Ein Drittel der steirischen Lenkerinnen und Lenker greift beim Fahren zum Handy

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Foto: Handy am Steuer / Symbolbild
12 Jul 20:20 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Telefonieren, Nachrichten lesen/schreiben sowie Navi bedienen sind häufigste Ablenkung

Die IFES-Umfrage im Auftrag der ASFINAG zeigt: Acht von zehn Lenkerinnen und Lenkern in der Steiermark sagen, dass das Schreiben oder Lesen von Nachrichten stark ablenkt. ABER: Ein Drittel gibt zu, das Handy hinter dem Steuer dafür zu benützen, obwohl es verboten ist. Jede und jeder Zehnte macht das sehr häufig. Bei Stop-and-Go-Verkehr macht es jede und jeder Vierte oft.

Auf dem Vormarsch sind dabei Fotos oder Videos mit dem eigenen Smartphone: Mehr als 30 Prozent sagen, dass sie schon Motive während der Fahrt aufgenommen haben.

Fast 40 Prozent mussten daher in den vergangenen zwölf Monaten plötzlich in einer gefährlichen Situation voll abbremsen, weil sie oder er abgelenkt war – und jeder und jede Vierte musste rasch die Spur wechseln oder das Lenkrad verreißen.

Warum kann man nicht widerstehen, eine Nachricht zu lesen - obwohl man weiß und erlebt hat, dass es stark ablenkt? Die renommierte Verkehrspsychologin Dr. Bettina Schützhofer liefert Erklärungsansätze: „Es liegt ein gefährlicher Mix aus positiver Einstellung zum Handy am Steuer, subjektiver Wahrnehmung der Anderen und falscher Selbsteinschätzung vor.“

Zusammengefasst in etwa: „Multitasking ist gut und spart Zeit“, „fast alle nutzen das Smartphone am Steuer“ und „außerdem fahre ich besser als die meisten anderen“. Erschwerend kommt hinzu, dass Handygebrauch – obwohl seit fast 20 Jahren verboten – sowie andere Nebentätigkeiten am Steuer für viele bereits zur alltäglichen Gewohnheit wurden.

Die Zahlen aus der Steiermark im Detail

Grundsätzlich ergibt die Umfrage, dass jede dritte Steirerin, jeder dritte Steirer während der Fahrt aus unterschiedlichsten Gründen zum Handy greift.

40 Prozent geben an, mit dem Handy während der Fahrt zumindest gelegentlich ohne Freisprecheinrichtung zu telefonieren, 17 Prozent machen das häufig beziehungsweise oft. Und das, obwohl es als stark ablenkend empfunden wird.

SMS/E-Mail/Messages lesen während der Fahrt – 18 Prozent der Befragten gaben an, das gelegentlich bis oft zu machen. 14 Prozent gaben an, SMS/E-Mails/Messages gelegentlich bis oft während der Fahrt zu schreiben.

Mit 57 Prozent mehr als die Hälfte der Steirerinnen und Steirer geben an, das Navi auch während der Autofahrt zu bedienen.

„Schminken, Rasieren, Frisieren während der Fahrt“: Acht Prozent sagen, das zumindest „ab und zu“ zu machen.

Alarmierend: 32 Prozent geben zu, dass sie als Fahrerin bzw. Fahrer während der Fahrt fotografieren oder filmen. Beliebt sind „besondere Wetterverhältnisse“ und „Naturereignisse“.

Im Stop-and-Go-Verkehr, der besondere Konzentration erfordert, geben 16 Prozent der befragten Steirerinnen und Steirer an, „oft“ zum Handy zu greifen – vier Prozent sagten, das „eigentlich immer“ zu tun. Interessant dabei die Tätigkeit mit dem Handy im Stop-and-Go-Verkehr: Rund die Hälfte sagte, dann „jemandem eine Nachricht zu schreiben, dass es später wird“.

Gefährliche Folgen: Fast 40 Prozent gaben an, dass sie so in den vergangenen zwölf Monaten plötzlich vollbremsen mussten, weil sie abgelenkt waren. Ein Viertel musste das Lenkrad verreißen, rasch die Spur wechseln. 27 Prozent gaben an, jemandem durch Ablenkung zu dicht aufgefahren zu sein.

Ablenkung: Das sind die größten Risiken

Aufmerksame Lenker haben eine Reaktionszeit von einer Sekunde oder weniger. Wer mit dem Smartphone hantiert, braucht oft mehrere Sekunden, um auf eine Gefahr reagieren zu können.

Bei 130 km/h auf der Autobahn fährt man pro Sekunde etwa 36 Meter – nur drei Sekunden unaufmerksames Fahren genügen, um mehr als die Länge eines Fußballfeldes „blind“ zu fahren. Und ist man etwa mit 130 km/h im – zu geringen - Abstand von 50 Metern zum vorderen Fahrzeug unterwegs und dieses bremst plötzlich ab, dann genügen schon zwei Sekunden Unachtsamkeit, um so gut wie ungebremst in den Vordermann zu krachen. Wer abgelenkt ist, hält zudem die Spur sehr schlecht, verwendet keinen Blinker und ist oft langsam oder zu schnell unterwegs.

ZITAT Karin Zipperer, Klaus Schierhackl, ASFINAG Vorstandsduo

„Die ASFINAG sorgt für möglichst sichere Autobahnen und Tunnel. Und wenn sich Lenkerinnen und Lenker an die wichtigsten Regeln halten, schaffen wir bei der Verkehrssicherheit nochmal einen großen Sprung nach vorne. Es geht ganz einfach: Handy weglegen und die Augen auf die Straße.

Wir investieren jeden zweiten Euro – das sind rund 500 Millionen im Jahr – in Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit. Auch Fahrzeughersteller machen mit technischen Innovationen die Autos immer sicherer. Ohne Eigenverantwortung geht es aber nicht: Das Lenkrad ist kein Platz für Multitasking-Versuche.“

Drei ASFINAG-Tipps gegen Ablenkung

  • Erledigen Sie alles, was nicht zum „reinen Fahren“ gehört, vorher oder nachher. Egal ob Trinken, Essen, Rauchen, Einstellen des Navis, ein Telefonat oder der letzte Check der Mails. Oder machen Sie eine Pause.
  • Elektronische Geräte nach Möglichkeit nicht bedienen: Egal ob Nutzung des Handys oder Einlegen einer CD – die Beschäftigung mit elektronischen Geräten dauert zu lange.
  • Gegenstände griffbereit hinlegen: Etwa die Sonnenbrille auf einen bestimmten Platz legen, um „blind“ darauf zugreifen zu können. Alles andere wie Zeitschriften, Unterlagen, Trinkflaschen etc. gehört in den Kofferraum oder im Fahrgastraum sicher verstaut und nicht auf den Beifahrersitz. Damit es bei einem Bremsmanöver nicht von diesem rutscht – und man versucht ist, während der Fahrt etwas aufzuheben,

Hallo Leben“ Kampagne gegen den Blindflug, Unfallursache Nr. 1

Ablenkung ist vor Übermüdung, zu hohem Tempo und zu wenig Abstand unangefochten Risikofaktor und Unfallursache Nummer Eins auf Autobahnen. Nach der vorläufigen Unfallbilanz für 2017 kamen im Vorjahr 56 Personen auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen ums Leben – durch Unachtsamkeit oder Ablenkung passierten 17 tödliche Unfälle, bei denen insgesamt 19 Menschen ums Leben kamen, also ein Drittel aller Todesopfer.

Verkehrssicherheit ist „Teamwork“: Die ASFINAG übernimmt Verantwortung für sichere Straßen und Tunnel. Aber nur wenn möglichst alle Lenkerinnen und Lenker die wichtigsten Regeln befolgen, klappt es auch mit der Verkehrssicherheit. Im Rahmen von „Hallo Leben“, der Initiative für ein sicheres Miteinander auf Österreichs Straßen, setzt die ASFINAG daher heuer einen Info-Schwerpunkt zum Thema Ablenkung.


Quelle: ASFINAG



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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