Stadt Linz stellt schrittweise auf Handyparken um

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Foto: Stadt Linz
10 Jul 20:33 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Einzigartige Initiative im deutschsprachigen Raum

Die Stadt Linz geht einen konsequenten Schritt Richtung Digitalisierung und startet ein neues Projekt zum Thema Handyparken. 48 der insgesamt 318 im Stadtgebiet verteilten Parkscheinautomaten erhalten in den nächsten Tagen bunte „Überzieher“, auf denen das Handyparken beworben wird. Darauf finden sich alle wichtigen Informationen zu diesem Thema. Unterstützung kommt von Experten der deutschen Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung „smartparking“.

Da ab Ende Juli das Aufladen der Quickfunktion eingestellt wird, müssen alle Parkscheinautomaten entsprechend adaptiert werden. Die Arbeiten dazu beginnen ab September. Generell ist das Betreiben, Warten und Instandhalten der Parkscheinautomaten teuer.

Durch den Wegfall der 48 Automaten spart sich die Stadt Linz pro Jahr mindestens 60.000 Euro an Betriebskosten.

„Mit smartparking haben wir einen idealen Partner gefunden, um das Handyparken noch stärker in der Bevölkerung zu verankern. Smartphones und Handy-Apps werden immer beliebter, um die Parkgebühr zu bezahlen. Alleine im vergangenen Jahr hat sich der Anteil der Handyparker von 4,8 Prozent im Jahr 2015 auf 7,3 Prozent erhöht. Wir setzen weiterhin Initiativen, um das Angebot noch attraktiver zu gestalten“, unterstützt der in Linz für die Parkraumbewirtschaftung zuständige Referent, Vizebürgermeister Detlef Wimmer, den Trend: „Wenn sich unser Konzept bewährt, kann es mit einem langfristigen Gebührenstopp verbunden sein. Mein Ziel ist es, die gebührenpflichtigen Zonen nicht teurer, sondern höchstens günstiger zu machen – wie dies durch die Abschaffung der Gebühr am Samstagnachmittag bewiesen ist.“

Bargeldlos zahlen mit dem Smartphone

Diese Alternative zum Parkticket bringt sowohl für die NutzerInnen als auch für die Stadt Linz Vorteile. Wer die Parkgebühr mit dem Mobiltelefon bezahlt, profitiert nach der ersten halben Parkstunde von einer minutengenauen Abrechnung. Linz setzt auf das Plattformmodell. Das heißt, die NutzerInnen können aus aktuell fünf Anbietern auswählen. Außerdem fällt die oft lästige Kleingeldsuche weg.

Erneuerung der Parkscheinautomaten kostet mehr 1,5 Mio. Euro

Der Austausch eines alten durch einen neuen Parkscheinautomat kostet zirka 5.000 Euro (exkl. diverser Kosten wie z.B.: Bauarbeiten bei einem neuen Standort). Da in den nächsten sechs Jahren sämtliche Parkscheinautomaten ihre Lebensdauer erreichen werden und ausgetauscht werden müssen, gehen wir einen kostenschonenden Weg, der langfristig den Parkerinnen und Parkern zu Gute kommt. Ein Komplettaustausch aller Parkscheinautomaten kostet mindestens 1,5 Mio. Euro. Durch die Reduktion der Automaten und Forcieren des Handyparkens können wir das städtische Budget schonen und das Geld anderwärtig verwenden.

Ein weiterer positiver Effekt dieser Maßnahme ist die Verlängerung der Lebensdauer der verbleibenden 270 Parkscheinautomaten. Durch den Abbau der 48 Automaten erhalten wir viele Ersatzteile für Reparaturen, die sonst nicht mehr lieferbar wären. So können teure Neuanschaffungen hinausgezögert werden.

Steigende Nutzung

Für das Parken auf einem der 7.832 Linzer gebührenpflichtigen Kurzparkzonen-Stellplätzen kann auch mit dem Handy bezahlt werden. 2016 haben die AutofahrerInnen rege von diesem Angebot Gebrauch gemacht und 196.819 Mal elektronische Parkscheine gelöst. Die fast 30-prozentige Steigerung gegenüber 2015 mit 151.662 Parkvorgängen mittels Handy zeigt, dass sich der Trend der Vorjahre fortsetzt und dieses System immer stärker genutzt wird.

Insgesamt 455.962 Euro hat die Stadt Linz 2016 allein durch Handyparken eingenommen. Im Jahr zuvor waren es 308.446 Euro, was eine Steigerung um 147.516 Euro beziehungsweise 47 Prozent bedeutet.

Fünf Anbieter

Voraussetzung für das Bezahlen der Parkgebühr mittels Handy ist aktuell die Registrierung bei einer der folgenden fünf Betreiberfirmen: Easy:park, HANDY Parken von A1, Park and More, ParkNow, Trafficpass. Letztere wurde 2016 am häufigsten genutzt: 200.516 Euro an Parkgebühren sind über diesen Anbieter beglichen worden. Mit dieser breiten Palette an Anbietern ist die Stadt Linz nun auch mit Städten wie Wien, St. Pölten, Amstetten, Eisenstadt, Steyr, Gmunden, Klagenfurt oder Wels kompatibel.

Das Mehr-Betreiber-Modell hat den Vorteil, dass die NutzerInnen aus verschiedenen Angeboten auswählen können und unter den Anbietern ein Wettbewerb besteht. Beispielsweise ermöglichen Angebote:

  • die Nutzung dienstlich und privat mit getrennter Abrechnung,
  • sofort nutzbar ohne lange Anmeldemodalitäten,
  • technische Angebote mit bestimmten Automarken,
  • bei Mautstellen kann Videomaut verwendet werden,
  • Nachlass durch Mitgliedschaft bei zum Beispiel ÖAMTC oder Mobilbetreiber „Drei“, Sondergebühr für einzelne Firmen möglich,
  • Verwendung auch im Ausland,
  • Erinnerungs-SMS, wenn die Zeit abläuft.

Weiters wird gerade daran gearbeitet die Abfrage für die Aufsichtsorgane effizienter und rascher zu gestalten.

smartparking – Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung

Die Stadt Linz setzt zeitgleich 48 ihrer 318 Parkscheinautomaten „außer Betrieb“. Ein Überzieher bedeckt ab 5. Juli die Säulen samt Geldschlitz. Mit der Aktion will die Stadt Autofahrer motivieren, das Handyparken zu testen. Die bedruckten Überzieher weisen plakativ auf diese Alternative zum Münzeinwurf am Automaten hin. Beim Handyparken können Autofahrer ihre Parkzeit per App, SMS oder Anruf buchen und ganz nach Situation verlängern oder stoppen. Ein Ticket wird nicht mehr benötigt: Die Kontrolleure prüfen mithilfe einer Datenbank, für welche Autokennzeichen Parkzeiten bezahlt wurden. Der Anteil des Handyparkens an allen Parkvorgängen liegt in Linz bereits bei 7,3 Prozent.

Alle fünf Anbieter in Linz haben günstige Tarife, die sich einmalig ausprobieren lassen. Sie unterstützen die Aktion zudem mit verschiedenen Aktivitäten. Ein Blick auf die jeweiligen Websites lohnt sich. Praktisch für Bürger und Touristen: Sie können das Handyparken auch in anderen Städten nutzen, unter anderem in Salzburg, Graz und Innsbruck. Alle rund 40 smartparking-Städte in Österreich und Deutschland finden sich hier: http://smartparking.de/fuer-verbraucher. Und auch wer weiterhin mit Kleingeld ein Papierticket ziehen möchte, kann das machen: Da nur 15 Prozent der Automaten verhüllt sind, steht mindestens ein weiterer, aktiver Apparat in unmittelbarer Nähe. Ein Richtungspfeil auf dem Cover weist den Weg.

„Die Aktion soll zeigen, dass viele Parkscheinautomaten verzichtbar sind“, sagt Philipp Zimmermann von smartparking, der Plattform, die Handyparken in Linz möglich macht. „Wir hoffen, dass möglichst viele Autofahrer das Handyparken testen und den Komfort kennenlernen.“ Die Städte, die Handyparken anbieten, hätten ebenfalls einen Vorteil: Sie sparen erhebliche Kosten, die aktuell noch für Wartung, Reparatur und Geldentnahme aufgewendet werden, wenn sich auf Dauer die Zahl der Parkscheinautomaten verringert. Aus Sicht der Stadtverwaltung Linz sind Innovationen wie das Handyparken besonders sinnvoll, seit die ebenfalls bargeldlose Quick-Funktion an den Automaten weggefallen ist.

Die Aktion läuft zunächst während des ganzen Sommers. Im September wird im Rahmen des Ars Electronica Festivals ein Zwischenfazit gezogen. Geplant ist auch ein Gestaltungswettbewerb für neue Automaten-Hüllen, bei dem der Gewinnervorschlag an einer attraktiven Stelle in der Stadt platziert wird.

Im deutschsprachigen Raum ist Linz die erste Großstadt, die selbstbewusst eine Verhüllung altgedienter Parkscheinautomaten wagt. Die Hüllen haben den Vorteil, dass sie flexibel einsetzbar sind und die Stadt kurzfristig auf Entwicklungen reagieren kann. Langfristig soll die Zahl der Automaten deutlich reduziert werden.

In vielen Ländern Europas findet das Handy als Bezahlinstrument immer mehr Verbreitung. Bespiel London: Dort wurden in den letzten Jahren massiv Parkscheinautomaten abgebaut, genau wie in einigen skandinavischen Städten. Aus diesen Ländern kommt auch die Idee mit den Hüllen, die neben den Anleitungen zum Handyparken weitere nützliche Informationen zeigen.

Die Einführung des Handyparkens ist für Städte in der Regel kostenfrei und eine gute Möglichkeit, dem Wunsch vieler Bürger nach einer bargeldlosen Bezahlmöglichkeit effizient nachzukommen. Die Kosten der Dienste tragen die Nutzer über Transaktionsgebühren, die die Handyparken-Anbieter erheben. Trotzdem können Autofahrer ihre Gesamtkosten fürs Parken senken, denn sie zahlen nicht mehr eine vorab geschätzte Parkzeit, sondern minutengenau nach dem tatsächlichen Zeitbedarf.

Einige Städte in Europa und weltweit hatten nie eine Automaten-Infrastruktur, stattdessen wurde mit Start der Bewirtschaftung gleich auf ein digitales System gesetzt. Dort ist naturgemäß die Quote der bargeldlosen Bezahlung höher als in Städten, die über eine ausgebaute Bargeld-Infrastruktur verfügen. Solche Nutzerquoten sind aber aufholbar, wie aktuelle Beispiele aus den Niederlanden und Skandinavien zeigen. In Amsterdam und Kopenhagen werden beispielsweise mittlerweile über 80 Prozent aller Parktickets digital abgewickelt.

smartparking – die Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung – gibt es seit Herbst 2015. Geschäftsführer ist der ehemalige Hamburger Erste Bürgermeister Ole von Beust. Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Anbieter EasyPark, ParkNow und Mobile City. smartparking unterstützt Städte und Gemeinden bei der Einführung von effizienten und bürgernahen Lösungen für das bargeldlose Bezahlen von Parkgebühren. Auf der wettbewerbsübergreifenden Plattform finden sich die wichtigsten zertifizierten Anbieter. Autofahrer können sich für den Dienst entscheiden, der ihnen persönlich zusagt.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz von Einnahmenreferent Vizebürgermeister Detlef Wimmer zum Thema Handyparken als Alternative zum Parkticket. Weitere GesprächspartnerIn: Mag.a Andrea Riedl, Leiterin der Abteilung Parkraumbewirtschaftung und Philipp Zimmermann, smartparking – Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung)

http://smartparking.de/fuer-verbraucher
www.smartparking.de
www.mobil-parken.at


Quelle: Stadt Linz



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