an, damit die geflüchteten Menschen bereits die Zeit des Asylverfahren nutzen können, um wichtige Integrationsschritte zu setzen“, betont Landesrätin Baur und verweist auf die Kontinuität der Integrationsangebote: „Mit positivem Asylbescheid ist es noch nicht getan. Auch danach stellt ein engmaschiges Netz an Integrationsmaßnahmen sicher, dass zugewanderte Menschen ihren Platz in unserer Gesellschaft finden“.

Die Grundversorgung von geflüchteten schutzsuchenden Menschen ist gut organisiert. „Nun setzen wir ein Augenmerk darauf, ihnen das Ankommen in unserem Land zu erleichtern und sie in unsere Aufnahmegesellschaft einzubeziehen. Damit wird auch ein Beitrag zum gegenseitigen Verständnis geleistet. Jeder Tag, an dem keine Integrationsschritte gesetzt werden, ist ein verlorener Tag.“
Ab der Grundversorgung können Asylwerbende daher Deutschkurse und Integrationsmaßnahmen in Anspruch nehmen: „Die Palette reicht von Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen über spezifische Angebote für Frauen bis hin zu Integrationsangeboten in den Regionen“, berichtet Landesrätin Baur. Viele der Integrationsprojekte zielen dabei auch auf die Einbindung der Zivilbevölkerung und die Unterstützung von engagierten Freiwilligen ab wie beispielsweise das Projekt „Marjam – Patinnen für geflüchtete Frauen“.

Tiroler IntegrationsKompass: Orientierungshilfe und Grundlage für ein selbstverantwortliches und eigenständiges Leben

„In der Zeit der Grundversorgung wird der Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben gelegt“, ist auch Florian Stolz, Teamleiter Bildung und Integration in der Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD), überzeugt. Zwar sei Asylwerbenden der Zugang zum regulären Arbeitsmarkt mit Ausnahme von Lehrstellen in Mangelberufen für unter 25-Jährige verwehrt, doch sei es essenziell, die Zeit des Asylverfahrens nicht ungenutzt zu lassen. „Mit dem Ziel, Asylwerberinnen und Asylwerbern individuell auf eine Zukunft in Österreich vorzubereiten, wurde der Tiroler Integrationskompass – kurz TIK – ins Leben gerufen“, berichtet Landesrätin Baur. Als Basis dient eine gemeinsam mit TSD-BeraterInnen durchgeführte Kompetenzanalyse, bei der festgestellt wird, welches Vorwissen, welches Bildungsniveau und welche Fähigkeiten Asylwerbende vorweisen können. Diese Kompetenzen sind die Grundlage für eine mögliche zukünftige Beschäftigung. „Während des Asylverfahrens befüllen Asylwerbende ihren TIK dann mit absolvierten Deutschkursen, abgelegten Prüfungen und Fortbildungen, geleisteten Stunden an gemeinnützigen Tätigkeiten oder Informationen über ehrenamtliches Engagement“, führt Stolz aus. Die so im TIK gesammelten Informationen gelten als Visitenkarte – sie können bei Gesprächen mit Behörden vorgelegt werden, helfen bei der Vermittlung weiterer Tätigkeiten und werden in Zukunft auch über die Grundversorgung hinaus als Nachweise für Integrationsbemühungen anerkannt. Denn auch nach positivem Abschluss des Asylverfahrens wird der TIK ein Beleg für die individuellen Kompetenzen, Erfahrung und Integrationsbemühungen sein, um sie früher in die Arbeitswelt zu bringen. So soll er etwa bei Beratungs- und Vermittlungsgesprächen mit dem Arbeitsmarktservice helfen oder bei Bewerbungsschreiben als aufschlussreiches Dokument potentiellen ArbeitgeberInnen gegenüber dienen. Die Arbeitsmarktintegration wird – in Abstimmung mit den Ländern – infolge durch das vom Bund soeben beschlossene Integrationsjahr unterstützt.

Seit einer ersten Pilotphase im März 2017 und darauffolgender Evaluierungen wird der TIK nun flächendeckend unter den in Tirol lebenden Asylwerbenden verteilt. Dass die Idee des Integrationskompasses auf Zuspruch stößt, zeigen die Zahlen: Seit Einführung im März wurden etwa 550 Initialgespräche geführt und TIKs ausgehändigt, welche nun mit Deutschstunden, Arbeitszeiten und Wissensnachweisen befüllt werden. Besonders junge Asylsuchende nutzen diese Chance: Von diesen 550 TIK-BesitzerInnen sind 358 unter 35 Jahre alt.

Integrationskoordinatorinnen auf Bezirks- und Gemeindeebene

Da der TIK auch von Asylberechtigten und Subsidiär Schutzberechtigten zukünftig genutzt werden kann, die sich nicht mehr in der Grundversorgung befinden, koordiniert die Abteilung Gesellschaft und Arbeit die Integrationsaktivitäten auf Landesebene und implementiert Sozial- und IntegrationsakteurInnen in den Bezirken. „Bezirksintegrationskoordinatorinnen und -koordinatoren an den Bezirkshauptmannschaften beraten, begleiten und vermitteln Asylberechtigte zu den vorhandenen Angeboten“, berichtet Ines Bürgler, Vorständin der Abteilung Gesellschaft und Arbeit. Gleichzeitig werden seitens des Landes Tirol die Integrationsmaßnahmen und -akteurInnen koordiniert, Angebotslücken und -überschneidungen festgestellt und neue Angebote bedarfsgerecht entwickelt. Im Rahmen der Integrationsstrategie werden sämtliche Angebote in den Bereichen Deutsch, Bildung und Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Soziales, Begegnung und Zusammenleben sowie bereichsübergreifende Angebote und Angebote für Frauen zusammenfasst und vernetzt. „Für eine gelingende Koordination der vielfältigen Integrationsmaßnahmen ist die Zusammenarbeit mit allen Akteurinnen und Akteuren im Integrationsbereich wesentlich. Bei der Arbeitsmarktintegration arbeiten wir vor allem mit dem Arbeitsmarktservice eng zusammen. Natürlich sind auch die vielen NGOs und Freiwilligen wichtige Partner, da diese vielfach die konkrete Arbeit leisten, die vonseiten des Landes koordiniert und gefördert wird“, fasst Bürgler zusammen.

Wichtige AnsprechpartnerInnen sind neben den BezirksintegrationskoordinatorInnen auch die Integrationsbeauftragten in den Orten, denn: „Integration geschieht vor Ort – in den Städten, Stadtteilen und Gemeinden“, ist Landesrätin Baur überzeugt. Um wirksame Schritte zur Integration mit zugewanderten Menschen zu setzen, richten immer mehr Gemeinden und Städte Integrationsfachstellen zur Koordination der Integrationsmaßnahmen ein. Sie werden seitens des Landes Tirol unterstützt und gefördert. „In den Zentralorten Imst, Telfs, Innsbruck, Hall in Tirol, Schwaz, Wörgl und Kufstein gibt es bereits kommunale Integrationsbeauftragte. Steinach am Brenner kam aktuell neu hinzu, in Jenbach wird an der Einrichtung einer neuen Stelle gearbeitet“, informiert Bürgler. Auch ein/e IntegrationskoordinatorIn für alle Gemeinden des Bezirks Reutte ist in Vorbereitung; die Stelle wird etwa Mitte bis Ende Jänner besetzt werden.
Das Land Tirol bietet den Gemeinden ein Coaching an, um eine hohe Qualität der Integrationsarbeit zu gewährleisten. Dazu gehört die Unterstützung bei der Besetzung der Stelle, bei der Analyse der Ausgangssituation und der Entwicklung eines Integrationskonzeptes sowie der ersten Maßnahmen. „So kann die Integrationsstrategie des Landes umgesetzt und gleichzeitig auf die individuellen Anforderungen der jeweiligen Gemeinde eingegangen werden“, betont Bürgler.

„Die Kosten für die Integrationsmaßnahmen werden sich um ein Vielfaches rechnen“, ist Landesrätin Baur überzeugt. Diese Menschen würden damit Teil der Gesellschaft und diese mit ihrer Kultur und Arbeitskraft bereichern. „Das breite Angebot an Integrationsmaßnahmen macht deutlich: Wir verfügen in Tirol über viel Kompetenz, Erfahrung und Wissen im Bereich Integration. Dieses Wissen setzen wir treffsicher ein, um zu einem nachhaltigen und gelungenen Miteinander in unserer Gesellschaft beizutragen“, so Landesrätin Baur abschließend.

Auf www.tirol.gv.at/Flucht-Integration-Angebote finden Sie sämtliche Integrationsangebote auf einen Klick.


Quelle: Land Tirol



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