Salzburg: Die „Herrin“ über die Führerscheine

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Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
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17 Aug 11:00 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Seit 25 Jahren ist Elke Faißner im Landesdienst / In der Bezirkshauptmannschaft St. Johann dreht sich bei ihr alles um den rosa „Lappen“

(LK) Der seit 2006 kein „Pappendeckel“ oder „Lappen“ mehr ist, sondern vielmehr im Scheckkartenformat daherkommt, aber immer noch in dezentem Rosa. Das Team der Führerscheinstelle im Pongau wickelt pro Jahr zirka 6.000 Verfahren ab. Ungefähr 25 Mal pro Monat kommt es zum Führerscheinentzug, aus verschiedenen Gründen. Nach einem Vierteljahrhundert Landesdienst gewährt Elke Faißner tiefe Einblicke in den Amtsalltag.

Tränen sieht sie oft. Bei Führerschein-Neulingen sind es meist welche der Freude, außer sie sind durch die Prüfung gerasselt. Geweint wird auch manchmal, wenn die Lenkberechtigung entzogen wird, bei älteren Menschen mitunter für immer. „Das geht mir nahe, denn den betagten Leuten wird oft die letzte Mobilität genommen. Aber es hilft nichts, wenn es für sie selber und andere zu gefährlich wird, weil es gesundheitlich nicht mehr geht“, erzählt die St. Johannerin, die wir hier mit einem Augenzwinkern „Herrin der Führerscheine“ nennen, denn alles läuft streng nach Gesetz. Mit viel Routine und Erfahrung wickelt sie die Verfahren ab, die Palette reicht von Entziehungen über Theorieprüfungen und Qualitätssicherung in den Fahrschulen bis hin zu Nachschulungen.

Erfahrung der „alten Hasen“ und neue Perspektiven der Jungen

Personallandesrat Josef Schwaiger hat Elke Faißner vor kurzem für 25 Jahre im Landesdienst geehrt und er betont: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedensten Funktionen sind das Gesicht des Landes. Der Landesdienst ist so vielfältig wie kaum ein anderes Unternehmen. Eine wesentliche Herausforderung ist es, die Erfahrung der ,alten Hasen‘ an neue Kollegen weiterzugeben, denn in den nächsten Jahren findet auch bei uns ein Generationenwechsel statt. Das Zusammenspiel der Routine von Mitarbeiterinnen wie Frau Faißner mit neuen Blickwinkeln der nächsten Generation birgt viel Potenzial. Genau das werden wir nutzen.“

Seit 37 Jahren unfallfrei

Elke Faißner selber hat ihren Führerschein seit 1981 und ist seither unfallfrei. Offenbar nimmt sie ihre Vorbildwirkung ernst. Vor ein paar Jahren hat sie sich die Fahrerlaubnis in Scheckkartenformat geholt, weil „mich die Polizisten bei einer Kontrolle wegen meines ursprünglichen Fotos mit 80er-Jahre-Fönfrisur auf den Arm genommen haben“, lacht die Landesmitarbeiterin. Ihren alten „Lappen“ hat sie immer noch zu Hause – entwertet, aber auf jeden Fall ein Zeitdokument.

Kuriose Fälle und kreative Ausreden

Zuerst zehn Jahre Strafamt, dann 15 Jahre Führerscheinstelle, zu erzählen hat sie jede Menge. „Eine der besten Ausreden für zu viel Alkohol hinter dem Steuer hatte einmal ein junger Mann. Er gab zu, auf dem Hüttschlager Zeltfest gewesen zu sein. Dort war die Luft angeblich so alkoholgeschwängert, dass er alleine vom Einatmen bei der späteren Messung durch die Polizei über ein Promille hatte“, erzählt die von der Steiermark „zuagroaste“ Pongauerin. Und vor kurzem ist eine Putzfrau als Geisterfahrerin auf der Autobahn gelandet, weil sie immer eine Betriebsauffahrt zu einer Baustelle genutzt hatte, um zu den Containern zu gelangen. Auf einmal war die Baustelle weg und sie in der falschen Richtung unterwegs, aber es ging alles glimpflich aus.“

Auf dem Land ist der Führerschein ein Stück Freiheit

In den ländlichen Regionen bedeutet der Führerschein nach wie vor ein Stück Freiheit, die meisten Jugendlichen machen ihn so schnell wie möglich. „Fahren und mit der Ausbildung beginnen darf man mit 15,5 Jahren. Die meisten ziehen das durch, um möglichst bald mobil zu sein - zuerst mit dem Moped, dann mit dem Auto“, weiß Faißner. Weil die Fahrerlaubnis das Um und Auf ist, spielen sich dementsprechend rund um das Thema wahre Dramen ab. „Eine Entziehung ist nie leicht. Besonders, wenn jemand aggressiv wird, nehme ich das auch mal in Gedanken mit nach Hause. Zum Glück kommt das aber nicht oft vor.“

Jetzt kommt die begehrte rosa „Scheckkarte“ per Post

Weniger geworden sei der direkte Kontakt zu den Menschen, sagt die Bezirkshauptmannschaft-Mitarbeiterin. Früher habe man die neu ausgestellten Führerscheine noch als Serviceleistung zur Fahrschule in Radstadt gebracht, wo immer erleichterte und freudige Gesichter warteten. Jetzt kommt die „Lizenz zur Freiheit auf der Straße“ per Post. Die Arbeit in der Führerscheinstelle hat sich also verändert, unersetzbar ist sie aber nach wie vor.


Quelle: Land Salzburg



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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