Thomas Morgenstern: „Sommer der Entscheidung“

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28 Nov 12:17 2014 von Oswald Schwarzl Print This Article

Thomas Morgenstern prägte eine herausragende österreichische Skispringergeneration, war über viele Jahre hinweg ihr Leitwolf und geht als einer der erfolgreichsten Wintersportler in die Geschichte ein

Salzburg. Ein intimes TV-Portrait begleitet den Überflieger an den letzten 259 Tagen seiner Karriere – vom folgenschweren Sturz am Kulm bis zum Rücktritt. „Thomas Morgenstern – Sommer der Entscheidung“ ist am Donnerstag, 4. Dezember, um 21:15 Uhr bei ServusTV zu sehen. Eine exklusive Preview gibt es am kommenden Dienstag, 2. Dezember, im Cineplexx Wienerberg.

Die 28-jährige Skisprunglegende wird die Vorstellung gemeinsam mit Familie, Freunden, Wegbegleitern und Fans in Wien besuchen und vor Ort für Autogramme zur Verfügung stehen.

Am 26. September 2014 verku?ndete der dreifache olympische Goldmedaillengewinner, Weltmeister, Sieger der Vierschanzentournee und des Gesamtweltcups seinen Ru?cktritt vom Spitzensport – im Alter von 27 Jahren, nach 12 Jahren als Profi im Weltcup. Der Weg bis zur Entscheidung war jedoch kein leichter. 259 Tage sind exakt jener Zeitraum zwischen Thomas Morgensterns schwerem Sturz am Kulm am 10. Jänner 2014 und der Verku?ndung seines Ru?cktritts im September. In diesen paar Monaten erlebte der Kärntner komprimiert noch einmal alles, was seine Karriere im Jahrzehnt davor ausgezeichnet hat: Triumph, Tragödie, Kampf, aber auch Momente der Leichtigkeit. Diese Achterbahn der Gefu?hle im „Sommer der Entscheidung“ bannt das gleichnamige TV-Portrait auf die Leinwand.

Intime Fragen und ehrliche Antworten. Der Dokumentarfilmer Mario Kreuzer kennt Thomas Morgenstern seit dem Beginn seiner Skisprungkarriere. Über Jahre hinweg hat er den Spitzensportler begleitet, man ist befreundet, vertraut einander. Und doch ist es ein Wagnis, das beide miteinander eingehen, als Thomas Morgenstern im Fru?hjahr zustimmt, sich beim Weg in seine Zukunft von der Kamera begleiten zu lassen. Der Ausgang dieses Abenteuers war ungewiss, die Fragen, denen sich Thomas Morgenstern stellen musste sehr
persönlich, geradezu intim. Die Antworten zeugen von der Willenskraft eines Spitzensportlers, die Balance auf einer extremen Gratwanderung zu halten.

Top-Athlet beim Ringen mit sich selbst. In „Sommer der Entscheidung“ beobachtet der Zuschauer den erfolgreichsten österreichischen Skispringer der Gegenwart bei einem Monate währenden Ringen mit sich
selbst. Man erlebt einen Sportler, der noch einmal all seine Kraft, all sein Können in die Waagschale wirft, um wieder fit zu werden und um die Skisprung-Saison 2014/15 als der anzugehen, als den man ihn kennt: Als
Siegspringer und lächelnder Sympathieträger am Stockerl. Zweifel und die Erinnerungen an die schweren Stu?rze des vergangenen Winters sowie an weiter zuru?ckliegende Gefahrenmomente lassen Thomas Morgenstern nicht los. Als Freund an seiner Seite erweist sich in dieser Zeit sein langjähriger Trainer Heinz Kuttin. Der frischgebackene Cheftrainer des österreichischen Nationalteams kämpft um den Leitwolf seiner
Mannschaft, will ihn vom Weitermachen u?berzeugen, ohne ihn zu u?berreden. Gemeinsam verbringen sie ein paar Tage in den Kalkalpen. Mario Kreuzer ist mit der Kamera dabei und wird Zeuge langer Gespräche, beim Wandern, am Lagerfeuer – Momente, in denen es scheint, als schlage das Pendel zugunsten der Fortsetzung der Karriere aus.

Sieg der Vernunft. Das beherrschende Thema in den Gedanken von Thomas Morgenstern ist die Angst. „Sie ist im Laufe der Jahre stärker geworden, weil die Sicherheit weg ist“, bringt es der damals 27-jährige Kärntner auf den Punkt. Vor allem der Sturz am Kulm nagt an ihm. Auch sein behandelnder Arzt, Dr. Georg Lajtai, sieht in Thomas Morgenstern inzwischen schon längst keinen Patienten mehr, er sieht einen Freund. Der Patriot in ihm möchte den Seebodener weiter fu?r Österreich siegen sehen. Doch der Mediziner weiß, dass er es hier mit einem ehrgeiziger Spitzensportler zu tun hat, der seinem Körper und seinem Geist eher zu viel als zu wenig zugemutet hat und der sich eingestehen musste: „Ich wollte es lange nicht wahrhaben, dass ich damit nicht mehr zurechtkomme, weil ich einfach der Letzte bin, der an sich selbst scheitern möchte.“

Entscheidung auf der Schanze. Am Ende fällt die Entscheidung des Thomas Morgenstern dort, wo sich seit der Jugend ein Großteil seines Lebens abgespielt hat: Auf der Schanze. Es ist ein Trainingssprung im
Spätsommer in Innsbruck, der das Ende einer der größten österreichischen Sportlerkarrieren bedeutet. „Ich musste mir erst einmal vor Augen fu?hren, dass meine Tochter ihren Vater nie bewusst dabei erleben wird, wie er das machte, was er am besten konnte“, spricht Thomas Morgenstern u?ber seine Gedanken nach dem Entschluss zum Ru?cktritt. Der Zuschauer ist hautnah dabei, wenn Thomas auf dem Bakken sitzt, sein Gesicht spricht Bände. Zwar stößt er sich noch einmal ab – Kneifen ist nicht sein Ding – und doch spu?rt man, dass es vorbei ist.

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Oswald Schwarzl

CR

Chefredakteur in Ruhe

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