Salon A: Wettbewerb? Ja, aber fair!

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Salon A: Wettbewerb? Ja, aber fair!
Foto: Welldone/Schaller
10 Apr 10:00 2017 von OTS Print This Article

Salon A mit Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte, Dr. Theodor Thanner, Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörde und Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr über Wettbewerb im Spannungsfeld von Qualität und Transparenz im Gesundheitssystem.

Dr. Thanner präsentierte beim Salon A in seinem Vortrag, die Bundeswettbewerbsbehörde, die sich im Jahr 2017 auch mit dem heimischen Gesundheitswesen auseinandersetzen wird. In Österreich ist die Bundeswettbewerbsbehörde als weisungsfreie und unabhängige Einrichtung seit 2002 mit der Ermittlung von Verstößen gegen Kartellgesetz und europäisches Wettbewerbsrecht beschäftigt. Sie ist beim Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft eingerichtet und dem Parlament berichtspflichtig. „Die zentrale Aufgabe der Bundeswettbewerbsbehörde ist die Sicherstellung des funktionierenden Wettbewerbes, das Vorgehen gegen Wettbewerbsverzerrungen, bzw. -beschränkungen, Untersuchungen von Wirtschaftszweigen, Wettbewerbsmonitoring und Stellungnahmen ebenso wie Amtshilfe gegenüber anderen Institutionen und Prävention durch Bewusstseinsbildung. Fusionen werden abhängig von Größe und Marktstellung überprüft. Zudem wurde die Kronzeugenregelung 2006 eingeführt und kann heute als Erfolgsgeschichte bei Ermittlungen bezeichnet werden. Die BWB tritt auch gegen Marktmissbrauch auf, der Benachteiligung von anderen Unternehmen oder Kunden bedeutet. Der Wettbewerb am Apothekermarkt zeichnet sich durch eine hohe Regulierungsdichte aus. Online-Handel ist in Österreich noch eine relativ neue Erscheinung und der OTC-Bereich könnte aufgrund von noch ausstehenden höchstgerichtlichen Entscheidungen im Umbruch begriffen sein. In den kommenden Monaten wird der Fokus der BWB stark auch auf dem Gesundheitssektor liegen, dies soll letztlich auch zu mehr Transparenz führen.“, so Generaldirektor Thanner.

Der Wettbewerb als Antrieb für das Gesundheitswesen?

Dr. Bachinger zog in seiner Präsentation Parallelen zwischen der Wirtschaft und dem Gesundheitswesen und zeigte dabei deutlich auf, dass es relevante Faktoren zu beachten gibt, welche die beiden Bereiche voneinander unterscheiden.

„Mehr Wettbewerb im stark regulierten Gesundheitssystem einzuführen ist durchaus interessant. Das soll aber nicht bedeuten, dass mehr `Markt´ eingeführt werden soll, da es wesentliche Unterschiede zwischen der Wirtschaft und dem Gesundheitswesen gibt, siehe etwa das Phänomen der angebotsinduzierten Nachfrage. Wettbewerb sollte jedoch nicht um jeden Preis erzwungen werden. Mehr Wettbewerb ist wünschenswert zum Beispiel im Bereich der Qualität (als Qualitätswettbewerb), des Services und der guten Kommunikation, bzw. der zwischenmenschlichen Zuwendung“, so Dr. Bachinger. Weiters kritisierte der Sprecher der Patientenanwälte den Vergleich eines Patienten mit einem Kunden in der Wirtschaft und zeigte auf, weshalb der Kampf um den kleinsten Preis ein Ziel ist, welches für Patienten nicht erstrebenswert ist. „Ein Wettbewerb, bloß um den niedrigsten Preis (Preiswettbewerb) ist abzulehnen. Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen einem Kunden und einem Patienten. Die Ausgangslage, ob ich 2 kg Äpfel kaufe oder vor einer Chemotherapie stehe ist vollkommen unterschiedlich. Im Gesundheitswesen kommt es neben dem `Produktpreis´ etwa auch sehr stark auf Beratung und Vertrauen an“, erklärte Bachinger weiter.

Das magische Dreieck im Wettbewerb

Der Wettbewerb am Gesundheitsmarkt stellt ein „magisches Dreieck“ aus Qualität, Kosten und Zugang dar, unterliegt aber nicht den reinen Markt- und Wettbewerbsprinzipien. „Gerade im Bereich des Wettbewerbs ist das Vertrauen der Menschen, bzw. der Patienten enorm wichtig. Durch das richtige vermitteln von relevanten Informationen und einer vertrauensvollen Beratung können sich Patienten ein eigenes Bild schaffen und dann eine Entscheidung fällen. Es muss für das Wohl der Patienten eine Wettbewerbssituation geschaffen werden, die von Fairness, Respekt und natürlich Qualität geprägt ist“, so Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr über die Verantwortung gegenüber den Patienten im Wettbewerb. Mag.pharm. Corinna Prinz-Stremitzer schloss sich diesem Zugang an und betonte die Relevanz der Transparenz in diesem Kontext: „Der Wettbewerb sollte, speziell in unserer Branche, fair und vor allem auf Augenhöhe erfolgen. Zur Fairness in diesem Bereich zählt auch die Transparenz von Vorgängen, welche im extramuralen Bereich schon heute eindeutig nachvollziehbar sind. Es wäre wünschenswert, wenn der Spitalsbereich und das Solidarsystem sich diesen Bestrebungen anschließen würden.“


Quelle: OTS



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