IWO-Symposium: Plädoyer für Anreize bei Heizungssanierung

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IWO-Symposium: Plädoyer für Anreize bei Heizungssanierung
Foto: IWO Österreich/APA-Fotoservice/Schedl
01 Nov 15:00 2017 von OTS Print This Article

Diskutanten waren sich einig: Kluge Energiepolitik geht auch ohne Verbote.

Wien (OTS) - Soll Österreich beim Klimaschutz strenger sein als die EU vorgibt und soll die Politik den Menschen vorschreiben, wie sie heizen? Darüber debattierten Franz Fischler, Rudolf Hundstorfer, Paul Rübig, Michael Losch und Ernst-Moritz Bellingen am 19. Oktober beim Symposium des IWO-Österreich in Wien. Einigkeit herrschte unter den Diskutanten, wie Emissionseinsparungen im Gebäudebereich zu erreichen sind: Nämlich über Anreize wie beispielsweise Förderungen oder durch den Einsatz von neuen Technologien.

„Muss Österreich Musterschüler beim Klimaschutz sein? Und ist es wirklich sinnvoll, sich in der Europäischen Union mit dem reichen Norwegen in Sachen Energie- und Klimapolitik zu messen?“, stellte Fabian Handte, Vorstandsvorsitzender des IWO-Österreich, in seiner Eröffnungsrede beim diesjährigen IWO-Symposium in den Raum. Unter anderen diese Fragen versuchte eine hochkarätige politische Runde am 19. Oktober im Palais Hansen Kempinski in Wien zu beantworten. Titel der Veranstaltung, zu der etwa 130 Gäste aus der Energiebranche gekommen waren, war „Golden Plating beim Klimaschutz? Energiepolitik zwischen Bevormundung und Konsumenteninteresse“.

Heizungssanierung als Chance für heimische Wirtschaft

Um eine Dekarbonisierung bis 2050 zu erreichen, brauche es viel größere Anstrengungen, als die EU-Staaten derzeit geplant hätten, hielt Franz Fischler, ehemaliger EU-Kommissar und Minister und derzeit Präsident des Forum Alpbach, in seiner Keynote fest. Er plädiert dafür, dass Österreich die Klimaziele rasch umsetzt, um „Frontrunner-Effekte“ für die heimische Wirtschaft zu nutzen. Denn österreichische Unternehmen seien im Bereich Heizen und Energiesysteme gut aufgestellt. Obwohl er den raschen Umstieg auf Erneuerbare befürwortet, hält er nichts von einer Verbotspolitik.

Paul Rübig, Abgeordneter zum Europäischen Parlament, sagte, es könne nicht sein, dass man Dieselautos und Ölheizungen verbiete. Er sei viel mehr für finanzielle Anreize, denn nur so würden Verbraucher und Wirtschaft gerne auf umweltschonendere Technik umsteigen. Rübig will die Energieimportabhängigkeit drastisch senken, eine wettbewerbsfähige europäische Energiepolitik und setzt vor allem auf Energieeffizienz. In der thermischen Sanierung von Gebäuden sieht er eine große Chance für KMU: Wenn Haushalte auf effiziente Heizungen umsteigen, würden sowohl heimische Unternehmen als auch die Umwelt profitieren, so der EU-Abgeordnete.

„Energiearmut nicht wegzudiskutieren"

Rudolf Hundstorfer, ehemaliger Minister für Soziales und Konsumentschutz und ÖGB-Präsident, sagte, es gäbe eine gewisse Zahl an Haushalten in Österreich, die sich die Erneuerung der Heizanlage nicht leisten können. Energiearmut sei ein Thema, das man nicht wegdiskutieren könne, so Hundstorfer. Er sei stolz darauf, dass es in Österreich ein Recht auf Energieversorgung gibt. Anreize zum Umstieg auf effizientere Heizgeräte, wie die Förderung des Kesseltauschs, hält er gerade bei finanzschwachen Haushalte für sinnvoll.

Größte Einsparung bei Gebäuden und Mobilität

Michael Losch, Leiter der Sektion Energie und Bergbau im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, schilderte, welche Ziele die Republik in Sachen Energie- und Klimapolitik verfolgt. Als Industrieland müsse man eine vernünftige Politik im Sinne des Standorts Österreich betreiben, so Losch. Die Bereiche Gebäude und Mobilität könnten am meisten beitragen, sagte der Sektionschef. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, setze die Republik auf Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energie.

Flüssige Brennstoffe als Teil der Lösung

Ernst-Moritz Bellingen, Direktor von Eurofuel (European Heating Oil Association), sieht gute Gründe dafür, warum Ölheizungen auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle im Raumwärmebereich spielen werden. Heizöl habe seine Vorteile vor allem in der Bevorratung und bei den Kosten. Jetzt gehe es darum, „Öl weiter zu denken“, so der Eurofuel-Chef. Um die Emissionen zu senken, sei derzeit der Umstieg auf Öl-Brennwertgeräte die sinnvollste Maßnahme. Als nächsten Schritt müssten die Vorteile von Heizöl und erneuerbaren Energien in sogenannten Hybridheizungen kombiniert werden. Dann sei die Zeit reif für neue flüssige, synthetische Brennstoffe, die derzeit erforscht würden. So sei eine deutliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen machbar, ist Bellingen überzeugt.

Martin Reichard, Geschäftsführer des IWO-Österreich, bedankte sich im Schlussstatement bei allen Diskutanten für die Vorträge und die rege Debatte. Danach sprach Reichard das kürzlich veröffentlichte und an die Politik adressierte IWO-Positionspapier an und hob drei wichtige Punkte heraus: „Erstens: Verbote, selbst wenn sie nur wenige Haushalte treffen, verunsichern die Menschen. Zweitens: Das aktuelle Energieeffizienzgesetz ist ein ein Beispiel für Golden Plating – in anderen Ländern wurden die Vorgaben für die Energiehändler viel besser gelöst. Und drittens: Viele Haushalte bringen ihre Heizung auf einen besseren Stand. Wir stehen knapp davor, den 50.000 Antragsteller beim Heizen mit Öl-Förderprogramm zu feiern. Kein einziger Euro Steuergeld wurde dafür verwendet“, so Reichard. All das müsse die neue Bundesregierung in zukünftigen Entscheidungen rund um die Energie- und Klimapolitik mitbedenken, sagte der IWO-Geschäftsführer.

Über das IWO

Das IWO-Österreich (Institut für Wärme- und Oeltechnik) ist ein als Verein organisiertes Kompetenzzentrum für Heizfragen und versteht sich als zentrale Informations- und Beratungseinrichtung der österreichischen Mineralölwirtschaft. Mitglieder des IWO-Österreich sind zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Mineralölindustrie, Energiehandel, Kesselindustrie, Installationsunternehmen, Wirtschaftskammern, Kamin- und Tankfirmen.


Quelle: OTS



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