Kulturimpuls in Linz: Grüne Wirtschaft sieht Einkommen als Bürgerrecht

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Sabine Jungwirth und Enno Schmidt bei der Diskussion im Kepler Salon
Claus Muhr
29 Jän 20:22 2017 von Oswald Schwarzl Print This Article

Die neue Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft Sabine Jungwirth hat in Linz zu einer hochkarätigen Veranstaltung zum Bedingungslosen Grundeinkommen in den Kepler Salon geladen

LINZ. Gesprächspartner war Enno Schmidt, der Initiator der Schweizer Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“, vielen auch bekannt durch seinen Film „Grundeinkommen – Ein Kulturimpuls“.

Die Idee eines existenzsichernden Grundeinkommens steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen. Gemeint ist ein Einkommen für jede und jeden, unabhängig von der klassischen Erwerbsarbeit. Die wird es auch in Zukunft geben, sie wird aber im Leben der Menschen eine andere Rolle spielen. „Das Grundeinkommen nimmt den Druck aus der Gesellschaft heraus und eröffnet Freiräume“, sind sich Jungwirth und Schmidt einig.

Modellprojekte und Befragungen zeigen, dass das keineswegs dazu führt, dass alle das süße Leben genießen. Das deckt sich mit einer Blitzumfrage unter den weit über hundert Gästen der Veranstaltung, die einmal mehr bestätigt hat, dass die allermeisten Menschen auch mit einem Grundeinkommen weiter arbeiten würden. „Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen könnte die immer stärker werdende Prekarisierung der Arbeitswelt, die sowohl UnternehmerInnen als auch MitarbeiterInnen trifft, abgefedert werden. Das ist gerade für sozial verantwortungsbewusste Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Gleichzeitig werden große Potentiale für die Entwicklung neuer Ideen freigesetzt.“, so Jungwirth.

Die Idee des Grundeinkommens versteht sich nicht als Sozialleistung, sondern als Bürgerrecht, ähnlich dem Wahlrecht. Jeder Mensch, hat ein Recht zu Leben und darauf, dass seine Grundbedürfnisse – Wohnen und Essen – abgesichert sind. Es heißt auch nicht, dass am Ende alle einfach mehr haben.

Die erste Frage, die sich eine Gesellschaft stellen muss ist „Wollen wir das?“. Erst wenn das geklärt ist, können Details und Modelle diskutiert werden, die natürlich wiederum sehr unterschiedliche gesamtgesellschaftliche Auswirkungen haben. Insbesondere warnt Enno Schmidt davor, die Höhe zu niedrig anzusetzen, es muss existenzsichernd sein, um für die Einzelnen eine echte Wahlfreiheit herzustellen. Im Kepler Salon hat man die Faszination und das Potenzial der Idee erkannt. Von jungen Menschen, denen es den Sprung in das Wagnis Selbständigkeit erleichtern würde, über Frauen, die jahrelang ehrenamtlich und freiberuflich gearbeitet haben und für die das Netz der sozialen Absicherung schon heute nicht funktioniert, hin zu den Arbeiterinnen und Angestellten, die ihre Arbeitsbedingungen selbstbewusster und auf Augenhöhe verhandelt könnten. „Es wird notwendig sein, das Steuersystem gesamt umzuorganisieren und nicht mehr vorrangig über die Einkommen zu finanzieren.“, meint Schmidt. „Aber in Summe kann man davon ausgehen, dass gerade im unteren Bereich die Menschen mit einem Grundeinkommen mehr zur Verfügung haben werden.“


Quelle: SYLVIA NAGL/Schwarzl



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