Salzburg: Aufbruch zu neuen Ufern

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25 Mär 12:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Schellhorn: Unter neuer Leitung startet das Salzburger Freilichtmuseum in die Saison 2017

Das Salzburger Freilichtmuseum öffnet morgen, Samstag, 25. März, wieder seine Pforten. "Der diesjährige Saisonbeginn ist mehr als nur ein Aufsperren nach der winterlichen Schließzeit. Nach 29 Jahren betritt mit Michael Weese erstmals wieder ein neuer Direktor die Museumsbühne in Großgmain. Wir dürfen gespannt sein auf die neuen inhaltlichen und programmatischen Ausrichtungen", sagte Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn heute, Freitag, bei einem Informationsgespräch im Freilichtmuseum.

"Das Salzburger Freilichtmuseum ist eine große und wichtige Perle in der Kette von Regionalmuseen in Salzburg. Es vermittelt lebensnah und auf eine spannende Weise unsere Sozialgeschichte. Daneben ist es auch ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und bietet altersgerechte Angebote. Das macht das Freilichtmuseum zu einem Paradebeispiel für gelungene kulturelle Bildung für alle Altersgruppen", so Schellhorn weiter.

Seit seiner Eröffnung hat sich das Salzburger Freilichtmuseum zum österreichweit größten und besuchsstärksten Museum seiner Art entwickelt. Hier werden charakteristische Beispiele der ländlichen Bautradition Salzburgs erhalten und vermittelt sowie zugleich historische Handwerkstechniken dokumentiert. "Dieser Weg wird sicher fortgesetzt. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, Veränderungen im ländlichen Raum stärker zu thematisieren und zu zeigen", betonte Michael Weese.

Das Freilichtmuseum richtet seinen Blick daher nicht mehr nur auf die alleinige Bewahrung historischer Bauten, sondern auch auf deren Wandel. Michael Weese: "Neue soziale und wirtschaftliche Faktoren verändern die Lebensumstände und damit die Lebensweisen, was wiederum Auswirkungen auf Bau- und Wohnweisen hat." Der Fokus wird daher auch auf Bau- und Wohnbeispiele der jüngeren Vergangenheit liegen.

Als wichtigen Baustein in der Museumsarbeit nennt Weese die Kooperation mit anderen Institutionen: "Das Freilichtmuseum hat großes Interesse an einem regen Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Kultur und Kunst. Solche Dialoge und Kooperationen ermöglichen andere, neue Fragestellungen und bedeuten einen unverzichtbaren Baustein zur Qualitätssicherung des Freilichtmuseums."

Aufgrund dieser teilweisen Neuausrichtung im Salzburger Freilichtmuseum ergeben sich für die kommende Zeit fast zwangsläufig neue inhaltliche Themenkreise.

Neues Projekt 2017/2018: Umfassende Begleitung und Dokumentation beim Bauprojekt "Rainerkeusche"

Es gibt wieder ein Bauprojekt. Heuer im Sommer wird die "Rainerkeusche" in der Lungauer Gemeinde Ramingstein abgetragen. Gleich darauf wird mit dem Wiederaufbau im Freilichtmuseum begonnen. Vor dem eigentlichen Abbau werden zum Gebäude selber und zum Leben im Haus umfangreiche Forschungsarbeiten geleistet. Dazu zählen Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ebenso wie Archivarbeit im Salzburger Landesarchiv und eine dendrochronologische Untersuchung zur Altersbestimmung.

Das Projekt an sich ist für das Museum ein Klassiker, die Aufarbeitung enthält aber neue Perspektiven. Im Vordergrund der Arbeit steht die ganzheitliche Darstellung der Hausübertragung. Das Ergebnis wird einerseits eine Dokumentation der Arbeit hinter den Kulissen beinhalten, zum anderen erhält der sozialgeschichtliche Aspekt einen besonderen Schwerpunkt. Das Projekt wird in Kooperation mit dem ORF Landesstudio Salzburg erarbeitet. Außerdem werden die Geschichte und die Geschichten im und rund um das Haus in einer ausführlichen Begleitpublikation dokumentiert. Die "Rainerkeusche" soll auf diese Weise zu einem exemplarischen Zeugen regionaler Kulturgeschichte werden. Hauseröffnung und Buchpräsentation finden im Herbst 2018 statt.

Holzlagerhütte als Schaudepot

Das Freilichtmuseum besitzt unzählige Gerätschaften, die im Sammlungsdepot gelagert werden und damit nicht öffentlich zugänglich sind. Mit der Holzlagerhütte der Tischlerei Schwarz aus Salzburg-Gneis wurde ein geeigneter Bau aus den 1930er Jahren gefunden, der als Schaudepot adaptiert wird und so den Besucherinnen und Besuchern Entwicklungen der Mechanisierung in der Landwirtschaft näherbringen kann.

Projekt Fremdenverkehr

"Urlaub am Bauernhof" gilt heute – besonders für Familien mit Kleinkindern – als eine etwas andere und erfolgreich vermarktete Variante, entspannte Ferien auf dem Land zu verbringen. Die professionelle Zimmervermietung auf Bauernhöfen besteht spätestens seit den 1960er Jahren. Damals lief dieses Zusatzeinkommen unter den verheißungsvollen Bezeichnungen Fremdenzimmer und Fremdenverkehr.

Das Freilichtmuseum ist bestrebt, die musealen Kernaufgaben näher an die heutige Zeit heranzuführen. Das bedeutet, dass gesellschaftliche und bauliche Veränderungen auf dem Land (wie Privatzimmervermietung, Lagerhaus oder Landdiskothek) verstärkt berücksichtigt werden sollen. Als erstes widmet sich das Freilichtmuseum der Geschichte der bäuerlichen touristischen Zimmervermietung. Ziel ist es, diese Periode des bäuerlichen Zuverdienstes im Freilichtmuseum abzubilden. Erste Sammlungsaufrufe des Museums zum Thema Fremdenzimmer-
einrichtung und dazu gehöriges Accessoire aus dieser Zeit waren unerwartet erfolgreich.

Holzbadewanne und Plumpsklo

Die meisten Besucherinnen und Besucher verbinden das Freilichtmuseum mit alten Bauernhäusern und volkskulturellen Veranstaltungen. Die in der heurigen Saison erstmals angebotenen Themenführungen sind eine Einladung an all jene, die ihr Wissen über den ländlichen Alltag im 19. Jahrhundert vertiefen möchten. Die Museumsvermittlung macht damit die alltäglichen Lebenswelten und Haus-
geschichten stärker zum Thema.

Von Mai bis Oktober gibt es an 19 Sonntagen Führungen, die sich mit Themen wie "Hygiene vor 150 Jahren", "Was wurde vor 200 Jahren gekocht?" oder "Altersversorgung im Wandel der Zeit" beschäftigen. Die Führungen werden in offener Weise, das heißt ohne Reservierung, angeboten.

Erste Kooperationen mit anderen Einrichtungen

Konkrete Projekte mit anderen Salzburger Einrichtungen: Heuer wird gemeinsam mit dem Salzburger Landesinstitut für Volkskunde und dem Salzburg Museum ein Ausstellungsbeitrag zum Gedenkjahr an den Anschluss 1938 gestaltet.

Gemeinsam mit der Galerie im Traklhaus werden Fotokunstschaffende eingeladen, jene Orte im Land Salzburg aufzusuchen, von denen die im Freilichtmuseum aufgestellten Häuser stammen. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche baulichen Veränderungen sich am ursprünglichen Standort nach der Haus-
übertragung ergeben haben.

Neue Publikation über das Bachhäusl

Neu in der Schriftenreihe des Museums ist als Band 24 eine Dokumentation über das "Bachhäusl" aus Thumersbach erschienen. Das Haus wurde bereits 1990/1991 im Freilichtmuseum aufgebaut. Es handelt sich dabei um kein idealtypisches "stolzes, mächtiges" Bauernhaus, sondern es ist eines jener vielen Kleinbauernhäuser, die die Kulturlandschaft des Pinzgaus bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts prägten. Die Historie des Bachhäusls steht auch stellvertretend für die Alltags- und Sozialgeschichte ländlicher Unterschichten.

Veranstaltungen mit neuen Inhalten

Zu den bereits bewährten und beliebten Publikumsveranstaltungen gesellen sich 2017 die Veranstaltungen "Hinter den Kulissen" und "Stubenhocken". Bei ersterer können die Besucherinnen und Besucher einen Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit werfen, das Sammlungsdepot besichtigen und die vielfältigen Arbeitsfelder des Museumsteams kennenlernen. "Stubenhocken" heißt die Schlussveranstaltung am 5. November. Zum Saisonausklang werden in verschiedenen Bauernhausstuben beim Zusammenhocken kleine feine Programme mit Musik, Gesang, zum Zuhörern und Zuschauen zelebriert. Der private Innenraum bäuerlicher Wohnhäuser wird so zum Schauplatz vielfältiger Stubenkulturen.

Auch zum Salzburger Museumswochenende im Mai gibt es Neuigkeiten. Das Freilichtmuseum hält ein interkulturelles Spielefest ab, bei dem Kinderspiele aus Salzburg und allen anderen Teilen der Welt gezeigt und gespielt werden. Das Museum bemüht sich in diesem Zusammenhang, das Spielefest gemeinsam mit Flüchtlingsfamilien zu gestalten.

Wieder aufgenommen ins Jahresprogramm wurden die Klassiker wie das Maibaumaufstellen, der Handwerkertag, das Kinderfest (dieses feiert im heurigen Jahr seinen 20. Geburtstag) und der Museumskirtag. Ebenfalls wieder im Programm findet man den von der Stieglbrauerei gesponserten Musik-Brunch, der heuer an vier Sonntagen in Zusammenarbeit mit dem Musikum Salzburg abgehalten wird.

Neu: Das Freilichtmuseum auf Facebook

Auch das Freilichtmuseum hat sich nunmehr dazu entschlossen, seine Qualitäten über Facebook in die Welt hinauszutragen. Aller Anfang ist schwer, aber Inhalte und Fangemeinde werden stetig wachsen.

Neue Gastroküche und gratis WLAN-Hotspot

Arbeiten zur Infrastruktur, die im Hintergrund geschehen, finden in der Öffentlichkeit meist wenig Beachtung. Während der Schließzeit wurden im Freilichtmuseum zwei wichtige Projekte auf Schiene gebracht, die pünktlich vor der Eröffnung fertiggestellt werden konnten.

Zum einen erhielt das Museumsgasthaus Salettl eine komplett neue und erweiterte Küche. Wie so oft bei Bauprojekten erfolgte die Übergabe an den langjährigen Museumswirt Rudi Wohland zeitlich punktgenau vor dem Eröffnungstermin. Die Abtragung des alten Küchentrakts und der in Eigenplanung entstandene Neubau wurden notwendig, da die alte Salettlküche im Kern noch auf das Jahr 1994 zurückgeht und damit aus der Anfangszeit der Museumsgastronomie stammt. Aus 37 sind jetzt 83 Quadratmeter geworden, neben einer komplett neuen Küchenausstattung entstanden zusätzlich Kühl- und Tiefkühlräume, ein Trockenlager, außerdem ein Sozialraum und eine Sanitäranlage für das Gastroteam sowie ein Büro. Wichtig für die Musemsgäste: Eine zweite Schankanlage und eine zweite Essensausgabe werden die Wartezeit in Spitzenzeiten verkürzen helfen.

Allein die Handwerker des Museums leisteten auf dieser Baustelle 6.000 Arbeitsstunden. Inklusive dieser Eigenleistung wurden in Bau und Infrastruktur rund 500.000 Euro investiert. Davon schulterte dankenswerterweise der Förderverein des Museums 100.000 Euro. Ein Unterstützungsbeitrag in Höhe von 15.000 Euro kam vom Salzburger Tourismusförderungsfonds. Stiegl übernahm zum Zeichen einer gelebten Partnerschaft sämtliche Kosten für die Kälte- und Schanktechnik.

Mit dem Neubau der Küche wurde auch gleich eine neue Zufahrt zur Gastronomie errichtet. Bisher erfolgten die Zulieferfahrten über die Museumswege und waren bei Museumsgästen immer wieder Anlass zum Ärgernis. Mit der direkten Zufahrtsmöglichkeit vom Werkplatz zum Gasthaus gehört dieser Kfz-Verkehr im Museumsgelände in Kürze der Vergangenheit an. Und was die Museumsgäste besonders freuen wird: Im Gastronomiebereich gibt es ab sofort einen kostenlosen WLAN-Hotspot.



Quelle: Land Salzburg



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