Neue Erkenntnisse rund um den Stauplatz Linz - Kein Park. Kein Ride.

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Foto: Stau morgen / Symbolbild
18 Nov 16:32 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Stau auf dem Weg zur Arbeit oder zur Ausbildungsstätte. Schritttempo auf dem Weg nach Hause. Für tausende Pendlerinnen und Pendler ein tägliches und alternativloses Übel. „Würden mehr AutofahrerInnen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, dann gebe es keinen Stau“ – lautet eine oftmals ausgesprochene Forderung und gleichzeitig vermeintlich einfache Lösung. Nicht aber für den ÖAMTC Oberösterreich.

Etwa 70% aller P&R-Parkplätze waren im Rahmen eines oberösterreichweiten Augenscheins belegt. Lediglich knapp 1.300 Stellplatze standen noch zur Verfügung. „Selbst wenn alle verfügbaren Kapazitäten mit einem Fahrzeug bzw. einer Pendlerin/einem Pendler belegt wären, hätte das eine Auswirkung von gerade einmal 1 % auf den Gesamtverkehr. Der Effekt wäre zwar somit grundsätzlich positiv aber nicht spürbar“, stellt Thurnhofer dar.

Keine Fertigstellung bis 2020

Im Fokus dieser Ausgabe standen der öffentliche Verkehr bzw. die Möglichkeit, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. „Die Verkehrssituation in und um Linz ist einer großen Dynamik ausgesetzt. Erst Ende Juni haben wir die erste auto touring-Sonderausgabe präsentiert. Seither hat sich vieles verändert: das Areal am Urfahraner-Jahrmarktgelände steht PendlerInnen nicht mehr zur Verfügung, die Planungen der zweiten Schienenachse sind ins Stocken geraten und die Diskussionen in Bezug auf die eigentlich bereits fixierte Trasse der Ostumfahrung flammen wieder auf. Eine Verbesserung der Verkehrssituation für Autofahrerinnen und Autofahrer rückt in immer weitere Ferne“, so Pramendorfer.

Kein Park. Kein Ride.

Ein in diesem Zusammenhang immer wieder eingebrachter Lösungsvorschlag fordert ein Umsteigen vom Individual- in den öffentlichen Verkehr. Ein grundsätzlich guter und nachvollziehbarer Ansatz – aber nicht einfach realisierbar. „Wir haben uns dieser Aussage angenommen und an einem Tag einen Großteil der zur Verfügung stehenden Park-and-Ride-Anlagen entlang der S-Bahnen und der Mühlkreisbahn sowie Pendlerparkplätze an vielbefahrenen Einzugsstraßen evaluiert. Das Ergebnis fällt zwiespältig aus. Mancherorts erfreuen sich sowohl P&R-Anlagen als auch Pendlerparkplätze großer Beliebtheit. Das bedeutet aber zugleich, es besteht fast kein Spielraum, um weitere Fahrzeuge dort unterzubringen, Pendlerinnen und Pendler in den öffentlichen Verkehr einzubinden und dadurch eine Entlastung des Gesamtverkehrs zu erwirken“, erklärt ÖAMTC-Landesdirektor Josef Thurnhofer.

Effekt: 1%

Etwa 70% aller P&R-Parkplätze waren im Rahmen dieses oberösterreichweiten Augenscheins belegt. Lediglich knapp 1.300 Stellplatze standen noch zur Verfügung. „Selbst wenn alle verfügbaren Kapazitäten mit einem Fahrzeug bzw. einer Pendlerin/einem Pendler belegt wären, hätte das eine Auswirkung von gerade einmal 1 % auf den Gesamtverkehr. Der Effekt wäre zwar somit grundsätzlich positiv aber nicht spürbar“, stellt Thurnhofer dar.

Auslastung von Pendlerparkplätzen teilweise bei 100%

Eine weitere Beobachtung stellte der Mobilitätsclub bei der zeitgleichen Evaluierung einiger Pendlerparkplätze auf stark frequentierten Pendlerrouten fest: „Die meisten Parkplätze waren völlig ausgelastet. Somit war es weder möglich in den Bus umzusteigen noch Fahrgemeinschaften zu bilden“, so Thurnhofer.

Bündel an Maßnahmen notwendig

Um eine spürbare Verbesserung der Verkehrssituation zu erwirken, braucht es neben einem entsprechenden Management ein Bündel an Initiativen. „Es ist ein Prozess, an dem sich viele beteiligen müssen: Land, Städte, Gemeinden, Verkehrsbetriebe, Straßenbetreiber und auch die Pendlerinnen und Pendler“, zeigt Thurnhofer auf.

Abstimmung und zusammenwirken ist gefordert

Das Land Oberösterreich hat beim Ausbau von P&R-Anlagen bereits Handlungsbedarf erkannt. „Es bleibt zu hoffen, dass hier rasch und in entsprechendem Umfang Maßnahmen getroffen werden. Bei jenen Anlagen, die noch Kapazitäten frei haben, sollten sich Gemeinden stärker einbringen. Sie müssen für die Bewerbung sorgen. Gleiches gilt natürlich auch für ungenutzte Pendlerparkplätze. Hierbei ist jedoch eine entsprechende Abstimmung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Voraussetzung. Oftmals sind diese vollkommen ausgelastet, somit sind zu Spitzenzeiten zusätzliche Ressourcen zu schaffen. Pendlerparkplätze dienen aber nicht ausschließlich dem Umstieg in den öffentlichen Verkehr, sondern eignen sich auch für die Bildung von Fahrgemeinschaften. Die Förderung dieser obliegt ebenfalls den Gemeinden.“, fordert Thurnhofer.

Unternehmen können sich einbringen

Bei der Bildung von Fahrgemeinschaften können sich zusätzlich aber auch Betriebe einbringen: „Wir wissen, dass die Bereitschaft, Fahrgemeinschaften zu bilden, insgesamt hoch ist. Es gibt jedoch viele Gründe, um diese nicht einzugehen. Unternehmen könnten hier Initiativen entwickeln, um diese zu forcieren“, zeigt der Landesdirektor auf. Unternehmen stehen aber noch weitere Möglichkeiten zu, um sich aktiv in die Verbesserung der Verkehrssituation einzubringen: „So könnten bei Nichtbeanspruchung von Mitarbeiter-Parkplätzen Bahn- oder Bus-Tickets zur Verfügung gestellt oder gefördert werden. Freie Kapazitäten könnten anderweitig vergeben werden“, zählt Thurnhofer beispielhaft auf.

Schauplatzwechsel: Ostumfahrung schon wieder in Diskussion

Seit vielen Jahren im Gespräch und derzeit erneut in Diskussion ist die Ostumfahrung bzw. Ostanbindung. Ein Großprojekt, das Linz dringend benötige: „Linz verfügt wie keine andere Stadt in Österreich über lediglich eine einzige Anbindung an die Westautobahn. Die vergangenen Wochen haben es mehrmals gezeigt: ist diese nicht verfügbar, staut es im gesamten Stadtverkehr. Wir hoffen, dass die derzeitigen Diskussionen den Projektfortschritt nicht unnötig verzögern“, so Josef Thurnhofer.

Messe-Organisation als Vorbild

Generell und unabhängig von der Umsetzung der angesprochenen Projekte und Maßnahmen, fordert der ÖAMTC-Landesdirektor Verbesserungen beim Management des innerstädtischen Verkehrsflusses. „Bei Großveranstaltungen und Messen funktioniert die Organisation der Verkehrsströme erstaunlich gut. Dem Besucheransturm wird mit der Einrichtung zusätzlicher öffentlicher Verkehrsmittel begegnet. Zudem wird vorab ein entsprechendes Parkleitsystem eingerichtet. Diese vielfach bewährte und auch oftmals angewendete Form könnte zu Spitzenzeiten etabliert werden.“

Leitbild darf nicht zu „Leidbild“ werden

„Um eine spürbare Verbesserung in Bezug auf die Verkehrssituation im Großraum Linz zu erwirken, müssten 10.000e Fahrzeuge „umgeplant“ werden. Das gelingt nur in einem ‚Miteinander‘. Nach Vorbild der derzeitigen Regierungsbildung könnte die ‚freiwillige Interessensgemeinschaft Mobilität Großraum Linz ‘ (der seit Jahren bestehende freiwillige Zusammenschluss von Land OÖ, der Stadt Linz und Gemeindebund) in einer Art Klausur-Phase notwendige Maßnahmen erarbeiten, priorisieren und nach den finanziellen Möglichkeiten schrittweise realisieren. Damit könnte Klarheit für die nächsten Jahre geschaffen und die Kräfte auf die Realisierung gebündelt werden. Dass sich nicht alles gleichzeitig umsetzen lässt, ist für alle Betroffenen verständlich und nachvollziehbar. Das derzeit entstehende Gefühl des ständigen Gegeneinanders, der fehlenden Gesamtsicht, des ‚immer wieder in Frage stellens‘ bereits getroffener Entscheidungen, ist weder verständlich noch nachvollziehbar. Es braucht endlich verbindliche sowie zukunftsweisende Lösungen und keine sinnlosen und sowohl für die planenden Beamten als auch die im Stau stehenden Pendler frustrierende politische Diskussionen. Der Großraum Linz braucht Pendlerinnen und Pendler als auch umgekehrt – darauf sollte der Fokus beruhen. Das viel besagte Verkehrs-Leitbild darf zu keinem „Leidbild“ für die tausenden Arbeitskräfte und Unternehmen werden“, fordert Präsident Pramendorfer abschließend.


Quelle: ÖAMTC



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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