Pflegegipfel: Langzeitpflege gleich wichtig wie Pflege im Spital!

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Foto: Stadt Salzburg / Niko Zuparic
22 Jun 03:00 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Hagenauer: „Ich weiß nicht, warum sich die Politik so vor dem Thema drückt“

Gezählte 14 Pflege-Organisationen trafen sich, teils mehrfach besetzt, am Mittwochnachmittag, 20. Juni 2018, im Seniorenwohnhaus Itzling zum von Sozial-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer einberufenen Pflegegipfel. „Ich weiß nicht, warum sich die Politik so vor dem Thema drückt, schließlich ist man selber irgendwann davon betroffen. Die Langzeitpflege ist gleich wichtig wie die Spitalspflege“, betonte sie im Anschluss vor den Medien. Der derzeit akute Mangel an Langzeit-Pflegekräften betreffe vier Bereiche: Seniorenwohnhäuser, Tageszentren, ambulante Pflege daheim sowie Behindertenpflege.

Die Hälfte der Pflegebedürftigen zu Hause sei aktuell ohne entsprechende professionelle Unterstützung, so Hagenauer. „Das kann‘s nicht sein! Das ist politisch inakzeptabel.“ Nach Prognosen (Quelle: Gesundheit Österreich anno 2011) fehlen in Salzburg bis 2020 in der Langzeit (Sozial)-Pflege 311, in der Kliniken 599 Pflegepersonen. Laut einer WIFO-Studie würden zudem bis 2030 bundeslandweit mehr als 2.000 Pflegebetten fehlen. „Auch dafür benötigen wir Hunderte neue Pflegekräfte. Wir müssen auf der Stelle ausbilden, junge Menschen für den Beruf begeistern und bereits ausgebildete Kräfte zurückgewinnen“, so die Sozial-Vizebürgermeisterin. Allein 4.000 bis 6.000 bereits fertig ausgebildete Pfleger*innen würden derzeit einem anderen Beruf nachgehen.

Hagenauer: „Wir leben in einem sehr, sehr reichen Bundesland und schaffen es nicht, genügend Pflegekräfte aufzustellen? Für betroffenen Menschen bedeutet das, dass sie oft zwei, drei Monate im Krankenhaus quasi ‚zwischengeparkt‘ werden, bevor ein Platz im Seniorenwohnhaus frei wird. Und das Ganze, anstatt sie daheim zu pflegen. Das versteh ich nicht! Was ist daran günstiger oder gar besser? Die Leute wollen alle so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben. Wir müssen da mehr tun!“

Forderungen des Pflegegipfels

Als erste gemeinsame Forderungen des Pflegegipfels präsentierte Hagenauer:

• Gratis Ausbildung für Pflegeassistenz (Mangelberuf)
• Entschlackung der derzeitigen Dokumentationspflichten, dafür mehr Arbeit am Menschen
• Möglichkeit der Durchmischung von ambulanter und stationärer Pflege
• Erleichterung der Nostrifizierung von im Ausland erworbener Pflege-Ausbildung
• Nutzung der Möglichkeiten von Digitalisierung
• Supervision installieren
• Angebot von Kinderbetreuung für Pflegekräfte nach Bedarf

Speziell für die Stadt erklärte sie, dass mit der Personalvertretung ein eigenes Gehaltsschema für „Fachsozialbetreuer“ ausgearbeitet werde, da für die verantwortungsvolle Tätigkeit auch eine gute Bezahlung nötig sei. „Alles, was wir als Stadt machen können, tun wir auch“, so die Sozial-Vizebürgermeisterin. Die Ergebnisse des Pflegegipfels sehe sie als mögliche Diskussionsgrundlage für die vom Land angekündigte Pflegeplattform. „Ich hoffe, dass diese so bald wie möglich zusammentritt. Wir arbeiten dort gerne konstruktiv mit. Alle haben das gleiche Problem. Wir können es nur gemeinsam lösen“, so Hagenauer abschließend.


Quelle: Land Salzburg



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