Rudolf Ramek – Konsenskanzler im Österreich der Gegensätze

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Foto: Land Salzburg/Monika Rattey
31 Okt 10:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Franz Schausberger überreichte sein Buch über den ersten Bundeskanzler aus Salzburg

Sein neuestes Buch über Rudolf Ramek, den ersten Bundeskanzler, der aus Salzburg stammte, überreichte der ehemalige Landeshauptmann und Historiker Franz Schausberger gestern, Montag, 30. Oktober, Abend, nach siebenjähriger Forschungsarbeit an Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer zeigte sich erfreut darüber, dass der lange im Schatten von Landeshauptmann Franz Rehrl und Bundeskanzler Ignaz Seipel gestandene, aus Salzburg kommende Bundeskanzler Rudolf Ramek nunmehr vor den historischen Vorhang geholt wurde. Außerdem wurden die von der historischen Forschung bisher zu wenig bearbeitete Jahre zwischen 1918 und 1927 weitgehend erhellt.

Der Landeshauptmann kündigte außerdem an, dass Stadt und Land Salzburg beabsichtigen, dieses wichtigen Salzburger Politikers der Ersten Republik in würdiger Form zu gedenken.

Rudolf Ramek (1881 bis 1941), Rechtsanwalt in Salzburg, wurde 1918 Gemeinderat der Stadt Salzburg. 1919 zog er als christlichsozialer Abgeordneter in den Österreichischen Nationalrat ein und gehörte diesem bis 1934 an. Von 1922 bis 1934 war er Landesparteiobmann der Christlichsozialen Partei Salzburgs, 1919/20 Justizminister, 1921 Innenminister und von 1930 bis 1934 Zweiter Nationalratspräsident. Als 1924 die Landeshauptmänner gegen die Sparmaßnahmen von Bundeskanzler Ignaz Seipel revoltierten, wurde Rudolf Ramek Bundeskanzler eines sogenannten "Länderkabinetts" und führte die Regierung bis 1926. Ramek erreichte das Ende der Völkerbund-Kontrolle und damit die wirkliche Freiheit Österreichs, unter ihm wurde die Schilling-Währung eingeführt, mit der Verwaltungs- und Verfassungsreform 1925 wurde Österreich erst richtig zu einem föderalistischen Staat und schließlich gelang ihm die weitgehende Sanierung des Bundesbudgets.

All das war nur möglich, weil er als Konsenspolitiker die Zusammenarbeit mit der sozialdemokratischen Opposition suchte, sich klar zur Demokratie bekannte, jeden Antisemitismus ablehnte und sich entschieden von Faschismus und Ständestaat distanzierte. Leider stieß der politische Konsenswille Rameks weder bei den Sozialdemokraten noch bei manchen wichtigen christlichsozialen Entscheidungsträgern auf ausreichende Gegenliebe. Unter solchen gesellschaftlichen Umständen konnte der politische Konsens weder gedeihen noch Bestand haben. Betrachtet man die Agenda, die die Regierung Ramek Mitte der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zu bewältigen hatte, so erinnert sie brandaktuell an die Situation Österreichs Anfang des 21. Jahrhunderts.

"Eines ist wohl als wichtige Erkenntnis aus diesem Buch unbestritten: Mit Politikern wie Rudolf Ramek hätte die Erste Republik der unversöhnlichen Gegensätze einen anderen Weg genommen", so Autor Schausberger.

Das Buch von Franz Schausberger "Rudolf Ramek 1881 bis 1941. Konsenskanzler im Österreich der Gegensätze" ist im Böhlau Verlag, 2017 erschienen.


Quelle: Land Salzburg



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