HCB Görtschitztal: Regelmäßige Beprobung und engmaschiges Umwelt-Bio-Monitoring greifen

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Kärnten
09 Nov 10:48 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Drei Jahre nach Bekanntwerden der Causa bestätigen Probenergebnisse aller Fachabteilungen, dass getroffene Maßnahmen in die richtige Richtung gehen

Klagenfurt (LPD). Als im November 2014 erstmals die HCB Grenzwertüberschreitungen im Görtschitztal publik wurden, hat man seitens der Landes bzw. der zuständigen Fachabteilungen, rasch und unbürokratisch umfangreiche Maßnahmen eingeleitet bzw. in Angriff genommen um die Umweltcausa in den Griff zu bekommen. Seit drei Jahren gibt es seitens des Landes in unterschiedlichen Fachbereichen regelmäßige Untersuchungen, Probenziehungen und Monitorings. Zudem wurden Projekte und Initiativen forciert, um dem Tal bzw. seinen Menschen neue Perspektiven zu geben.

Von der Sanitätsdirektion wurde bis dato das Blut von 303 Personen auf HCB untersucht. Rund 25 Prozent dieser Personen zeigten Werte über der in Österreich anzunehmenden Hintergrundbelastung. In der Allgemeinbevölkerung liegt dieser Anteil bei fünf Prozent. Diesem Personenkreis mit einer messbaren Erhöhung der inneren Belastung wurden Nachuntersuchungen angeboten. Bei den ersten Nachuntersuchungen im Jahr 2016 nahmen 22, bei den zweiten Nachuntersuchungen im Jahr 2017 47 Personen teil. Die nächsten Nachuntersuchungen sind in der ersten Jahreshälfte 2018 geplant. Alle bisher gemessenen Werte lagen in einem Bereich, in dem gesundheitlich nachteilige Auswirkungen nicht zu befürchten sind. Dennoch wurde die Medizinische Universität Wien beauftragt, ein toxikologisches Gutachten zur Abschätzung langfristiger Gesundheitsfolgen zu erstellen. Das Gutachten wird Ende dieses Jahres erwartet.

Von 2014 bis 2017 wurden von der Lebensmittel-Aufsicht 1.151 amtliche Proben gezogen, um diese auf Rückstände von Hexachlorbenzol überprüfen zu lassen. Im Jahr 2017 wurden 97 Proben gezogen. Von den 35 Proben im Lebensmitteleinzelhandelsgeschäften in der Region Görtschitztal hielten alle den Rückstandshöchstwert und den Vorsorgewert der Med. Univ. Wien für HCB ein.

Die erste Probenaktion für Waren der Direktvermarkter aus der Region Görtschitztal ergab, dass alle 39 Proben den ab 10. Mai.2017 geltenden Rückstandshöchstwert für HCB einhielten. Drei Proben überstiegen den Vorsorgewert der Medizinischen Universität Wien. Die Untersuchung wurde noch auf die Parameter Blei, Cadmium, Arsen, Eisen, Kupfer, Zink, Chrom, Molybdän, Cobalt und Nickel ausgeweitet. Auch hier waren keine Rückstandsüberschreitungen oder Auffälligkeiten feststellbar.

Die zweite Probenaktion im Bereich der Direktvermarktung erfolgte im Oktober 2017. Die Ergebnisse stehen noch aus. Die Lebensmittelaufsicht wird die Untersuchungen in der Region Görtschitztal im kommenden Jahr weiterführen.

Seitens des Instituts für Lebensmittelsicherheit, Veterinärmedizin und Umwelt des Landes Kärnten (ILV Kärnten) wurde auch im Jahr 2017 die kostenfreie Untersuchung von Privatproben (Eigenproduktion) angeboten.

Für den Veterinärbereich wurde die HCB-Umweltcausa im Jänner 2016 abgeschlossen, da keinerlei Handlungsbedarf betreffend das Veterinärwesen mehr gegeben war.

Von der Landwirtschaftsabteilung wurden heuer insgesamt 110 Futtermittelproben gezogen. Die Proben wurden auf HCB und Schwermetalle (Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber) untersucht.
Alle Frischgrasproben aus dem Umfeld des Wietersdorfer & Peggauer Zementwerkes lagen bezüglich des HCB-Gehaltes unter der Bestimmungsgrenze. Die Schwermetallgehalte waren in Spuren nachweisbar, welche weit unter den gesetzlichen Grenzwerten für Futtermittel lagen. Es wurden insgesamt neun Frischgrasproben im Bereich Zementwerk genommen.

Beim Deponie-Monitoring im direkten Umfeld um die Brückler Kalkdeponie "K20" wurden 41 Vorernteproben und 60 Frischgrasproben gezogen. Alle 101 Futtermittelproben lagen unter dem gesetzlichen Grenzwert für HCB. In drei Proben war HCB nachweisbar, allerdings weit unter dem gesetzlichen Grenzwert.

Die Umweltabteilung führte laufend Untersuchungen und Monitorings in den Bereichen Luft, Grundwasser, Oberflächenwasser und Boden durch.
Die Schwerpunkte der Luftuntersuchungen lagen, abgesehen von der kontinuierlichen Luftgütemessstation am Pemberg, in den letzten Monaten zunehmend im Umfeld der Altlast K20 in Brückl, nachdem die Werte im Bereich Wietersdorf unauffällig waren. Dabei wurden kontinuierliche Luftgütemessungen (Halbstundenmittelwerte) im unmittelbaren Nahbereich der Altlast K20 sowie HCB-Immissionsmessungen an neun Schwerpunktstandorten im Umfeld der Altlast K20 sowie an einem Standort im oberen Görtschitztal (Kl. St.Paul - Pemberg) durchgeführt.

Die Auswertung der Luftqualitätsmessungen (HCB-Passivsammlermessungen) für die Jahre 2015 und 2016 zeigen, dass im gesamten Bereich des Görtschitztales nördlich von Brückl bereits im Jahr 2015 der durch das Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien speziell für das Görtschitztal empfohlene Langzeitimmissionsgrenzwert (Jahresmittelwert) von 2 ng/m³ eingehalten wurde.

Während die Auswertung von Luftimmissionsmessungen an vier Messstellen direkt neben der Altlast K20 in den Monaten Jänner bis März 2017 noch Überschreitungen des Langzeitrichtwertes der Med Uni Wienzeigte, nehmen diese Werte ab April 2017 wiederum deutlich ab. Dieser Datenverlauf ist darauf zurückzuführen, dass die multifunktionale Oberflächenabdichtung der Altlast inzwischen fertiggestellt worden ist. Die Inbetriebnahme der Bodenluftabsaugung und Reinigung mit Aktivkohlefilter ist bereits im Gange.

Mit der Umschließung des Altlastkörpers mittels Dichtwand soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Des Weiteren ist eine Grundwasserreinigung vorgesehen. Durch diese Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass Schadstoffe weder in die Luft, noch in das Grundwasser gelangen können. Die von Seiten der Umweltabteilung auch in den nächsten Monaten und Jahren vorgesehenen umfassenden Untersuchungen und Messungen sollen der Beweissicherung dienen.
Die Fichtennadeluntersuchungen auf HCB und Quecksilber erfolgten unter Mithilfe der Landesforstdirektion an 24 Standorten im Görtschitztal sowie an einem Hintergrundstandort im Lesachtal. Von der Umweltabteilung wird zudem das Bioindikatormessnetz unter Berücksichtigung der Messergebnisse permanent angepasst.

Einen wesentlichen Erfolg konnte mit der Änderung der EU RückstandsVO erzielt werden. Aufgrund der an das EU-Parlament am 15.10. 2015 gerichteten Petition des Landes Kärnten kam es zu einer europaweiten Herabsenkung der meisten Grenzwerte für HCB in Lebensmitteln.

Neben einer umfassenden Informationskampagne für die Bevölkerung des Tales gab es in den letzten drei Jahren ein engmaschiges Umwelt-Bio-Monitoring, eine regelmäßige Beprobung der Milch und aller Milchprodukte, von Fleisch, Obst, Gemüse, pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln und von Honigprodukten. Weiters erfolgten Immissionsmessungen von Hexachlorbenzol (HCB), Hexachlorbutadien (HCBD), Trichlorethen (Tri), Tetrachlorethen (Per) und Schwermetalle sowie Fichtennadeluntersuchungen auf HCB und Quecksilber (Hg) - in den letzten Monaten mit dem Schwerpunkt "Umfeld Altlast K20 der Donau Chemie".

Um festzustellen, ob die durch die Abteilungen der Kärntner Landesregierung gesetzten umfassenden Monitoringmaßnahmen ausreichend sind, und wie lange diese fortzusetzen sind, wurde das Umweltbundesamt mit dem Projekt "Evaluierung des Bio-Monitorings" durch das "Zukunftskomitee "Görtschitztal" beauftragt. Dafür sind Mittel von 90.000 Euro vorgesehen, die je zur Hälfte vom Bund (Lebensministerium) und vom Görtschitztalfonds finanziert werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Drei Jahre nach Bekanntwerden der Causa bestätigen die Probenergebnisse von Lebensmittelaufsicht, Veterinärwesen, der Gesundheits-, Landwirtschafts- und der Umweltabteilung, dass die getroffenen Maßnahmen in die richtige Richtung gehen.



Quelle: Land Kärnten



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