Gefährliche Nebenwirkungen – Medikamente am Steuer

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Kuratorium für Verkehrssicherheit
15 Feb 19:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Die aktuelle Erkältungs- und Grippewelle ist gerade auf ihrem Höhepunkt. Viele Österreicher konsumieren derzeit Medikamente, deren Einnahme jedoch auch die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen kann, warnen Experten des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Die Gefahr wird unterschätzt: Eine neue KFV-Dunkelzifferstudie zeigt nun, dass rund 521.000 Personen in den letzten 12 Monaten ein Kfz gelenkt haben, obwohl sie aufgrund von Medikamentenkonsum nicht sicher waren, ob sie verkehrstüchtig sind.

Egal ob verschreibungspflichtig oder rezeptfrei: Viele Medikamente beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit und haben Auswirkungen auf die Fahrsicherheit. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent aller in Österreich zugelassenen Medikamente Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit haben. Darunter befinden sich sowohl rezeptpflichtige als auch rezeptfreie Präparate. „Fahruntüchtigkeit kann typischerweise durch die dämpfenden Wirkungen von Medikamenten auf das zentrale Nervensystem verursacht werden. Dies kann sich z.B. in zu geringerer Aufmerksamkeit, vermindertem Reaktionsvermögen oder Müdigkeit äußern. Manche Medikamente beeinflussen das Urteilsvermögen und die Selbsteinschätzung, sie können zu Fehleinschätzungen von Gefahrensituationen führen“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV.


Hohe Dunkelziffer
Experten schätzen, dass zwischen 8 Prozent und 25 Prozent aller Verkehrsunfälle direkt oder indirekt auf Medikamenteneinnahme zurückzuführen sind: „Dies würde bedeuten, dass durchschnittlich pro Jahr etwa 3.000 bis 9.000 aller Verkehrsunfälle auf Österreichs Straßen auf direkten oder indirekten Medikamentenkonsum zurückzuführen sind. „Unsere Dunkelzifferstudie zeigt, dass geschätzte 521.000 Personen in den letzten 12 Monaten ein Kfz gelenkt haben, obwohl sie aufgrund von Medikamentenkonsum nicht sicher waren, ob sie verkehrstüchtig sind“, so KFV-Direktor Dr. Othmar Thann. Abgefragt wurden Medikamente wie Grippemittel, Schmerzmittel, Antidepressiva, Schlafmittel sowie Beruhigungsmittel. 23 Prozent der Befragten gaben an, den Beipackzettel selten bzw. nie bewusst zu lesen, um über die Nebenwirkungen bzw. möglichen Beeinträchtigungen des Medikaments auf die Verkehrstüchtigkeit Bescheid zu wissen. Das auf der Medikamentenschachtel aufgedruckte Warndreieck mit Rufzeichen ist nur 24 Prozent der Befragten bekannt.

Welche Medikamente beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit?
• Sogar gewöhnliche Schmerzmittel oder Mittel gegen Fieber oder Entzündungen können schnell müde machen, stärkere Präparate machen fahruntüchtig.
• Auch auf Beruhigungs- und Allergiemittel reagiert der Körper mit Müdigkeit. Diese niemals mit Aufputschmittel bekämpfen – sie wirken enthemmend und fördern die Gleichgültigkeit.
• Manche Präparate gegen Bluthochdruck oder Brechreiz, Augentropfen mit Wirkung auf die Pupille wirken sich ebenfalls negativ auf die Fahrtüchtigkeit aus.
• Vor allem Psychopharmaka wie Beruhigungsmittel, Schlafmittel oder starke Präparate gegen Schmerzen und Fieber können die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinflussen. Folgende Aspekte sollten beachtet werden:

Nach 16 Stunden noch eine Wirkung wie 0,5 Promille Blutalkohol
Besonders kritisch sind die Auswirkungen von Medikamenten mit einer mehrstündigen Wirkdauer auf die Fahrtauglichkeit. Dazu zählen vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel, die seit einigen Jahren immer häufiger bei Schlafstörungen verordnet werden. Tückisch ist hier der sogenannte Hangover-Effekt: Manche Präparate haben noch 16 Stunden nach der Einnahme eine Wirkung, die 0,5 bis 0,8 Promille Blutalkohol entspricht. In der Dunkelzifferstudie des KFV gaben jedoch 73 Prozent der Autofahrer an, dass sie sich bereits innerhalb von acht Stunden nach der Einnahme eines Medikaments wieder ans Steuer setzen würden, 29 Prozent würden sogar unmittelbar danach ein Fahrzeug lenken.

Der Lenker trägt die Verantwortung!
Das Lenken eines Fahrzeugs unter dem Einfluss von Medikamenten stellt eine vielfach unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr dar. „Lesen Sie deshalb unbedingt immer den Beipackzettel, bevor Sie Auto oder Fahrrad fahren“, empfiehlt Thann. „Achten Sie auf den Gefahrenhinweis auf den Medikamentenpackungen und beachten Sie, dass Nebenwirkungen länger anhalten können. Jeder Autofahrer ist selber verantwortlich zu entscheiden, ob er fahrtauglich ist.“

5 Punkte Checkliste vor Inbetriebnahme eines Fahrzeugs:
- Fühle ich mich fit?
- Habe ich Medikamente genommen?
- Bin ich mir sicher, dass diese die Fahrtüchtigkeit nicht beeinflussen?
- Gibt es heute ausnahmsweise eine Alternative zum Auto?
- Sollte ich noch einen Arzt oder Apotheker um Rat bitten?


Quelle: KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)



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