Salzburg: Abschließende Analyse und Dokumentation zur Nationalratswahl

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Foto: Wahl / Holger Lang / pixelio.de / Symbolbild
01 Nov 13:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

"Wahlsplitter" ergeben einige interessante Detailergebnisse

Nach Beschluss der Bundeswahlbehörde über die endgültigen Ergebnisse der Nationalratswahl 2017 einschließlich der Ergebnisse der Brief- beziehungsweise Wahlkartenwählerinnen und -wähler liegt seit heute, Mittwoch, 1. November, der abschließende Bericht der Landesstatistik Salzburg unter der Leitung von Gernot Filipp vor.

In der rund 200 Seiten umfassenden Dokumentation werden die Ergebnisse auf Bundes-, Landes-, Regionalwahlkreis-, Bezirks- und Gemeindeebene analysiert und anhand zahlreicher Grafiken visualisiert. Umfangreiche Tabellen zeigen die Ergebnisse im Detail, und zwar im Vergleich zur vorangegangenen Nationalrats- und Landtagswahl. Ein eigener, ebenfalls rund 50 Seiten starker Bericht enthält die Ergebnisse des Vorzugsstimmenverfahrens auf allen regionalen Ebenen.

Die beiden Berichte sind auf der Landes-Website unter Nationalratswahl 2017; endgültige Ergebnisse bzw. Nationalratswahl 2017; Vorzugsstimmen online verfügbar bzw. können als gedruckte Exemplare bestellt werden.

Neben den bekannten Ergebnissen bei dieser Nationalratswahl haben sich bei der Analyse auch noch einige interessante Ergebnisse aus den Gemeinden und Bezirken des Landes ergeben:

Ähnlichste und unähnlichste Ergebnisse in den Gemeinden

  • In den Gemeinden Puch, Oberalm und Golling wurde dem Landesergebnis am ähnlichsten gewählt, das heißt, es gab die geringste mittlere Abweichung zu den Anteilen der einzelnen Parteien. Diese drei Gemeinden waren auch bei der vergangenen Nationalratswahl 2013 unter den Top 5 der ähnlichsten Gemeinden gereiht.
  • Am unähnlichsten zum Landesergebnis war hingegen das Wahlverhalten in den Gemeinden Zederhaus, Schwarzach im Pongau und Untertauern. Zederhaus belegte 2013 den zweiten Platz unter den unähnlichsten Gemeinden.

Mehrheitsverhältnisse

  • Die SPÖ hält 2017 in nur noch sechs Gemeinden eine relative Mehrheit, 2013 war dies noch in 21 Gemeinden der Fall. In zwölf Fällen verliert sie an die ÖVP, in drei an die FPÖ. Eine absolute Mehrheit schafft die SPÖ in keiner der 119 Gemeinden.
  • Die ÖVP ist klarer Gewinner der Wahl und dies manifestiert sich auch in den Mehrheitsverhältnissen. Bereits 2013 lag die ÖVP mit 86 relativen und zwei absoluten Mehrheiten deutlich vor der SPÖ und der FPÖ. 2017 legt sie nochmals zu und hält nun bei 90 Gemeinden mit relativer und 14 Gemeinden mit absoluter Mehrheit.
  • Die FPÖ schaffte 2013 in zehn Gemeinden eine relative Mehrheit, nun sind es neun. Bei drei Gemeinden hielt zuletzt die SPÖ die relative Mehrheit, bei drei anderen die ÖVP. Die drei verbleibenden waren bereits 2013 Gemeinden, in welchen die FPÖ die relative Mehrheit innehatte.
  • ÖVP und FPÖ können gemeinsam in allen Gemeinden außer in Schwarzach im Pongau mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen auf sich vereinen. In 28 Gemeinden schaffen sie sogar eine Dreiviertel-Mehrheit, in weiteren 53 zumindest eine Zweidrittel-Mehrheit.
  • ÖVP und SPÖ schaffen es in 117 Gemeinden zumindest auf eine absolute Mehrheit, davon in 16 Gemeinden sogar auf eine Zweidrittel -Mehrheit. Nur in Werfenweng und Thomatal erreichen sie gemeinsam weniger als 50 Prozent der gültigen Stimmen.
  • In 37 Gemeinden bringen es FPÖ und SPÖ gemeinsam auf mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen. In Schwarzach im Pongau und Bürmoos erreichen sie eine Zweidrittel-Mehrheit.
  • In 104 Gemeinden ist die ÖVP stimmstärkste Partei, in neun Gemeinden die FPÖ und in sechs Gemeinden die SPÖ. Die Top-3 Platzierungen teilen sich die drei Parteien untereinander auf.
  • Die Grünen liegen meist auf Platz 6 oder 5 (gemeinsam mit Liste Pilz), nur in Oberndorf schaffen sie es (mit einer Stimme Vorsprung vor den NEOS) auf den vierten Platz.

Ergebnisse im Zeitvergleich

  • Für die SPÖ ist das Ergebnis bei der NRW 2017 das schlechteste seit 1945 im Land Salzburg. Bisher lag ihr Tiefpunkt in Salzburg bei 23 Prozent im Jahr 2013.
  • Die SPÖ landet damit im Land Salzburg erstmals nur auf dem dritten Platz. 1995 schaffte sie es zuletzt auf den ersten Platz.
  • Österreichweit ist die SPÖ nur knapp an ihrem schlechtestem Ergebnis vorbeigeschrammt, dieses „erreichte“ sie bei der Vorwahl im Jahr 2013 mit 26,8 Prozent
  • Bei der Nationalratswahl 2017 schafft es die ÖVP in allen 119 Gemeinden des Landes Salzburg hinzuzugewinnen.
  • Die ÖVP kann in Untertauern mit einem Plus von 21,1 Prozentpunkten (PP) salzburgweit ihren größten Zugewinn verzeichnen. Untertauern liegt damit österreichweit auf Platz 2, nur in Gersdorf an der Feistritz (Steiermark) kann die ÖVP mit einem Plus von 22,6 PP noch stärker zulegen. Platz 3 geht an Fusch an der Glocknerstraße.
  • Der absolute Abstand zwischen ÖVP und SPÖ hat in Salzburg bei Nationalratswahlen bisher maximal 47.250 Stimmen betragen (2002), nunmehr sind es 48.881.
  • Die FPÖ liegt zum zweiten Mal nach 1999 vor der SPÖ. Damals lag die FPÖ das erste und einzige Mal in Salzburg auch vor der ÖVP. Bundesweit erreichte sie noch nie mehr Stimmen als die SPÖ, vor die ÖVP war dies das erste und einzige Mal im Jahr 1999 der Fall.
  • Saalbach-Hinterglemm, Viehhofen und St. Veit im Pongau belegen österreichweit die Plätze 2,3 und neun jener Gemeinden mit den größten Verlusten für die FPÖ.
  • Die schwächste Gemeinde der Grünen ist Muhr, wo keine einzige Stimme für sie abgegeben wird. Österreichweit gibt es 17 Gemeinden, in denen die Grünen null Prozent „erreichen“.
  • Die Grünen erreichen mit dem Ergebnis bei der NRW 2017 das schlechteste Ergebnis seit ihrem erstmaligen Antreten im Jahr 1986. Bezieht man die Stimmen der Liste PILZ (3,5 Prozent) mit ein, so ist es ihr schlechtestes Ergebnis seit 1995 (5,6 Prozent).
  • Das schlechteste Bezirksergebnis in Salzburg muss die Liste PILZ mit zwei Prozent im Lungau hinnehmen; das schlechteste Bundeslandergebnis im Burgenland mit 2,8 Prozent.
  • Österreichweit gibt es elf Gemeinden in welchen die Liste PILZ null Prozent "erreicht" hat. Zwei davon liegen in Salzburg: Göriach und Tweng mit jeweils null Stimmen.
  • In acht Gemeinden erhalten die Liste PILZ und Grüne gleich viele Stimmen, in 63 Gemeinden (52,9 Prozent) liegt die Liste PILZ vor den Grünen. In Bad Gastein ist der Vorsprung der Liste PILZ auf die Grünen am ausgeprägtesten (2,0 PP), in Göriach liegen die Grünen 1,8 PP vor der Liste PILZ.
  • Österreichweit ist Saalbach-Hinterglemm jene Gemeinde, wo die FLÖ am besten abschneidet (131 Stimmen = 9,6 Prozent). Auf Platz 2 folgt Gramais in Tirol mit 4,2 Prozent.
  • Die Schwankungsbreite zwischen geringstem und höchstem Stimmanteil in den 119 Gemeinden ist für SPÖ und ÖVP mit 38,4 bzw. 38,5 Prozentpunkten in etwa gleich groß, allerdings auf einem jeweils unterschiedlichen Niveau: Während die ÖVP ihren minimalen Wert in Bürmoos mit 19,5 Prozent erreicht, liegt jener der SPÖ mit 7,1 Prozent (Filzmoos) doch deutlich darunter.

Wahlbeteiligung

  • Die Gemeinde mit den wenigsten Wahlberechtigten in Salzburg war bei der Nationalratswahl 2017 Tweng im Lungau mit 179 Wahlberechtigten gefolgt von drei weiteren Lungauer Gemeinden (Weißpriach, Thomatal und Göriach) mit jeweils weniger als 300 Wahlberechtigten.
  • Im Durchschnitt beantragten 13,2 Prozent der wahlberechtigten Salzburgerinnen und Salzburger eine Wahlkarte. In den Fremdenverkehrsorten Untertauern und Tweng bevorzugten 38,9 bzw. 33,0 Prozent diese Art der Stimmabgabe. Die anteilig am wenigsten Wahlkarten wurden in Krispl ausgestellt (6,3 Prozent).
  • In Göming war die Wahlbeteiligung mit 84 Prozent am höchsten, in Tweng mit 52 Prozent am geringsten. Tweng ist aber auch eine jener Gemeinden mit überdurchschnittlich hohem Anteil an ausgestellten Wahlkarten. Während Landesweit der Schnitt bei 13,2 Prozent liegt, beantragten in Tweng 33 Prozent der Wahlberechtigten eine Wahlkarte. Nur in Untertauern konnte dieser Wert mit 38,9 Prozent überschritten werden.
  • Die Zunahme der Wahlbeteiligung um 6,2 Prozentpunkte gegenüber der Vorwahl ist die stärkste seit 1945.
  • Bei der aktuellen Nationalratswahl wählten nur 1,1 Prozent ungültig, dies entspricht einer Halbierung im Vergleich zur Vorwahl.
  • Der Anteil der ungültigen Stimmen liegt damit erstmals seit 2002 (1,6 Prozent) wieder unter zwei Prozent.
  • Am öftesten ungültig war eine Stimme mit einem Anteil von 3,8 Prozent in Weißbach bei Lofer. In Tweng und im Thomatal hat dagegen niemand ungültig votiert.
  • Die stärkste (positive) Veränderung den ungültigen Stimmen gab es in Muhr ( 0,9 Prozentpunkte), den stärksten Rückgang in Dienten am Hochkönig mit einem Minus von 3,8 Prozentpunkten.

Quelle: Land Salzburg



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