Medizinstudierende österreichweit: Studiengebühren sinnlos

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ÖH Med Wien
Foto: Hochschulvertretung an der Medizinischen Universität Wien
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ÖH Med Innsbruck
Foto: Hochschulvertretung an der Medizinischen Universität Innsbruck
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ÖH Med Graz
Foto: Hochschulvertretung an der Medizinischen Universität Graz
19 Dez 08:00 2017 von OTS Print This Article

Studiengebühren als Problemlösung gegen Abwanderung von Jungmediziner_innen gehen völlig am Problem vorbei und verschärfen die soziale Lage der Medizinstudierenden.

Wien/Graz/Innsbruck (OTS) - Die HochschülerInnenschaften der Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck stellen sich geschlossen gegen die von der neuen Regierung geplanten Studiengebühren. Diese sollen etwa 500 Euro pro Semester betragen und mit Ende der STEOP gezahlt werden. Wie dies an Unis ohne STEOP gehandhabt werden soll, ist noch nicht klar. Im schlimmsten Fall kommen auf die Medizinstudierenden in Österreich somit bei einer Mindeststudienzeit von 6 Jahren mind. 6000 Euro an Studiengebühren zu.

Besonders absurd ist hierbei der angebliche Hauptgrund der Regierung für Studiengebühren - nämlich wir Medizinstudierende. Um den sich zuspitzenden Ärzt_innenmangel einzudämmen, sollen besonders Studierende aus Deutschland durch eine Rückerstattung der Gebühren nach Abschluss des Studiums in Österreich gehalten werden.

“Die neue Regierung geht das Problem hier von der falschen Seite an.” stellt Philipp Kindl, Vorsitzender der ÖH Med Innsbruck fest. “Die Gründe für die Abwanderung von Absolvent_innen aus Österreich sind vor allem den langen Wartezeiten auf Ausbildungsplätze, einer mangelhaften Lehrkultur und einem deutlich geringeren Einstiegsgehalt als zB. in Deutschland oder der Schweiz geschuldet.”

“Eine Steuererleichterung in einer Lebensphase wo bereits ein Einkommen vorhanden ist, entschädigt nicht die finanziellen Strapazen, die auf Medizinstudierende durch die Studiengebühren vor allem im letzten Jahr ihres Studiums zukommen würden. Studierende der Humanmedizin müssen sich hier im Klinisch Praktischen Jahr mit einer Aufwandsentschädigung von maximal 650 Euro (brutto) für 35-40 Stunden Arbeit pro Woche über Wasser halten. Und das aufgrund der Altersgrenze oft auch ohne Familienbeihilfe.”, betont Julia von der Linden, Vorsitzende der ÖH Med Graz.

“Bei Zahmedizinstudierenden ist die Situation noch schlimmer. Diese bekommen im 72-Wochen Praktikum, den letzten 2 Jahren ihres Studiums, keine finanzielle Entschädigung. Bei einem Arbeitsaufwand von durchschnittlich 48 Stunden pro Woche, würden sie also nicht nur keine Bezahlung erhalten, sondern müssten auch noch Geld zahlen, um arbeiten zu dürfen! Selbiges trifft auch auf das KPJ in Tirol zu, denn auch hier weigern sich die Kliniken weiterhin eine Aufwandsentschädigung zu zahlen.“, zeigt sich Julia Wunsch, Vorsitzende der ÖH Med Wien entsetzt.

Ein weiteres Problemfeld ist außerdem die Benachteiligung von Studierenden aus sozial schwächeren Schichten, mit Betreuungspflichten oder Erwerbstätigkeit. Es kommt hier zu einer Verringerung der sozialen Durchmischung. Für Studierende, die arbeiten um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, sind 1000 Euro pro Jahr eine enorme Mehrbelastung. Auch die Testgebühr von 110 Euro beim Aufnahmetest (MedAT) behindert die soziale Durchmischung nachweislich.

Wir fordern von der Regierung somit eine ausreichende Auseinandersetzung mit der Thematik, bevor allen Studierenden Österreichs auf solch eine Art und Weise Steine in den Weg gelegt werden.


Quelle: OTS



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