Geometrische Fensterbeklebung verwundert Autofahrer_innen in Linz

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Foto: Theory of Protection, Darya Koltsova
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Foto: taking away, Eginhartz Kanter
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Foto: Jericho, Lee Nevo
13 Jul 14:00 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Kunstausstellung widmet sich Bedrohungssituationen

An der unteren Donaulände in Linz, gleich gegenüber des Lentos Kunstmuseums sorgen seit einigen Tagen geometrische Muster auf den Fenstern im Erdgeschoss für verunsicherte Blicke. Autofahrer_innen, die täglich an der Stelle im Stau stehen sowie Passant_innen wundern sich über den Zweck der eigentümlichen Beklebung. Hinter den hübsch anmutenden Formen verbirgt sich in dem Kunstprojekt der Ukrainischen Künstlerin Darya Koltsova ein Verweis auf einen düsteren Ursprung. Sie entwickelte die Muster auf Grundlage von Archivbildern aus dem Zweiten Weltkrieg, auf denen Menschen zu sehen sind, die damals die Fenster ihrer Häuser mit Klebestreifen beklebten und damit versuchten, sie vor den Erschütterungen von Bombenexplosionen zu schützen. Die Arbeit ist Teil der Ausstellung „In Case of Uncertainty“, die noch bis 19. Juli 2018 im Kunstraum Memphis in Linz zu sehen ist. Koltsova thematisiert damit in Anlehnung an die gegenwärtige Situation in der Ukraine unkalkulierbare Bedrohungsszenarien.

Auch die israelische Künstlerin Lee Nevo bezieht sich mit ihrer Arbeit „Jericho“ auf Gefahrensituationen. Archaisch anmutende Messer und Stichwaffen – üblicherweise von Gefängnisinsassen aus Alltagsgegenständen hergestellt – illustrieren auf makabere Weise taktische Kreativität. Im Ausstellungsraum zeigt sie auf Brettern an der Wand eine beklemmende Auswahl dieser Werkzeuge und demonstriert dabei eindrucksvoll die Bandbreite der Möglichkeiten zur Bewaffnung mit primitiven Instrumenten, die beim Besuch der Ausstellung ein unterbewusstes Unwohlsein erzeugen.

Das Video „taking away“ von Eginhartz Kanter setzt an der gleichen Stelle an. Es zeigt die verlassenen Straßen der Millionenmetropole Tokyo bei Nacht. Die menschenleeren Gassen erinnern an ein Endzeit-Szenario – nur hier und da blinkt in der Ferne ein Licht. Plötzlich bewegt sich ein riesiges, schwarzes Objekt in den Bildausschnitt. Das undefinierbare, rechteckige Gebilde schiebt sich langsam durch das Bild. Es durchbricht die städtische Ordnung, lässt den nächtlichen Frieden fragil erscheinen und ruft Assoziationen zu Katastrophenszenarien hervor.

„Die Ausstellung zeigt Projekte, die auf subtile Weise sicher geglaubte Realitäten hinterfragen und so unser Bewusstsein schärfen für die Fragilität des Augenblicks“ so Jakob Dietrich, Betreiber des Kunstraum Memphis über die Ausstellung.?Die Ausstellung kann bei freiem Eintritt noch bis 19. Juli 2018 im Kunstraum Memphis in Linz besucht werden, am 19. Juli bietet sich ab 17:00 Uhr im Rahmen einer Finissage nochmals Gelegenheit, mit einigen der Beteiligten ins Gespräch zu kommen.

Beteiligte KünstlerInnen: Lee Nevo, Darya Koltsova, Eginhartz Kanter
Kurator: Jakob Dietrich


Quelle: Kunstraum MEMPHIS



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