Linz: Umsichtige Unterstützung für Wohnungslose

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13 Dez 04:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Linzer Sozialeinrichtungen bieten knapp 400 Schlafplätze

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen niedriger und die Nächte frostiger: Der Winter ist für Menschen ohne Wohnung besonders hart. Mehrere Linzer Sozialeinrichtungen betreuen wohnungslose Menschen. Den größten Anteil dieser Hilfe übernimmt der Sozialverein B37 mit Einrichtungen wie der Notschlafstelle oder dem Psychosozialen Wohnheim. Fast 400 Schlafplätze bietet der Sozialverein B37 wohnungslosen Menschen an. Für 2017 werden zirka 128.400 Nächtigungen erwartet.

Wertvolle Hilfe bei der Bewältigung des Alltags bieten auch die Wärmestube und das Frauencafe FRIDA der Caritas an der Dinghoferstraße, das Of(f)‘n-Stüberl der Stadtdiakonie an der Starhembergstraße und das Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern an der Herrenstraße.

Mit dem „Help-Mobil“ verfügt Linz über ein außergewöhnliches Service. Der Kleinbus ist an zwei Tagen pro Woche an drei Standorten Anlaufstelle für die medizinische Basisversorgung und die Vermittlung weiterer Betreuungsmöglichkeiten.

„In Linz wird sehr viel getan, um wohnungslosen Menschen ihr Dasein zu erleichtern. Das ist wichtig und richtig, denn das Leben auf der Stra-ße ist hart. Ich bedanke mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller sozialen Einrichtungen für ihr Engagement und wünsche für die in der kalten Jahreszeit besonders anstrengende Arbeit viel Kraft“, sagt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.

Aktuelle Situation in Linz

Es gibt vielfältige Gründe, warum Menschen wohnungslos werden. Einige sind zum Teil unverschuldet durch Scheidung und Arbeitsplatzverlust in die Obdachlosigkeit abgerutscht, andere haben aufgrund von Suchterkrankungen sowie psychischen Problemen kein Dach mehr über dem Kopf. In Linz leben derzeit bis zu 70 obdachlose Menschen, die keine stationäre Betreu-ungseinrichtung in Anspruch nehmen wollen oder können. Zu ihnen zählt auch eine Reihe psychisch kranker Menschen.

Um sie kümmert sich der Sozialverein B37. Im Rahmen der Einrichtung Outreachwork (OBST) suchen vier Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter regelmäßig Wohnungslose in deren Umfeld auf. Dabei werden die auf der Straße lebenden Personen mit Decken, Thermoschlafsäcken und adäquater Winterbekleidung versorgt. Eine medizinische Grundversorgung sowie Untersuchungen einer praktischen Ärztin werden ebenso angeboten. OBST ermöglicht wohnungslosen Personen auch das Erhalten einer Meldeadresse. So sind derzeit 35 Personen im OBST-Büro in der Starhembergstraße gemeldet.

Zum Aufgabengebiet des OBST-Personals gehört auch das sozialräumliche Konfliktmanagement. Dabei wird der Kontakt zu verschiedenen Sicherheitsdiensten, wie etwa am Bahnhof, gesucht. Ebenso arbeiten die Outreachworker an der Wiederherstellung ehemaliger familiärer Netzwerke. Wenn dies gelingt, steht auch einer Rückkehr in die Heimatgemeinde nichts mehr im Weg.

Freiwilliges Leben auf der Straße

Die Gründe sind sehr unterschiedlich, warum Menschen kein stationäres Wohnungsangebot des Sozialvereins B37 annehmen. Manche haben Schwierigkeiten mit den Regeln der jeweiligen Einrichtungen (zum Beispiel regelmäßiges Waschen, keine Haustiere). Andere wiederum erhalten durch ihr hohes Gewaltpotential und ihre Aggressivität Hausverbote. Ebenso erschweren Kontaktschwierigkeiten wie Ängste vor Menschen oder schwere Alkohol- und Drogenabhängigkeit eine stabile Unterbringung.

Verein B37 bietet etwa 400 Menschen Wohnmöglichkeiten

Nachdem 1988 die Heilsarmee Linz verließ, kaufte die Stadt Linz das verwaiste Haus Bethlehemstraße 37. Zirka 160 Personen wohnten zu diesem Zeitpunkt noch dort. Der neu gegründete, selbstständige Verein „Sozialheim B37“ baute seine Leistungen sukzessive aus. Heute zählen zum Sozialverein B37 neun verschiedene Einrichtungen, die insgesamt 388 Betten anbieten. Etwa 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für die Anliegen der Bewohnerinnen und Bewohner zur Verfügung. Damit ist der Verein der Größte seiner Art in Linz. Im Jahr 2016 registrierte der Sozialverein 130.230 Nächtigungen. Das Land Oberösterreich ist der Hauptfinanzier des Vereins. Die Stadt Linz trägt etwa ein Viertel zum B37-Budget bei.

Neben der Notschlafstelle NOWA an der Anastasius-Grün-Straße mit 59 Schlafplätzen ist das psychosoziale Wohnheim an der Bethlehemstraße (PSWB) eine wichtige Einrichtung des B37. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen finden hier längerfristig eine Unterkunft. Insgesamt bietet das PSWB 124 Wohnplätze.

Im ALOA, Aktiv Leben ohne Alkohol, in der Goethestraße bieten 15 Wohnplätze in Einzelzimmern Menschen die Chance, in einer „trockenen“ Umgebung wieder Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Das in Wohngemeinschaften gegliederte Wohnheim ist ein Ort der Ruhe und Gemeinsamkeit.

Das Übergangswohnheim SCHU in der Schumannstraße gilt für Männer, Frauen, Paare und auch Familien als Sprungbrett zu einer eigenen Wohnung. 50 Betten stehen hier für an den Rand der Gesellschaft geratene Menschen bereit. Ein erfahrenes, multidisziplinäres Team hilft den Bewohnerinnen und Bewohnern die Grundlagen für eine neue Existenz zu schaffen. Die Wohndauer im SCHU wird auf sechs Monate befristet (mit Verlängerungsmöglichkeit).

Nach der Betreuung durch den Sozialverein können viele Menschen wieder im normalen Leben Fuß fassen und in Wohnungen des Vereins übersiedeln. Damit diese Personen nicht erneut in alte Verhaltensmuster zurückfallen, unterstützt sie die Mobile Wohnbetreuung (MOWO) auch im neuen Heim für einen individuell angepassten Zeitraum. Dabei wird versucht, insbesondere Altlasten wie Schulden, Beziehungskrisen und Suchtprobleme in den Griff zu bekommen. Zusätzlich werden Ziele formuliert und Lösungswege erarbeitet. Die MOWO kann auf 140 Wohnungen zurückgreifen.

Tausende Nächtigungen in der Notschlafstelle

Das wichtigste Angebot im B37-Programm für akut Wohnungslose ist die Notschlafstelle NOWA an der Anastasius-Grün-Straße. Seit 2007 stehen in dem neuen Gebäude 59 Schlafplätze für Männer, Frauen und Familien in Ein- bis Vierbett-Zimmern zur Verfügung. 2016 lagen die NOWA-Nächtigungszahlen bei 18.451. Heuer registrierte die NOWA bis Ende November 17.185 Nächtigungen.

Neben einem reinen Schlafplatz umfassen die Aufgaben der NOWA auch noch die Beratung, Information und Weitervermittlung der Betroffenen. Sie erhalten eine medizinische Grundversorgung, soziale Unterstützung sowie Hilfe in Konfliktsituationen.

Stark frequentierte Tageszentren

Auch mehrere Tageszentren erleichtern den Wohnungslosen das Leben wesentlich. So bietet die Wärmestube der Caritas in der Dinghoferstraße warme Speisen und Getränke, Waschgelegenheiten und die Möglichkeit Wäsche zu reinigen. Zirka 100 Menschen suchen sie pro Tag auf. Speziell für Frauen hat die Caritas das Frauencafe FRIDA geschaffen. Es ist am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 13.30 Uhr und am Mittwoch von 13 bis 15.30 Uhr geöffnet.

Die Vormittagsbetreuung hat die Stadtdiakonie mit ihrem Of(f)‘n Stüberl an der Starhembergstraße übernommen. Von Montag bis Freitag ist es zwischen 8 und 12 Uhr ein Zuhause für 80 bis 100 Menschen. Die Barmherzigen Schwestern tragen mit ihrem montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen bereits ab 8 Uhr geöffneten Vinzenzstüberl an der Herrenstraße wesentlich zur Betreuung von sozial Schwachen bei. 120 bis 160 Menschen finden sich dort täglich ein.

„Help Mobil“ mit drei Stationen

Das Help-Mobil der Caritas macht am Montag beim Domplatz, Eingang Herrenstraße (17 bis 18.45 Uhr) und beim Volksgarten gegenüber der Arbeiterkammer (von 19 bis 20:45 Uhr) sowie am Freitag beim Domplatz, Eingang Herrenstraße (17 bis 18:45 Uhr) und bei der Martin-Luther-Kirche (19 bis 20.45 Uhr) Station. Ehrenamtliches, medizinisches Fachpersonal versorgt dort Verletzungen, wechselt Verbände, gibt Medikamente aus und berät die Hilfesuchenden. Bei Bedarf erhalten die Menschen auch Schlafsäcke, warme Unterwäsche, Socken, Babynahrung oder Windeln. Das „Help-Mobil“ ist ein gemeinsames Angebot von Caritas, Arbeitersamariterbund, Rotes Kreuz, Barmherzige Schwestern und dem Hilfsdienst des Lazarus-Ordens. Zirka 150 Menschen nutzen die Betreuungsleistungen.

Vielschichtiges Angebot

Der Verein Arge für Obdachlose betreut derzeit in Linz die 75 Bewohnerin-nen und Bewohner von 32 Übergangswohnungen und erleichtert die Wohnungssuche mit einem zins- und verwaltungskostenfreien Darlehenssystem. Ein Besuch des vereinseigenen „Trödlerladens“ in der Bischofstraße lohnt besonders in der Weihnachtszeit. Wer ein außergewöhnliches Geschenk sucht, wird in diesem speziellen Raritätengeschäft sicher fündig. Die Arge führt jährlich mehr als 100 Wohnungsräumungen als Beschäftigungsprojekt für Wohnungslose durch. 214 Personen wurden tageweise beschäftigt. Auch fanden elf Personen über das Jobimpuls-Programm der Stadt 25 Stunden pro Woche eine Beschäftigung. Die besten Stücke der Wohnungsräumungen wie etwa antike Möbel, besondere Lampen, Porzellanfiguren, Bücher oder Spielwaren bietet der Trödlerladen zum Verkauf an.

Die Straßenzeitung „Kupfermuckn“ ist ein Kultur- und Beschäftigungsprojekt. Es bietet über Mitgestaltung und Verkauf der Zeitung Tagesstruktur und Zuverdienst für wohnungslose Menschen. Die Mitarbeit bei der „Kupfermuckn“ bedeutet für alle Beteiligten eine Horizonterweiterung, in der redaktionellen Auseinandersetzung mit schwierigen Themen, in der Reflexion persönlicher Erfahrungen und im täglichen Straßenverkauf. Übrigens ist „Kupfermuckn“ ein Begriff aus dem speziellen Wortschatz Wohnungsloser, eine Art Geheimwort und bedeutet Schlafplatz. Die von mehr als 200 Verkäuferinnen und Verkäufern angebotene Dezember-Ausgabe erfreut sich erfahrungsgemäß einer besonders hohen Nachfrage.

Obdachlosenratgeber

Auch der Obdachlosenratgeber soll an dieser Stelle erwähnt werden. Es ist ein Kooperationsprojekt der Linzer Wohnungslosenhilfe. Darin finden sich leicht verständlich und übersichtlich alle Hilfseinrichtungen für Wohnungslose inklusive Karte, wo diese zu finden sind. Initiatoren waren die Betroffenenvertreter, die einen derartigen „Akuthilfefalter" vorgeschlagen haben.

Weihnachten: Kekse für Wohnungslose

Mehr als ein Nahrungsmittel sind für viele Wohnungslose hausgemachte Weihnachtskekse. Ihr Genuss weckt Erinnerungen an glücklichere Kindheitstage im Kreise der eigenen Familie. Der Verein B37 bittet daher eifrige Weihnachtskeks-Bäckerinnen und -Bäcker, einen Teil ihrer süßen Köstlichkeiten am Schalter des Wohnheims Bethlehemstraße 37 abzugeben.

Im SeniorInnenzentrum Spallerhof wurde bereits fleißig Kekse gebacken. „Ich bedanke mich bei den MitarbeiterInnen und BewohnerInnen, die mit viel Liebe die Kekse für die Obdachloseneinrichtungen gebacken und verziert haben“, freut sich Vizebürgermeisterin Karin Hörzing, die die „Weihnachtsengel“ im SeniorInnenzentrum besucht und auch mitgeholfen hat. Die Weihnachtskekse werden dem B37 am 13. Dezember übergeben.


Quelle: Stadt Linz



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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