Graz: Der lange Weg zur Glaubensfreiheit

Slide background
Foto: Stadt Graz/Foto Fischer
Slide background
Foto: Stadt Graz/Foto Fischer
01 Nov 07:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Enthüllung einer Gedenktafel anlässlich des Reformationsjubiläums

Exakt heute jährt sich der Tag, an dem der deutsche Theologieprofessor Martin Luther seine Thesen veröffentlicht hat, zum 500. Mal. Aus diesem Anlass fand am Nachmittag die Enthüllung eines besonderen Gedenksteines direkt beim Mursteg (Erich-Edegger-Steg) auf der Seite des Mariahilferplatzes statt. Die Österreichische Evangelische Allianz Graz hatte die Initiative zur Errichtung der Gedenktafel gesetzt, das Kulturamt der Stadt die Finanzierung übernommen. Gemeinsam feierte man die Enthüllung und gedachte jener ChristInnen, die einst wie heute wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet wurden und werden. Auf dem transparenten Glas der Stehle steht geschrieben: "Die Reformation lebt. 1517 - 2017: Von Martin Luther bis heute. Der lange Weg zur Glaubensfreiheit." Lesen Sie den gesamten Text auf der Tafel hier.

Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, der seitens der Stadt Graz an der Enthüllung der Gedenktafel teilnahm, erklärte: "Ein beeindruckendes Jahr für die Reformationsstadt Graz neigt sich langsam dem Ende zu. Es ist ein Jahr der Erinnerungen, des Dazulernens, des Dialogs und der Vergebung. Mit dieser Gedenktafel setzen wir ein spätes, ernstgemeintes Zeicher der Versöhnung. Denn ohne Luther hätte es auch in der katholischen Kirche keine Rückbesinnung auf das Wesentliche des Christentums gegeben." Das Stadtoberhaupt betonte die Bedeutung des friedlichen Miteinanders von 153 Nationen und mehr als 100 Religionsgemeinschaften in Graz und erinnerte an die gute Zusammenarbeit, die durch den Interreligiösen Dialog und Beirat maßgeblich beeinflusst wird. "Bei uns gibt es Instrumente aus aller Welt. Schauen wir gemeinsam darauf, dass sie eine harmonische Melodie anstimmen können." Am Ende seiner Rede bedankte sich Nagl beim evangelischen Superintendenten Mag. Hermann Miklas und all jenen, die an der Installation und Umsetzung der Gedenktafel beteiligt waren.

Miklas blickte in die Geschichte zurück und auch in die Gegenwart und zählte Herrscher und Regime auf, unter welchen bzw. in welchen Menschen ihres Glaubens wegen verfolgt wurden. Das Oberhaupt der lutherischen Kirche nahm seine Gemeinschaft aus der Schuld nicht aus: "Auch wir waren nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Und so bitte ich die Nachfahren der Täuferbewegung, die Mitglieder der Freikirche um Entschuldigung für die begangenen Taten. Es gibt keine Alternative für das Miteinander."

Seitens der Freikirche bedankte sich Ing. Rainer Saga, Mitglied des Vorstands der Österreichischen Evangelischen Allianz, für diese Entschuldigung und nahm sie an. Ebenfalls ein Mitglied der Allianz, Dr. Christoph Ritter, zeichnet für den Text auf der Gedenktafel verantwortlich. Auch er führte erschreckende Zahlen vor Augen: "Zehn Prozent der Christen weltweit werden heute verfolgt. In Indien bespielsweise leben 64 Millionen Christen, 34 Millionen von ihnen werden verfolgt. Es werden monatlich rund 40 Übergriffe, wie Prügel, auf sie registriert. Im vergangenen Jahr wurden acht Christen getötet. Wer sich in Nordkorea zum Christentum bekennt, kommt ins KZ und nicht nur er, seine gesamte Familie mit ihm. Glaubensfreiheit, das ist mir bei meinen Recherchen erst wieder so richtig bewusst geworden, ist ein kostbares Gut. Wir leben bei uns in einer privilegierten Situation."


Quelle: Stadt Graz



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Vorarlberg

Redaktion Vorarlberg

Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg