Salzburg: Was wir gegen sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz tun können

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20 Okt 17:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Strategien gegen sexuelle Belästigung waren das Hauptthema der 18. Konferenz der österreichischen Gleichbehandlungsbeauftragten

Die Gleichbehandlungsbeauftragten der Länder, Städte und Krankenanstalten tagten Anfang dieser Woche in Salzburg zum Thema "sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz". Bei dieser 18. Konferenz referierte Psychoanalytikerin Margret Aull zur Dynamik und den Folgen von sexualisierten Übergriffen am Arbeitsplatz. Rechtswissenschafter Univ.-Prof. Klaus Firlei hinterfragte kritisch die Wirksamkeit der bestehenden rechtlichen Maßnahmen unter dem Titel: "Haben wir ein Gesetz mit scharfen Zähne oder doch nur einen Papiertiger?"

Offen darüber reden

"Sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein absolutes No-Go. Diese Übergriffe am Arbeitsplatz können nach dem Gleichbehandlungsgesetz und je nach Schwere zudem strafrechtlich verfolgt werden. Es ist höchst an der Zeit, dass wir alle endlich offen darüber reden. Zu oft wird geschwiegen. Nacktfotos per Mail, schlüpfrige Witze, mehrfaches Drängen zum gemeinsamen Essen oder scheinbar zufällige Berührungen müssen nicht akzeptiert werden. Wir brauchen hier ein offenes Gesprächsklima. Frauen und Männer sollen sich überall und so auch am Arbeitsplatz respektvoll begegnen können", betonte Landesrätin Martina Berthold bei der Veranstaltung.

Angriff auf die Menschenwürde

Sexuelle Belästigung betrifft auch heute vorwiegend Frauen und ist ein massiver Angriff auf die Menschenwürde. Diese Grenzüberschreitungen werden durch die meist ungleichen Machtverhältnisse an den Arbeitsplätzen begünstigt. Bei sexuellen Übergriffen wird die Integrität verletzt. Oftmals schweigen Opfer jedoch aus Schuld und Scham und viele sexualisierte Übergriffe fallen dadurch "unter den Tisch". Vielfach kommt es zudem im Alltag zu einer Opfer-Täter-Umkehr. Dabei wird paradoxerweise nicht die Tat selbst, sondern das Aufdecken der Tat als verwerflich gesehen. "Bei der Überprüfung von Gleichbehandlungsbeschwerden muss allen Widersprüchen und Ungereimtheiten unbeirrt nachgegangen werden. Vor allem bei sexualisierten Übergriffen muss das vermeintlich Unglaubliche angenommen werden. Es braucht hier Gutachterinnen und Gutachter, die genau hinhören und hinschauen", so Berthold.

Firlei: Endlich öffentliches Bewusstsein schaffen

Gesetzliche Sanktionen der Gleichbehandlungsgesetze sind wichtig, aber in der Praxis greifen diese erst zu spät. Oft haben die Opfer bereits ihren Arbeitsplatz verloren. "Österreich ist, was die Problematiken Rassismus, Gleichstellung von Frau und Mann sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie leider noch immer schlecht aufgestellt. Tatsächlich bestehen in Österreich vielerorts patriarchalische Gemeinschaften bzw. Parallelgesellschaften, die sexuelle Belästigungen im Alltag verharmlosen", betonte Firlei, der zudem die Rolle von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die Pflichten der Arbeitgeberin bzw. des Arbeitgebers erörterte.

In seinem Resümee unterstrich Firlei, dass es mehr Bewusstsein in der Öffentlichkeit zum Thema der sexuellen Belästigung braucht. "Wir brauchen Kampagnen aller Art, die für das massive Problem der sexuellen Belästigung in ihrer vollen Tragweite thematisieren", so Firlei: "Und wir brauchen endlich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wie auch eine Arbeiterkammer und Gewerkschaften, die hier mehr machen."


Quelle: Land Salzburg



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