Medientechnik für Pop-Stars und SeniorInnen

Slide background
Kein Bild vorhanden
20 Nov 23:49 2014 von Oswald Schwarzl Print This Article

Am 27. und 28. November 2014 findet das siebente Forum Medientechnik an der FH St. Pölten statt

St. Pölten. Die internationale Fachkonferenz bietet Präsentationen, Diskussionen, Kritik und Austausch zu innovativen Ideen und aktuellen Herausforderungen im weiten Feld der digitalen Medien. Am Programm stehen unter anderem Synthesizer, die von Weltstars der Popmusik benutzt werden, der Einsatz von Medientechnik im Gesundheitswesen, moderne Medien als Mittel gegen soziale Isolation älterer Menschen sowie Gender- und Diversity-Aspekte in der Mediengestaltung.
 
Die isländische Popmusikerin Björk ging mit ihm ebenso auf Tour wie die britische Rockband Coldplay: der virtuelle Synthesizer Reactable bietet MusikerInnen neue Möglichkeiten zur Komposition und Klanggestaltung. Auf einem halbtransparenten Bildschirm werden Gegenstände platziert, die Rhythmus und Sound bestimmen. Beides kann durch bewegen der Gegenstände und Wischen am Schirm gesteuert werden.
 
Entwickelt wurde das Gerät an der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona. Im Entwicklungsteam war Martin Kaltenbrunner, heute Professor am Interface Culture Lab der Kunstuniversität Linz und Keynote-Speaker beim diesjährigen Forum Medientechnik der FH St. Pölten. Unter dem Titel „Begreifbare Musik“ stellt er bei der Konferenz Möglichkeiten zur Gestaltung von digitalen Musikinstrumenten über Mensch-Computer-Interaktion und Tangible User Interfaces (z.B. Touchscreens) vor.
 
Medientechnik im Gesundheitswesen
Moderne Medientechnik verändert nicht nur Kunst und Kultur, sie ermöglicht neue Formen der Interaktion und erobert immer mehr gesellschaftliche Räume, um Menschen das Leben zu erleichtern oder sie zu unterhalten. Wie digitale Medien im Gesundheitswesen als unterstützende Technologie eingesetzt werden kann, berichtet beim Forum Medientechnik etwa Helmut Ritschl, Leiter des neuen Studiengangs Digital Healthcare an der FH St. Pölten. Möglich sind etwa Medikamenten-Checks für chronisch Kranke oder Vitalparameterkontrollen unterstützt durch digitale Technologien sowie motivierendes, medial gestütztes Feedback mit Rücksicht auf die individuellen physiologischen und sozialen Voraussetzungen.
 
Doch die Diffusion von Medientechnologien in Diagnostik, Pflege oder Therapie ist herausfordernd. Der Vortrag erörtert exemplarisch Problem- und Aufgabenstellungen im Gesundheitswesen, die mittels Medientechnologien unterstützt werden können. Denn am Weg dorthin müssen technisch-organisatorische Hürden gemeistert und Aspekte des Datenschutzes berücksichtigt werden.
 
Medientechnik und Physiotherapie
Zum Thema Medientechnik und Gesundheit hat die FH St. Pölten den Forschungs- und Studienschwerpunkt Media Assisted Healthcare & Living eingerichtet. Eines der Projekte in diesem Bereich ist das Forschungszentrum CARMA (Center for Media Assisted Healthcare &
Living).
 
Beim Forum Medientechnik stellen ForscherInnen des Departments Gesundheit der FH St. Pölten ein CARMA-Projekt aus der Physiotherapie vor: den Einsatz von Sensoren in Schuhsohlen, die über ein Audio-Feedback PatientInnen Informationen zu ihrem Gangverhalten liefern und bei der Rehabilitation unterstützen. Über physiotherapeutisches Training mittels Computerspielen und 3D-Raumerfassung der Körperbewegung werden WissenschaftlerInnen der FH JOANNEUM berichten.
 
Touch-Gesten und Körper als Sound-Controller
Eine Studie zu Touch-Gesten im Web Browser auf Smartphones präsentieren wissenchaftliche MitarbeiterInnen der Forschungsgruppe Mobile des ICM/T - Institut für CreativeMedia/Technologies der FH St. Pölten. Das interaktives Audiospiel SoundTwist und das Projekt „ElectroBody – der menschlich Körper als Musik-Controller“ werden MitarbeiterInnen der Hochschule Ansbach (Deutschland) präsentieren.
 
Medientechnik im Alter
Mit BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technologyfor Elderly) stellen WissenschaftlerInnen der FH St. Pölten ein weiteres Projekt aus dem Forschungs- und Studienschwerpunkt Media Assisted Healthcare & Living vor. Es untersucht den Einsatz von Multiscreen als Mittel gegen die soziale Isolation älterer Menschen – zum Beispiel in Form von Online-Schnapsen via Tablet, Fernseher und Videotelefonie.
 
Unter dem Titel „Ich verzichte lieber auf meinen Kühlschrank als auf mein iPad“ werden ForscherInnen der Hochschule Neubrandenburg Ergebnisse einer Pilotstudie zum Einsatz von Medientechnik (Care-TV) im Altenhilfebereich vorstellen.
 
„Fernsehen, Facebook und Familie“
Unter diesem Titel präsentieren MitarbeiterInnen der FH Wien der WKW eine Mehrmethodenstudie zur Erfassung traditioneller und digitaler Medienrepertoires im Familiensetting. Zwei weitere Vorträge des Forum Medientechnik werden sich mit Gender- und Diversity-Faktoren in der (interaktiven) Mediengestaltung befassen.
 
Die Brücke zwischen moderner Medientechnik und Geschichte schlagen MitarbeiterInnen des Österreichischen Filmmuseums. Sie berichten unter dem Titel „Filmarchive sind wie Ozeandampfer“ über das Bewahren und Präsentieren zwischen Aufbruch und Tradition.
 
„Das Forum Medientechnik betrachtet die gesamte digitale Produktionskette von der Idee über Konzeption und Produktion bis hin zur Distribution, Verwertung und Archivierung medialer Inhalte. Sie verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und berücksichtigt neue technologische Möglichkeiten und kreative Gestaltung ebenso, wie inhaltliche Ideen und wirtschaftliche Anforderungen“, sagt Konferenzorganisator Markus Seidl, stellvertretender Leiter des Instituts für CreativeMedia/Technologies (ICM/T) der FH St. Pölten.
 
Die Beiträge zum Forum Medientechnik werden in Tagungsbänden zusammengefasst. Der Band zum 7. Forum Medientechnik wird Anfang 2015 erscheinen.

  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Oswald Schwarzl

CR

Chefredakteur in Ruhe

Weitere Artikel von Oswald Schwarzl