"Les Misérables": Ein hochemotionales Musical um Vorurteile, Verbrechen und Vergebung

Slide background
Kein Bild vorhanden
29 Sep 21:15 2014 von Redaktion Kultur Print This Article

Begeisterungsstürme bei der Premiere im Linzer Musiktheater

LINZ. Dem Teufelskreis von Not und kriminellen Handlungen durch Läuterung entkommen, ist Herzstück des wohl bekanntesten französischen Musicals "Les Misérables". Es ist ein musikalisches Meisterwerk von Claude-Michel Schönberg (Musik) und Alain Boublil (Libretto) nach dem Roman „Die Elenden„ von Victor Hugo. Erstmals wurde das Melodram am 17. September 1980 im Palais des Sports in Paris aufgeführt; am 8. Oktober 1985 erfolgte die Erstaufführung der englischsprachigen Version (Herbert Kretzmer) im Barbican Arts Centre in London.


 


Jetzt schaffte es das Musiktheater Linz, die Aufführungsrechte des Erfolgsmusicals zu bekommen. Die Neuinszenierung von Matthias Davids (bringt auch Revolutionsszenen effektvoll auf die Bühne) und das meist puritanisch-graue  Bühnenbild mit dunklen Türmen (Mathias Fischer-Dieskau) geben hervorragend Gelegenheit, die Musical-Stars in den Mittelpunkt der Ereignisse zu stellen. Ins Frankreich zwischen 1815 und 1832. Das Musical erzählt vom Schicksal des entlassenen Sträflings, Jean Valjean, der nach 19 Jahren Straflager als Häftling ein neues, ehrenwertes Leben beginnen will. Er nimmt sich des Mädchens Cosette an, die sich während des Juniaufstandes 1832 in den Studenten Marius verliebt. Valjean hingegen wird lebenslang vom herzlosen Gerechtigkeitsfanatiker, Polizeiinspektor Javert, verfolgt. Die menschlichen Tragödien ereignen sich meist im Dunkeln, die wenigen Lichtstrahlen (Lichtdesign Michael Grundner) zeigen immer wieder scheinbare Schicksalswendungen.


 


Christian Alexander Müller beweist als Valjean seine Bühnenpräsenz, auch wenn er alleine auf der Bühne ist, füllt er diese mit Leben. Der Funke springt förmlich über, wenn seine samtig-weiche, aber auch kraftvolle Stimme erklingt. Konkurrenz erhält Müller von Ariane Schirasi-Fard in der verhältnismäßig kleinen Rolle der Éponine. Sie begeistert mit stimmlich mächtigem Volumen und verfügt zudem über zarte, empfindsame Töne. Konstantin Zander als Javert nützt die Chance seiner Rolle. Er ist sowohl darstellerisch als auch stimmlich Aufsehen erregend. Die originelle Figur des skrupellosen, Leichen fleddernden Ehepaars Thénardier - gespielt von Rob Pelzer und Daniela Dett - geht in schrillen Kostümen (Susanne Hubrich) komödiantenhaft gekonnt über die Bühne. Angegriffene Stimmbänder erlauben Kristin Hölck nur die Bühnen-Rolle der Fantine zu spielen. Dafür singt für Hölck gefühlsvoll im Orchestergraben Carin Filipcic aus Wien den beliebtesten Song des Musicals "Ich hab geträumt vor langer Zeit". In den kleineren Rollen: Riccardo Greco führt mit formidabler Stimme seine Mitstreiter als Studentenanführer Enjolras in den Tod. Für die nötige Rührung sorgen professionell die Kinder Cosette (bezaubernd Emelie Trahan) und der Straßenjunge Gavroche (stimmlich fantastisch Dennis Mojsilovic). Aus dem Orchestergraben erklingen Schönbergs-Melodien – freudvoll und mit vollem Körpereinsatz vom Linzer Bruckner Orchester unter der Leitung von Kai Tietje gespielt – ergreifend sowie erquickend. Ein spannendes und emotional aufwühlendes Musical, bei dem am Ende die Liebe siegt.



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Kultur

Kunst und Kultur

Weitere Artikel von Redaktion Kultur