Redoutensäle der Wiener Hofburg vor 25 Jahren durch Großbrand zerstört

Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
Slide background
Brand Redoutensaal / MA 68 Lichtbildstelle
23 Nov 07:31 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Ursache des katastrophalen Brandes konnte nie geklärt werden

Vermutlich hat der Brand schon Stunden vor seiner Entdeckung begonnen: in der Nacht auf den 27. November 1992 war ein junger Wachmann auf seinem routinemäßigen Rundgang durch die Hofburg, der ihn auch auf den Dachboden oberhalb der Redoutensäle führte. Zunächst bemerkte er dichten Rauch, durch einen Schlitz der Aufhängung der großen Kristallluster in der Decke sah er einen Feuerschein. Gemeinsam mit einem Kollegen schlug er gegen 01:10 Uhr Alarm, zeitgleich schlug ein Rauchmelder in einer etwas weiter von den Redoutensälen entfernten Dolmetscherkabine an.

Nur drei Minuten nach dem Alarm trafen die ersten Löschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr Wien ein. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass es der Beginn einer der größten Einsätze der Berufsfeuerwehr Wien nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte. Die Redoutensäle wurden bei dem Großbrand zerstört, die angrenzende Nationalbibliothek blieb durch den Einsatz der Feuerwehrleute gerade noch verschont - ebenso der Präsidententrakt und die Schatzkammer. Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule wurden aus ihren Ställen in Sicherheit gebracht, ebenso Tausende Bücher aus der Nationalbibliothek. Die Brandursache wurde nie geklärt. Als mögliche Auslöser wurden ein elektrischer Defekt oder glosende Zigarettenreste genannt.

Zu Beginn des Einsatzes tobte im Inneren des Redoutensaal-Traktes bereits das Feuer. Damals gab es in diesem Teil der Hofburg noch keine Brandabschnitte, so konnte sich das Feuer nahezu ungehindert ausbreiten. Brennbares Material in Form von Holz war in den Geschoß- und Zwischendecken sowie im Dachstuhl reichlich vorhanden. Nach außen hin war von dem Feuer fast nichts zu bemerken. Grund dafür waren Fenster, die in Wirklichkeit keine waren: etwa einen halben Meter hinter den Glasscheiben befand sich die Holzverschalung des fensterlosen Redoutensaals.

Kein Feuerschein, kaum Rauch drang aus dem Gebäude. Erst als das Feuer diese Verschalung zerstörte und die Flammen bis zum Dach durchgedrungen waren, war das gesamte Ausmaß der Brandkatastrophe zu erahnen. Die Löschmannschaften versuchten unter Einsatz ihres Lebens und unter Atemschutz zu dem Brandherd vorzudringen. Erschwert wurde dies durch zahlreiche versperrte, schwere Holz- und Metalltüren und vor allem durch die enorme Hitze. Die großen Kronleuchter und Deckenteile stürzten herab. Im Laufe der Nacht wurde bis auf Alarmstufe 7 erhöht – die höchste mögliche Alarmstufe für die Wiener Feuerwehr ist Alarmstufe 9.

Gegen 02:30 Uhr stürzte der Dachstuhl ein. Dadurch konnte zwar die enorme Hitze im Gebäudeinneren entweichen, der starke Westwind trieb aber bis zu faustgroße Glutstücke in Richtung Innenstadt. Die Feuerwehrleute versuchten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern, dass sich der Brand auf den Prunksaal der Nationalbibliothek, die Schatzkammer und auf die Spanische Hofreitschule ausbreitet. Auch naheliegende Häuser waren durch den Funkenflug gefährdet. Kurz nach 03:00 Uhr ordnete der damalige Leiter der Hofreitschule an, die Pferde in Sicherheit zu bringen. 69 Lipizzaner wurden zum Teil mithilfe von Passanten aus der Gefahrenzone und in den Volksgarten gebracht, 240 Polizisten bildeten eine Kette und schafften mehr als 10.000 wertvolle Bände aus der Nationalbibliothek.

Gegen 06:00 Uhr Früh war der Brand weitgehend unter Kontrolle, offizielles „Brand aus“ wurde einen Tag später, am 28. November um 08:15 Uhr gegeben. Im Einsatz waren in Summe fast 400 Feuerwehrleute mit etwa 50 Fahrzeugen aus dem gesamten Stadtgebiet. Unterstützung bei der Hofburg bekamen sie von den
Freiwilligen Feuerwehren aus dem angrenzenden Niederösterreich. Weitere Freiwillige Feuerwehren aus Wien und Niederösterreich besetzten die verwaisten Wiener Feuerwachen. Geschätzte zwei Millionen Liter Wasser wurden zum Löschen benötigt. Bei dem Einsatz wurden zwölf Feuerwehrleute verletzt.

Was in der Nacht auf den 27. November 1992 geschah:

  • 01:10 Uhr: In der Nachrichtenzentrale der Berufsfeuerwehr Wien geht der Alarm über den Brand der Hofburg ein.
  • 01:13 Uhr: erste Löschfahrzeuge treffen bei der Hofburg ein.
  • 01:45 Uhr: Teile der Innenstadt werden aus Sicherheitsgründen abgeriegelt.
  • 02:15 Uhr: der damalige Bürgermeister Helmut Zilk und der damalige Umweltstadtrat (auch für die Feuerwehr verantwortlich) Michael Häupl treffen am Brandort ein.
  • 02:30 Uhr: Das Dach des Redoutensaal-Traktes stürzt ein, faustgroße Glutstücke fliegen Richtung Innenstadt.
  • Kurz nach 03:00 Uhr: Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule werden in Sicherheit gebracht.
  • Kurz vor 04:00 Uhr: starker Wind kommt auf und erschwert durch Funkenflug die Löscharbeiten.
  • Gegen 04:00 Uhr: Alarmstufe 7 wird ausgelöst, Freiwillige Feuerwehren aus Wien und Niederösterreich unterstützen die Berufsfeuerwehr Wien.
  • 04:30 Uhr: Polizisten bilden eine Menschenkette, um wertvolle Bücher aus der Nationalbibliothek zu retten.
  • Gegen 6:00 Uhr: Der Brand ist weitestgehend unter Kontrolle.
  • 07:00 Uhr: Ablöse der Feuerwehrmannschaften.
  • Die umfangreichen und gefährlichen Nachlöscharbeiten dauern bis zum 28. November 1992 an.
  • 28. November 1992 08:15 Uhr: „Brand aus“

Brand verursachte Schaden von umgerechnet mehr als 60 Millionen Euro

Die Fassade des Hofburgtraktes, in dem sich die Redoutensäle befinden, blieb weitgehend unbeschädigt. Der Große Redoutensaal und das Dach wurden allerdings vollkommen zerstört, der Kleine Redoutensaal überstand den Brand und konnte originalgetreu wiederhergestellt werden. Der Große Redoutensaal wurde vollkommen neu errichtet und mit Wandbildern und einem großen Deckenfresko des Wiener Malers Josef Mikl ausgestaltet. Im Dachbereich wurde ein Konferenzsaal für etwa 1.000 Personen errichtet.


Quelle: Berufsfeuerwehr Wien / Magistratsabteilung 68



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Vorarlberg

Redaktion Vorarlberg

Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg