Salzburger Pfingstfestspiele: Verwandelte "West Side Story"

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17 Mai 21:56 2016 von Redaktion Kultur Print This Article

Ovationen für das meisterhafte Musical „West Side Story“ von Leonard Bernstein in der Felsenreitschule. Regisseur Philip Wm. McKinleys Inszenierung lässt Cecilia Bartoli als gereifte, leidende Maria ihre einstige verhängnisvolle Liebesbeziehung nacherleben. Dirigent Gustavo Dudamel und sein Simón Bolivar Symphony Orchestra of Venezuela begeistern mit lateinamerikanischer Glut.

SALZBURG. Eine imaginäre U-Bahn donnert auf der oberen Ebene des dreistöckigen Stahlgerüsts über die Gleise. Link und rechts darunter ein dreistöckiges Treppengestell mit kleinen Räumen für vertrauliche Szenen. Die gesamte Vorderwand der Felsenreitschule mit Graffiti besprüht und prominent davor die immer wieder sich teilende Bühne für die belebenden Tanzszenen. Der Broadway-erfahrene Bühnenbildner George Tsypin und der Lichtdesigner Patrick Woodroffe verwandelten die Felsenreitschule in ein Klein-Manhattan.


 


Broadway in der Felsenreitschule


Die Jungs und Mädels der rivalisierenden US-amerikanischen Jets und der puerto-ricanischen Sharks zeigen flotte, spritzige Tanzszenen mit viel Temperament und Ausgelassenheit (Choreografie: Liam Steel) in farbenfrohen Kostümen der 50er Jahre (Ann Hould-Ward). Dirigent Gustavo Dudamel und sein Simon Bolivár Orchester peitschen die rivalisierenden Jugendgangs der Jets und Sharks mit latin-jazzigen Sound durch die Felsenreitschule und überraschen in den poetischen Momenten mit erstaunlich viel Wärmegefühl und Geschmeidigkeit. Wohlverdienter Sonderapplaus!


 


Teilhabende Beobachterin des Geschehens


Das sozialkritische Musical hat alles, was ein erfolgreiches Musical braucht: Liebe, Leidenschaft und Machtspiele. Nur eines gab es bis zu den Salzburger Pfingstfestspielen nicht: Eine Maria im Doppelpack. Zwanzig Jahre nach Tonys Tod erinnert sich die mittlerweile gereifte Maria, also Bartoli, an ihre große Liebe. Sie durchwandelt als Beobachterin die Stationen der Tragik ihres Lebens an der Seite der jungen Maria (Michelle Veintimilla). Die erfrischend, anmutige Veintimilla singt einige Noten und übernimmt den Sprachpart. Ein Vorteil für La Bartoli. Sie entgeht den langen Dialogen und spricht nur die wichtigsten Sätze gemeinsam mit der jungen Maria. "Tonight", "Somewhere" und „I Feel Pretty“, die unvergesslichen Songs von Leonard Bernstein und Stephen Sondheim, singt Bartoli innig und mit warmer fülliger Opernstimme. Ihr Bühnenpartner, Operntenor Norman Reinhardt (Tony) glänzt stimmlich wie darstellerisch. Inmitten des jungen Ensembles wirkt Reinhardt sehr erwachsen… Bartoli hätte gut zu ihm gepasst. Hätten sie es wagen sollen? Weshalb nicht! Sensationell Karen Olivo als Anita, die wie George Akram als Bernardo und Dan Burton als Riff zum Erfolg des Musicals beitragen. Standing Ovations und frenetischer Applaus für alle.



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