Salzburg: Zum Osterfest einen Schock

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Foto: LMZ/Sabine Bauer
13 Apr 15:38 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Salzburger Besonderheiten und Wissenswertes rund um das Osterei

Vom Einkauf der Ostereier über das Ostereierfärben bis hin zu Salzburger Besonderheiten zum Thema Osterei: Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde, hat einige Traditionen, spezielle Geschichten und "Schmankerl" zusammengestellt.

Ein Schock Eier

Wer heute Eier kauft, ersteht meist einen handelsüblichen Eierkarton mit sechs (ein halbes Dutzend) Eiern, eine Menge, die sich vom alten 60er-Maßsystem ableitet. Großfamilien oder die Gastronomie brauchen oft schon eine "Lage", das ist ein halber "Schock", also 30 Stück. Fünfzehn Stück nennt man ein "Mandel" und dem liegt ebenfalls dieses System zugrunde. Ein ganzer "Schock" besteht aus zwei "Lagen" zu dreißig Stück, drei "Stiegen" zu 20 Stück, vier "Mandel" zu 15 Stück oder fünf Dutzend mit je zwölf Stück.

Ostereier im Hause Trapp

Trotz vieler Entbehrungen war es vielen Salzburgerinnen und Salzburgern auch in den Kriegsjahren wichtig, Ostern zu feiern. Darauf verweist auch beispielsweise eine Postkarte vom 20. Februar 1942 (in Privatbesitz), geschrieben während der Tournee der "Trapp Family Singers" aus den USA. Maria Augusta von Trapp, "die Baronin", oder die "Mutter" (wie sie sich selber bezeichnete), gab ihrer aus Salzburg stammenden Angestellten Martha Zöchbauer Anweisungen für die Ostervorbereitungen in Vermont: "Liebe Martha, […] Die größere Hälfte der Tour ist jetzt vorbei, Gott sei Dank. Bitte tu mir Ostereier färben und malen: für jeden von der Familie eins und außerdem noch drei Dutzend […] Herzliche Grüße, Mutter."

Eierfreuden im Salzburger Bürgerspital im 16. Jahrhundert

Jeder Pfründner, das heißt jede Bewohnerin bzw. Bewohner des Salzburger Bürgerspitals erhielt zum Osterfest 18 Ostereier. Das geht aus Aufzeichnungen des Salzburger Bürgerspitals, dem ersten und ältesten Salzburger Senioren- und Pflegeheim für begüterte Salzburger Bürgerinnen und Bürger, aus dem Jahr 1573 hervor. Die Eier stammten aus Spenden und "Eierstiftungen" der Bürgerinnen und Bürger für "Seelgeräte", also für Messen und Andachten für die verstorbenen Angehörigen und die "armen Seelen im Fegefeuer". Bis zu 4.000 Eier jährlich wurden auf diesem Wege gestiftet.

Eierdienst und Hennkreuzer

Seit dem Mittelalter wurden die in der Fastenzeit gelegten Eier gesammelt und als "Eierdienst" oder Zins an die Grundherren abgeliefert, also eine sogenannte Naturalsteuer. Umgekehrt erhielten die Untertanen von der Obrigkeit einen Naturallohn zu Ostern. Aufzeichnungen belegen, dass um 1900 die Dienstboten zu Ostern in diesem Sinne zwölf Stück Ostereier erhielten und jedes Patenkind von seinen Patinnen oder Paten sechs Ostereier, ein Osterbrot und ein Geldgeschenk.

Das rote Osterei

Seit dem Mittelalter wurden in den Klöstern die Eier gefärbt, besonders mit roter Farbe als Hinweis auf das "Blut Christi", also den Kreuzestod, der die Auferstehung und Erlösung von der Erbsünde bedeutet. Während in den Klosterküchen Krapprot und Chenillerot, sehr teure Farben, verwendet wurden, färbte die Bevölkerung mit Zwiebelschalen, Hollunderabsud und roten Rüben die Eier. Rote Eier bedeuten in fast allen Kulturen einen Neubeginn, aufkeimendes Leben und Fruchtbarkeit, so auch in China und Japan oder Persien.

Antlass-Eier als Segensbringer und Abwehrzeichen

Den sogenannten "Antlass-Eiern", den am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gelegten Eiern, kommt eine besondere Bedeutung zu. Ihren Namen beziehen sie vom Gründonnerstag, dem "Antlasstag" – in Salzburg vielfach "Weichenpfinztag" (von Weihe). Bis ins späte Mittelalter war dies der Tag der Entlassung aus der Kirchenbuße, an dem nach der Abendmahlfeier die Glaubensanwärter erstmalig die Kirche betreten und sich auf die Taufe am Karsamstag vorbereiten durften.

Die Antlass-Eier werden vielfach speziell für die Speisenweihe und den Verzehr am Ostersonntag verwendet. Diese Eier oder auch nur deren Schalen dienen nach der Weihe auch als Segensbringer und Abwehrzeichen gegen Krankheit, Unglück, Unwetter oder Naturkatastrophen.

Eierpecken

Aus der Landeshauptstadt ist überliefert, dass sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Kollegienplatz in den Wochen vor Ostern, besonders an den Sonn- und Feiertagen vormittags, hunderte junge Burschen mit Eierpecken und Kreuzerwerfen vergnügten. Dabei wurde aber oft auch geschwindelt: Manche verwendeten ausgeblasene, mit Pech gefüllte Eier oder Perlhuhneier, die eine bedeutend stärkere Schale haben. Auch sehr alte, hartgewordene Eier wurden benutzt. Das "Eierpecken" und wohl auch das Schwindeln, blieben bis heute erhalten. Allerdings häufig ohne Konsequenzen, denn auch der Verlierer darf sein beschädigtes Ei behalten.


Quelle: Land Salzburg



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