Kinderschutz: Kärnten wird federführend

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Foto: Menschenkreis / S.Hofschlaeger / pixelio.de / Symbolbild
08 Apr 05:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

LHStv.in Prettner präsentierte mit Kinder-und Jugendanwältin Liebhauser Bericht zu Kindesmisshandlungsfällen und stellte Maßnahmenpaket vor – Zentrale Fachstelle für Kinderschutz wird eingerichtet

In den Jahren 2012 bis März 2015 sorgten sieben Fälle von Kindesmisshandlungen - Stichwort Schüttelbabys - für schockierende Schlagzeilen. Zwei Babys starben an den Folgen der Misshandlungen. Als Sozial- und Gesundheitsreferentin hat in der Folge LHStv.in Beate Prettner eine Studie zur Aufarbeitung dieser Misshandlungen in Auftrag gegeben. „Es ist nicht darum gegangen, einen Schuldigen zu suchen - das ist Sache der Justiz -, sondern darum, anhand dieser Fälle eine aufbauende Analyse des Kärntner Kinderschutzes vorzunehmen“, informierte sie heute, Donnerstag, im Rahmen einer Pressekonferenz.

„Es war wichtig herauszufinden, welche Risikokonstellationen Familien gefährden. Und wie man es schafft, diesen Familien das Angebot des Landes, das ja da ist, zukommen zu lassen“, so die Sozialreferentin. „Die eineinhalb Jahre dauernde Evaluierung hat insbesondere eines gezeigt: Kinderschutz ist als multiprofessionelle Herausforderung zu sehen. Das heißt, jeder, der berufsmäßig mit Kindern zu tun hat, hat eine Verantwortung. Notwendig ist das Zusammenspiel aller, die bessere Vernetzung“, erklärte Prettner.

Die Leiterin der Expertenkommission, Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser, wünscht sich, „dass wir das sorgende Nachfragen wieder lernen“. Explizit fordert sie, dass „alle Berufsgruppen, die mit Kindern zu tun haben, in Aus- und Weiterbildungen vermittelt bekommen, wie man mit Kinderschutz umgeht, wie man Gefährdungen wahrnimmt und wie man in der Folge handelt.“ Eine weitere Forderung der Expertenkommission: „Die Schaffung einer zentralen Fachstelle für Kinderschutz“, so Liebhauser.

„Kärnten wird im Bereich des Kinderschutzes federführend“, versprach denn auch Prettner. Ihr konkretes Vorhaben: Die von den Experten empfohlenen Maßnahmen werden legistisch in das Kärntner Kinder- und Jugendhilfegesetz eingearbeitet und umgesetzt. „Ich werde auch eine zentrale Fachstelle für Qualitätsentwicklung im Kärntner Kinderschutz installieren“, kündigte Prettner an. Zudem will sie die Ärztekammer verstärkt mit ins Boot holen – ein Sensibilisierungsprogramm der Mediziner könnte in der Ärzte-Fortbildung verankert werden. Eine dritte zentrale Maßnahme: Um risikoreiche Familien früh genug ausmachen zu können, werden Netzwerke wie die „Frühe Hilfen“ ausgebaut „Ideal ist es, wenn wir schon während der Schwangerschaft einer Frau registrieren, dass diese familiär, sozial gefährdet ist“, meinte Prettner.

Laut Christine Gaschler-Andreasch, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe, hat es im Jahr 2016 gezählte 2.078 Gefährdungsmeldungen gegeben. Jeder Meldung wurde penibel nachgegangen. Bei knapp mehr als der Hälfte konnte Entwarnung gegeben werden. In nur weniger als zehn Prozent war eine Fremdunterbringung erforderlich“, so Gaschler-Andreasch.

Übrigens: Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Zahl der Gefährdungsmeldungen kontinuierlich steigt. Im Jahr 2012 waren es 937 Meldungen, 2015 kam es zu 2.016 Gefährdungsmeldungen, im Vorjahr zu 2.078. „Das heißt aber nicht, dass die Misshandlungsfälle per se zugenommen haben. Der Anstieg ist höchstwahrscheinlich auf die gestiegene Sensibilisierung und die damit verbundene größere Bereitschaft, bei Verdacht eine Meldung zu machen, zurückzuführen“, sagte Prettner. Die „Strategie Kinderschutz“ werde jedenfalls in einem Offensivprogramm zum Schwerpunkt der Kärntner Kinder- und Jugendhilfe erklärt – „damit wir unser Hilfsnetz noch enger schnüren können. Denn jeder Misshandlungsfall ist einer zu viel.“




Quelle: Land Kärnten



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