Salzburg: Großer Kunstpreis des Landes für Editta Braun

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Foto: Zaboitzeff Gouveia
11 Okt 07:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Schellhorn: Auszeichnung für eine Pionierin des zeitgenössischen Tanzes in Österreich

Editta Braun erhält den mit 15.000 Euro dotierten Großen Kunstpreis des Landes Salzburg, der in der Sparte Darstellende Kunst vergeben wird. Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn wird der Choreographin, Tänzerin, Tanzpädagogin sowie Gründerin und Leiterin einer Salzburger Tanzkompanie die Auszeichnung bei der großen Kunstpreisverleihung am 28. November in der Salzburger Residenz überreichen.

Der Große Kunstpreis wird heuer erstmals für Darstellende Kunst vergeben – ein Ergebnis der von Landesrat Schellhorn initiierten Neugestaltung der Preislandschaft im Vorjahr. Wie für Musik, Literatur und Bildende Kunst wird damit alle vier Jahre eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die mit konsequenter Arbeit viele Jahre hindurch die Tanz- oder Theaterszene Salzburgs geprägt hat, immer noch prägt und über die Landesgrenzen hinaus wirkt.

"Ich gratuliere Editta Braun herzlich und freue mich, ihr den großen Kunstpreis des Landes Salzburg überreichen zu können. Editta Braun gilt als Pionierin der zeitgenössischen Tanzszene, setzte der darstellenden Kunst viele Impulse und erreichte weitreichende Anerkennung. Der Große Kunstpreis ist die höchste Auszeichnung des Landes Salzburg für darstellende Kunst und ein Anerkennungspreis für das bisherige Werk von Editta Braun", so Schellhorn, der sich bei der unabhängigen Jury bedankte.

Der Beschluss der Jury (Hannah Crepaz, Martin Gruber, Eva Halus) war einstimmig. Die Jury würdigt damit eine Pionierin des zeitgenössischen Tanzes in Österreich und eine der Begründerinnen der Salzburger Tanzszene: 1982 hat Editta Braun – damals mit Beda Percht – das Performancekollektiv "Vorgänge" ins Leben gerufen, drei Jahre später die nach ihr benannte Kompanie. Seither sind 30 Produktionen entstanden, ab 1996 in enger Zusammenarbeit mit dem Musiker Thierry Zaboitzeff. Seit den 1980er Jahren prägt die Tänzerin und Choreographin durch ihre Arbeit die Freie Szene in Salzburg.

Für die Jury ausschlaggebend ist unter anderem, dass Editta Braun eine der ersten frei produzierenden Künstlerinnen war. Über die Jahre hat sie eine sehr persönliche, vor allem expressiv, theatrale Ästhetik entwickelt. Darüber hinaus, u.a. die der Rolle der Frauen in verschiedenen Kulturen. Die Choreographin scheut die Auseinandersetzung mit großen Themen nicht, sie kombiniert sie mit viel Humor, Selbstironie eingeschlossen.

Außerdem hebt die Jury die Bedeutung von Editta Braun als Motor für die Tanzszene und deren Vernetzung hervor – u.a. durch die Gründung des Tanz-House Festivals in Salzburg und ihre Mitwirkung bei ähnlichen Veranstaltungen wie der Szene Salzburg, von Impulstanz Wien oder dem Brucknerfest in Linz – sowie die Relevanz ihrer Arbeit für den Nachwuchs. Durch die Einbindung von Absolventen und Absolventinnen von SEAD für eigene Produktionen stärkt sie die Salzburger Tanzszene und verhindert "Abwanderung". Die Jury würdigt auch das soziale Engagement von Editta Braun: In Afrika und Asien hat sie in Projekten mit der heimischen Szene die mitteleuropäische Tanz- und Theatertradition mit jener außereuropäischer Kulturen verbunden.

Durch die Gastspielreisen ihrer Kompanie nach Paris, Brüssel, Athen oder Luxemburg, aber auch bis nach China, Indien oder den Senegal stärkt sie das Renommee Salzburgs im Tanz. Ihr Wissen gab und gibt sie als Dozentin u.a. innerhalb der Tanzwochen Wien, der Staatsoper sowie aktuell an der Universität Salzburg und der Anton Bruckner Privatuniversität Linz weiter.

Braun: "ich freue mich wie ein frischlackiertes Hutschpferd"

"Ich bin gegen Wettbewerb in der Kunst. Kunst ist nicht messbar, nicht vergleichbar, keine Sportart. Auch Preise haben etwas Eigenartiges - wer hätte sie nicht verdient? Aber Anerkennung ist so wichtig wie der Bissen Brot und diese Ehrung ist schon ein mehrgängiges Festmahl. Und da freut es die Künstlerin natürlich, wenn es ausgerechnet sie trifft - als 'Pionierin des zeitgenössischen Tanzes'. Und ich freue mich wie ein neues Fufzgerl, wie ein Weißfisch im Attersee, wie ein frischlackiertes Hutschpferd", kommentiert Editta Braun die Entscheidung der Jury.

Die darstellende Kunst habe heftige kommerzielle Konkurrenz und sei flüchtig, sei nach dem Spiel abgespielt, habe es schwer, Spuren zu hinterlassen, so die Preisträgerin weiter. "Ein Preis als Würdigung ist so eine Spur, erst recht für den zeitgenössischen Tanz. Er ist noch immer eine zarte Pflanze. Danke fürs Gießen im Allgemeinen und den Dünger für meine Arbeit und die meiner Company im Besonderen. Denn, das ist mir sehr wichtig, eine solche langjährige Entwicklung kann nur im Team, in der Zusammenarbeit, in der Gemeinsamkeit passieren. Also sehe ich es so, dass der Preis auch stellvertretend an jene geht, die mit mir all diese Wege gegangen sind. Und das sind viele außergewöhnliche Menschen. Das Hutschpferd freut sich auch sehr persönlich: ausgerechnet hier, wo ich typische oberösterreichische Salzburgerin seit 1976 lebe und arbeite, in diesem Land, das nicht still steht, breitet es Samt über die Seele, hier eine Form von Dankeschön zu erleben."

Biografie der Preisträgerin

Editta Braun ist 1958 in Vöcklabruck geboren, erhielt eine klassische Ballettausbildung, lernte Klavier, studierte Germanistik und Sportwissenschaft in Salzburg und absolvierte eine Tanz- und Schauspielausbildung in New York und Paris. 1982 gründete sie das Performancekollektiv Vorgänge (mit Beda Percht) und 1989 die editta braun company Salzburg. Seit 1996 gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Thierry Zaboitzeff (Musik, Komposition). Braun ist Lektorin an der Universität Salzburg sowie Dozentin an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz. 2014 wurde ihr der Internationale Preis für Kunst und Kultur der Stadt Salzburg zuerkannt.

Tanz_house Herbst vom 17. bis 29. Oktober

Die Gelegenheit, eine Produktion von Editta Braun zu sehen, gibt es beim Festival Tanz_house Herbst vom 17. bis 29. Oktober in Salzburg, das in diesem Jahr von der Preisträgerin kuratiert wird. Ihre eigene neue Produktion "Close Up 2.0" feiert am 28. Oktober Premiere. Bei tanz_house handelt es sich um einen Zusammenschluss freischaffender Choreographinnen und Choreographen mit Lebensmittelpunkt Salzburg.


Quelle: Land Salzburg



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