Fremdgehen - Wie schlimm ist das eigentlich?

Slide background
Thema Fremdgehen -
Untreue ist in österreichischen Beziehungen durchaus ein relevantes Thema
© geralt (CC0-Lizenz) / pixabay.com
22 Nov 10:53 2016 von Nicole Scharinger Print This Article

In einer Beziehung zählt Treue zum wichtigsten Kriterium - Und obwohl sich 94 Prozent der Österreicher/innen einen treuen Partner wünschen, ist knapp jeder Dritte schon einmal fremdgegangen

Untermauert wurde dieses Studienergebnis mit einer Panel-Umfrage im Juni 2015, die von Radio Wien in Auftrag gegeben wurde. Insgesamt 300 Personen wurden online zum Thema „Untreue“ befragt; das Ergebnis: 36 Prozent der Wiener/innen hatten schon mal einen Seitensprung.

Altersvergleich bei den 36 Prozent der Befragten zum Thema „Untreue“

Bei den 14 bis 29-Jährigen waren 14 Prozent schon einmal untreu. 50 Prozent waren es bei den 30 bis 39-Jährigen und in der Altersgruppe der 50 bis 65-Jährigen gingen 52 Prozent schon einmal fremd. Allerdings stehen die Österreicher hier nicht auf Platz eins der internationalen Rangliste beim Fremdgehen, denn auch die Franzosen – und allen voran die Tailänder – nehmen es in Sachen Treue nicht immer ganz so genau.

Monogamie-Prinzip nicht wissenschaftlich belegt

Rein wissenschaftlich kann die Monogamie als natürliche Verhaltensweise beim Menschen nicht belegt werden – umgekehrt ist aber auch nicht erwiesen, dass Menschen schon evolutionsbedingt zwei-, drei- oder auch vielgleisig fahren „müssen“. Aber: Im Vergleich zur Tierwelt, in der „Untreue“ ganz normal ist, kommen bei den Menschen noch weitere Komponenten hinzu, als nur die Fortpflanzung. Denn es gibt auch psychologische, emotionale und egoistische Gründe für eine dauerhafte Bindung an nur einen Partner. Und genau dies unterscheidet uns in Sachen Partnerschaft auch von der Tierwelt, in der es bei der Partnersuche immer nur um Nachwuchs-Zeugung geht. Interessant ist auch die Tatsache, dass Monogamie bis heute auch ökonomische Hintergründe hat, denn damals standen die Ehefrauen in finanzieller Abhängigkeit des Mannes.

Gründe für Seitensprünge

Wenn Treue aber richtig ist, für Sicherheit, Stabilität und emotionale Zufriedenheit steht, warum gehen Menschen dann überhaupt fremd? Die Gründe für einen Seitensprung oder gar eine Affäre sind vielseitig und entstehen nicht von heute auf morgen. Oftmals fühlt sich der eine Partner vernachlässigt, weshalb er sich dann – bewusst oder unbewusst – die gewünschte Aufmerksamkeit anderswo sucht. Aber auch sexuelle Unzufriedenheit, Stress oder dauerhaftes Unverständnis in der Beziehung können Auslöser für einen Seitensprung sein.

Das meinen die Teilnehmer der Umfrage von Radio Wien: 22 Prozent sehen "mangelnde Aufmerksamkeit" als Ursache für einen Seitensprung. Bei 14 Prozent spielt "sexuelle Unzufriedenheit" die Hauptrolle beim Fremdgehen. Unter "Alkoholeinfluss" wichen 11 Prozent von der Monogamie ab und "aus der Laune/Gelegenheit heraus" gingen ebenfalls 11 Prozent schon einmal fremd. Die Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher vom Institut für Anthropologie der Universität Wien erklärt, dass Untreue auch genetische Veranlagung als Grund haben kann. Hier spielen die Umstände innerhalb der Beziehung, das Umfeld und die eigenen Charaktereigenschaften eine wesentliche Rolle.

Ein weiterer Grund für Untreue ist der Umgang mit dem Partner. Viele Ehe- und Familienberater kennen das Problem: Nach längerer Beziehung oder Ehe schleichen sich Respektlosigkeiten ein, die Paare beschimpfen sich wüst im Streit. Das mag daran liegen, dass man sich nach so langer Zeit in- und auswendig kennt und einfach nichts Geheimnisvolles, Mysteriöses an seinem Gegenüber findet. Oft fehlen aber auch die gemeinsamen Interessen. Auch unkomplizierter Sex oder besondere Wünsche können treffpunkt18.at zufolge dazu führen, sich einen Sexpartner zu suchen.

Glück im Unglück – Wie Fremdgehen die Beziehung retten kann

Wenn es am Ende also doch passiert ist, nagt das schlechte Gewissen; zumindest bei den meisten Fremdgehern. Plötzlich entsteht die große Angst, man könnte den Partner verlieren - ein Zeichen dafür, dass die emotionale Bindung noch besteht. Umgekehrt kann aber auch der oder die Betrogene auf eine Beichte ganz unverhofft reagieren, denn viele Frauen und Männer reagieren in dem Moment, in dem der Seitensprung bekannt wird mit „Kampfgeist“ und wollen den Partner durch mehr Aufmerksamkeit, Respekt und neuen, interessanten Eigenschaften zurückgewinnen. In einigen Fällen werden Affären und Seitensprünge als Anlass für eine professionelle Paartherapie genommen.

Fazit

Untreue ist in der Regel eine Art „Hilfeschrei“ – irgendetwas stimmt in der Beziehung nicht und schafft Platz für Nebenbuhler. Vielleicht ist das Gefühl nicht mehr da, vielleicht ist es auch die Einsamkeit trotz Beziehung. Untreue ist also nicht der Ursprung, sondern die Reaktion auf Beziehungsprobleme. Monogamie kann daher als Lebensstil betrachtet werden – etwas, das man gerne „in Kauf nimmt“, wenn die Beziehung stimmt. Das Monogamie-Prinzip wird also in intakten Beziehungen gerne gelebt und hat an sich nichts mit Wissenschaft zu tun. Trotzdem ist es nicht der einzige Weg, seine Liebe zu leben. Jeder muss letztlich das richtige Modell für sich wählen.



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien: