Ehemalige Zwangsarbeiterin besucht nach über 70 Jahren St. Veit an der Glan

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Foto: Stadtgemeinde St. Veit an der Glan
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13 Dez 09:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Die 91-jährige Ukrainerin Maria Sosnovska ist für fünf Tage auf Spurensuche in der Herzogstadt, an die sie nur positive Erinnerungen hat.

1600 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der ukrainischen Stadt Zaporozhye (rund sieben Autostunden südöstlich von Kiew) und St. Veit an der Glan. Durch das Schicksal von Maria Trofimovna Sosnovska rücken die beiden Regionen dieser Tage etwas näher zusammen. Die heute 91-jährige war von 1942 bis 1944 während des 2.Weltkrieges als Zwangsarbeiterin in der St. Veiter Parkgasse 5 untergebracht. Nach über 70 Jahren kehrte sie dieser Tage auf Einladung der Stadtgemeinde St. Veit in die Herzogstadt zurück. Bis Freitag wird sie ihre damaligen Aufenthaltsorte besuchen, Zeitzeugen treffen und auch Schülern Einblicke in ihren harten Alltag von damals geben.

Frau Sosnovska hat ausschließlich positive Erinnerungen an St. Veit. In einer Youtube-Botschaft formuliert sie wie folgt ihren Dank:

„Ich danke allen Bewohnern der Stadt, die mir und anderen Zwangsarbeitern geholfen haben. Es ging mir sehr schlecht und ich kam in die Kirche zur Behandlung. Dank an alle Menschen, die geholfen haben, mit Kleidung, mit Schuhen, mir und allen anderen, die in der Stadt waren. Niemand hat uns beleidigt. Alle, die zur Zwangsarbeit dort waren, sind aus Ihrer Stadt nach Hause zurückgekehrt. Vielen Dank!“

Bürgermeister Gerhard Mock: „Es freut uns, dass wir mithelfen konnten, Frau Sosnovskas Herzenswunsch mit einer Reise nach St. Veit zu erfüllen. Die Medien sind derzeit voll von Berichten über Leid und Terror, da hebt sich die Lebensgeschichte und ihr Verbundenheit mit unserer Stadt wohltuend ab.“ Arrangiert und bezahlt wird die Flugreise von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung & Zukunft“ mit Sitz in Berlin. Die Stiftung unterstützt in Mittelund Osteuropa sowie in Israel Initiativen, die die Hilfsbereitschaft für Opfer von Zwangsarbeit und anderem NS-Unrecht lokal und international stärken soll.

„Wir möchten natürlich versuchen, Frau Sosnovska viele Jahrzehnte nach ihrem zwangsweisen Aufenthalt einen möglichst warmherzigen Empfang in St. Veit zu ermöglichen und haben für sie ein schönes Besichtigungsprogramm zusammengestellt“, so Mock weiter. Unter anderem ist auch ein Treffen mit einer sehr guten Freundin von damals geplant, die heute in Ebenthal bei Klagenfurt lebt.

Stationen im Leben von Maria Trofimovna Sosnovska

  • Maria Sosnovska wurde als 16-jährige im November 1942 zur Zwangsarbeit aus dem Dorf New Gaychur (derzeit Nove Pole) verpflichtet. Von dort wurde sie auf Karren in die Stadt Volnyansk transportiert und in weiterer Folge wie Vieh in geschlossenen Zug-Waggons bis an die Grenze gebracht.
  • Vermutlich in Krakau nahm der für die Arbeitseinsätze zuständige Ärzteausschuss eine Selektion vor: Maria Sosnovska wurde als arbeitsunfähig abgelehnt. Ihr drohte somit das Schicksal, in ein Konzentrationslager gebracht zu werden. Sosnovska schaffte es aber, sich dennoch einer Gruppe Zwangsarbeiter anzuschließen.
  • Durch die Kriegswirren in St. Veit angelangt, lebte Sie 2 Jahre lang im Hause von Maria Mörtenhuber. Das einstige Vitusbad in der Parkgasse 5 beherbergt heute ein griechisches Lokal.
  • 1944 wurde Sie in zur Flachsverarbeitung in die frühere Textilfabrik nach Friesach gebracht – jedoch nicht lange: Nach vier Monaten wurde die Fabrik bombardiert und die Arbeiter wieder nach St. Veit zurückgebracht.
  • Maria Sosnovska lebte bis zum Kriegsende noch ein paar Monate in St. Veit, danach wurde sie von sowjetischen Truppen in einen unbekannten Ort in Österreich gebracht. Von dort sind ist zu Fuß durch Ungarn, Rumänien und Moldawien in die ihre ukrainische Heimat zurückgekehrt. Ihr Haus war zerstört, das Dorf war halb verbrannt. Zwei Brüder und Vater wurden getötet. Zu Hause herrschte Hungersnot, Kälte, Verwüstung und Krankheiten.
  • Später heiratete sie und lebte lange Zeit in einem Gebiet in Kasachstan, wo die Sowjetunion Atombombentests durchführte. Dort arbeitete sie als Verkäuferin in einem Kiosk, den sie später auch leitete. Jetzt ist sie eine Freiwillige, die anderen älteren Menschen in der Stadt Zaporozhye unter die Arme greift.

Quelle: Stadtgemeinde St. Veit an der Glan



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