Gendersensible Gestaltung innovativer Kindermedien: Leitfaden für die Formatentwicklung

Slide background
Foto: Martin Lifka Photography
Slide background
Foto: FH St. Pölten / Foto Kraus
Slide background
Foto: Fotoatelier Fuchsluger
13 Apr 16:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Das Forschungsprojekt „TraEx – Transmedia Extensions. Geschlechtssensibles Erzählen für Kinder“ der Fachhochschule St. Pölten untersuchte aktuelle Medienformate für Kinder. Dabei wurde das spezifische Potential von transmedialen Erzählformen für die gendersensible Formatentwicklung ausgelotet. Die Ergebnisse der Analysen und die Erfahrungen aus der praktischen Umsetzung wurden nun in Form eines Leitfadens für die Praxis der Formatentwicklung aufbereitet.

„Märkte für Kindermedien sind in hohem Maße entlang von Geschlechtergrenzen segmentiert. So weiß man aus einschlägigen Untersuchungen, dass Mädchen häufiger Bücher lesen und öfter Radio hören, während Buben vor allem Computerspiele und Comics nutzen“, sagt Astrid Ebner-Zarl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwirtschaft der FH St. Pölten. Zudem werden laut Ebner-Zarl geschlechtsspezifische Themen und Gestaltungmerkmale früh festgelegt: Rosa Ponys und Prinzessinnen auf der einen Seite, furchterregende Monster und rote Rennautos auf der anderen sind die deutlichsten Beispiele.

Für Medienunternehmen ergeben sich aus diesem Umstand zwei Probleme: Zum einen fällt es ihnen häufig schwer, Kinder im jeweils anderen Segment anzusprechen und damit den Markt auszudehnen. „So klagen etwa Verlage häufig darüber, dass sie Buben mit ihren Verlagsprodukten kaum erreichen, während umgekehrt die Computerspieleindustrie Schwierigkeiten hat, Mädchen als Kundinnen anzusprechen“, erklärt Ebner-Zarl. Zum anderen sieht sich die Medienindustrie mit dem Vorwurf konfrontiert, durch die starke Orientierung an geschlechtsspezifischen Stereotypen in der Gestaltung ihrer Produkte zur Reproduktion und Verfestigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden beizutragen.

Leitlinien für gendersensible Mediengestaltung

Um zum Lösen dieser Probleme beizutragen, hat die FH St. Pölten im Projekt TraeX in Kooperation mit österreichischen Medienunternehmen Leitlinien für das Erstellen von gendersensiblen Medienformaten für Kinder erarbeitet.

Zu den Leitlinien gehören unter anderem das Vermeiden einer getrennten Zielgruppenansprache für Mädchen und Buben sowie das Vermeiden der Verwendung geschlechtsspezifischer, insbesondere frauenfeindlicher, Klischees beim Gestalten von Charakteren, zudem eine Stereotypen vermeidende grafische Gestaltung.

Transmedialer Erzählkosmos

Geschichten werden in Medien zunehmend transmedial entwickelt und erzählt: Zur Fernsehserie gibt es Facebook-Seiten der Hauptcharaktere, die Handlung von Kinofilmen wird in Computerspielen erweitert oder Menschen können Sendungen mitgestalten. Das Projekt TraeX hat untersucht, wie sich solche Konzepte des transmedialen Storytellings für Kindermedien adaptieren lassen.

Ein besonderes Augenmerk im Projekt und Leitfaden kam daher transmedialen Erzählstrategien zu, in denen – im Unterschied zur crossmedialen Vermarktung – Geschichten nicht bloß von einem Medium in ein anderes transformiert, sondern plattformübergreifend erzählt werden. Das Projekt hat analysiert, inwieweit transmediale Formate den unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten von Buben und Mädchen gerecht werden und gleichzeitig Anreize schaffen, sich neuen, bislang wenig genutzten Medien zuzuwenden, Geschlechterrollen zu hinterfragen und alternative Identifikationsangebote zu erproben.

„Bei transmedialen Formen des Erzählens entsteht der Erzählkosmos erst aus der Zusammenschau aller Medien. Nur dann lässt sich die gesamte Geschichte erfassen. Transmediale Formate bieten aus unserer Sicht große Potentiale für die gendersensible Gestaltung von Kindermedien. Doch derzeit gibt es noch kaum transmediale Produkte für Kinder am Markt“, sagt Andreas Gebesmair, Leiter des Projekts sowie des Instituts für Medienwirtschaft der FH St. Pölten.

Die Ergebnisse des Projekts sollen Medienunternehmen dazu anregen, ihre Produkte nicht nur gendersensibel, sondern auch plattformübergreifend zu gestalten. Auch dazu liefert der Leitfaden eine Anleitung.


Quelle: FH St. Pölten



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Vorarlberg

Redaktion Vorarlberg

Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg