Salzburg: Barrierefreiheit beginnt im Kopf

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Foto: LMZ/Neumayr/MMV
21 Sep 15:46 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Schellhorn: Salzburg und Österreich haben Aufholbedarf / Barrierefreiheit ist essentiell und sollte selbstverständlich sein

Wie sieht eine barrierefreie Gesellschaft aus? Was bedeutet barrierefreies Leben generell? Sozialreferent Landesrat Heinrich Schellhorn und Hansjörg Hofer, Anwalt für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderung, luden dazu heute, Donnerstag, 21. September, zum Gespräch ins Salzburg Museum ein. Dieses Museum erhielt 2016 den Österreichischen Inklusionspreis. Themen dabei waren unter anderem: Barrierefreiheit in Österreich, Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen, Verbesserungen dieser durch die Persönliche Assistenz, die seit einem Jahr in Salzburg angeboten wird, Arbeitsschwerpunkte der Bundes-Behindertenanwaltschaft sowie barrierefreie Angebote des Salzburg Museums.

Kultur ohne Barrieren

"Wir treffen uns heute mit dem Anwalt für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderung, Hansjörg Hofer, nicht ohne Grund im Salzburg Museum", so Schellhorn: "Das Salzburg Museum ist ein Vorzeigebeispiel was Barrierefreiheit in der Kultur betrifft, viele andere öffentliche Einrichtungen sollten nachziehen. In Salzburgs Kulturlandschaft ist bereits vieles passiert. Salzburgs Museen und Kultureinrichtungen gehen Barrierefreiheit offensiv an und machen in Sachen Barrierefreiheit große Schritte."

Barrierefreiheit im Salzburg Museum

Das Salzburg Museum bietet bereits seit 2006 Führungen für Menschen mit Behinderungen an sowie regelmäßige Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu diesem Thema, das in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat – sowohl in der Gesetzeslage als auch in der Gesellschaft. Auch in Museen werden sukzessive auch "unsichtbare" Barrieren beseitigt. Früher lag der Fokus auf dem Abbau baulicher und "physischer" Barrieren für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen, heute geht es verstärkt auch um Sensibilisierung und den Abbau von "Barrieren im Kopf. Im Salzburg Museum ist für den Bereich Barrierefreiheit seit 2014 Nadja Al Masri-Gutternig zuständig. Seit dem Ausbau des Programms für blinde, sehbeeinträchtigte und gehörlose Menschen gibt es regelmäßig Führungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Eine barrierefreie Homepage wurde erstellt, Leichte Sprache sowohl in Führungen als auch bei Ausstellungstexten eingeführt. Gebärdensprachvideos zu sämtlichen Dauerausstellungen sind derzeit in Arbeit.

Perspektivenwechsel für alle Beteiligten gewinnbringend

Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum, erklärt: "Barrieren sukzessive abbauen ist ein großer Lernprozess, dem sich das Team des Salzburg Museum nun seit einigen Jahren stellt. Dieser Perspektivenwechsel ist für alle Beteiligten gewinnbringend. Wir werden uns auch in den nächsten Jahren diesem Lernprozess stellen und das Angebot für Menschen mit Behinderungen noch weiter entwickeln und verbessern".

Allein im Jahr 2016 verzeichnete das Salzburg Museum bei seinen "Barrierefreien Führungen" rund 140 Besucherinnen und Besucher. Auch an den privat gebuchten Führungen kann man ein steigendes Interesse ablesen. Das Salzburg Museum bemüht sich um eine enge Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen, um auf den Bedarf dieser Gruppen genauer eingehen zu können.

Aktionswoche "Museen barrierefrei!" im Oktober

Im Oktober wird erneut die Aktionswoche "Museen barrierefrei!" stattfinden. Vom 14. bis zum 20. Oktober bieten verschiedene Salzburger Museen einen Einblick in ihre vielfältigen Programme und kostenlose barrierefreie Führungen.

Barrierefreiheit für alle

Menschen mit Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl, Krücken, Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen, Kinder und Jugendliche, oder Menschen mit Lernschwierigkeiten – sie alle stoßen in Museen, in anderen kulturellen Einrichtungen und generell in ihrem Lebensalltag oft an Grenzen: an Grenzen der Lesbarkeit von Texten, an die Grenze der Erreichbarkeit, wenn kein barrierefreier Zugang gegeben ist, an die Grenze der Inhaltsvermittlung. Seit einigen Jahren arbeitet das Land Salzburg – nicht nur in der Kultur - stetig daran, das Bundesland barrierefreier zu machen. Grundstein legte ein Landtagsantrag im Jahr 2010 für eine Salzburger "Offensive Barrierefreiheit". Darin wurden in allen Ressorts, Schritte und Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit in Salzburg verlangt.

Salzburger Offensive Barrierefreiheit

"Als Landesrat für Kultur und Soziales, ist mir die Barrierefreiheit ein besonders wichtiges Anliegen. Menschen mit und ohne Behinderungen profitieren von barrierefreier Gestaltung: Schwer zu öffnende Türen, klein gedruckte Texte, schlecht ausgeleuchtete Räume, fehlende Orientierungshilfen und mangelnde Sitzgelegenheiten sind allgemeine Hemmnisse. Es geht bei Barrierefreiheit letztlich um ein universelles Design, das niemanden mehr ausschließt und die Lebensqualität für alle verbessert. Von der Salzburger Offensive Barrierefreiheit profitieren alle Menschen", so Schellhorn.

Maßnahmenpaket zur Barrierefreiheit

Hansjörg Hofer betonte: "Wir sollten uns alle überlegen, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der rund 15 Prozent der Menschen ausgeschlossen sind. Barrierefreiheit ist ein Muss für Menschen mit Behinderung, aber ist ein Gewinn für alle." Bei seinem Besuch heute stellte er auch sein Maßnahmenpaket für die künftige Regierung vor. Die Behindertenanwaltschaft vertritt mehr als eine Million Österreicherinnen und Österreicher.

Sozial- und Kulturreferent Schellhorn sicherte bei dem Gespräch seine volle Unterstützung bei Hansjög Hofers Katalog zu, "da sich die Maßnahmen mit meinen decken, etwa die Dringlichkeit eines Inklusionsfonds, eine Öffnung der Sonderschulen für alle Kinder, eine bundeseinheitliche Regelung von Persönlicher und Freizeit-Assistenz sowie echtes Geld für echte Arbeit, statt Taschengeld in Werkstätten. Wenn ein politischer Wille da ist, werden Wege geöffnet, etwas zu verändern." Einig sind sich Hofer und Schellhorn auch darin, dass Menschen mit Behinderungen österreichweit gleichbehandelt werden beziehungsweise die gleichen Rechte und Ansprüche bekommen müssen.

Schellhorn abschließend: "Barrierefreiheit ist für alle Menschen essentiell und sollte längst normal sein. Barrierefreiheit beginnt bei jeder und jedem einzelnen im Kopf. Das Salzburg Museum geht dabei mit gutem Beispiel voran."


Quelle: Land Salzburg



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