Drei Viertel der Oberösterreicher wollen mehr Leben in Ortskerne

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17 Okt 12:52 2013 von Oswald Schwarzl Print This Article

Im Auftrag des Institutes Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) hat das Linzer IMAS-Institut die Meinung der oberösterreichischen Bevölkerung zum Thema „Ortskernbelebung“ erforscht.

Linz. Weil …

• in den Ortskernen eine gute Infrastruktur besteht / Straßen,         Beleuchtung, Wasser-Abwasser-Energie, Kommunikation, …

• die Budget-Spielräume der Gemeinden beschränkt sind.

• die rasante Bodenversiegelung ein großes Umweltproblem darstellt: Allein zwischen 2001 und 2012 ist die Flächen-Inanspruchnahme durch Bau und Verkehr um 13,1 Prozent gewachsen. Das ist fast drei Mal mehr als der Anstieg der österreichischen Bevölkerung (4,8 %) während desselben Zeitraumes.

• diese Zentren und Ortskerne zu mehr Lebensqualität und Entschleunigung beitragen.

• diese Zentren in einer globalen Welt Identität, Heimatgefu?hl und Behaglichkeit vermitteln.

• die gewachsenen Orts- und Stadtkerne traditionell Stätten der menschlichen Begegnung und des Gesprächs sind.

• Ortskernbelebung und -sanierung auch mit Ökonomie und Ökologie zu tun haben.

OberösterreicherInnen glauben fest an ihre Ortszentren
Die schlechte Nachricht ist, dass 74 Prozent der Meinung sind, dass die Ortskerne immer stärker verfallen und an Bedeutung verlieren!
Die gute Nachricht ist, dass nur eine Minderheit (37 Prozent) glaubt, dass diese Entwicklung schicksalshaft sei und man dagegen nichts machen könne, während 50 Prozent der Meinung sind, dass man sehr wohl etwas dagegen tun könne!

72 Prozent der Befragten vertreten vorbehaltlos die Meinung, dass die Ortskerne fu?r das Leben der Bewohner sehr wichtig sind und daher reaktiviert werden sollten, um wieder Leben in die Zentren der Gemeinden zu bringen!

Das Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich hält alle Initiativen zur Belebung der Ortskerne fu?r wertvoll. Allerdings wird die öffentliche Hand dieses Problem nicht alleine lösen können. Dazu bedarf es der Eigeninitiative der Bewohner und Hauseigentu?mer sowie der Vereine, der Verbände und der Wirtschaft.

Generell muss das Ziel sein, mehr Frequenz in den Ortskernen zu schaffen und die Verweildauer der Personen im Zentrum zu erhöhen. Dazu gehören auch attraktive Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung, Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung mit Ärzten und gesundheitsnahen Dienstleistungen wie Apotheke, Masseur oder Physiotherapie ...

Wirtschaftslandesrat Dr. Michael STRUGL
Klares Bekenntnis zur Stärkung des ländlichen Raums Oberösterreicher/innen wollen lebendige Ortskerne
Die Oberösterreicher/innen sind mit ihrer Heimatgemeinde sehr zufrieden: 93 % leben gerne in ihrem derzeitigen Wohnort.
84 % haben den Eindruck, dass ihre Lebensverhältnisse in der eigenen Gemeinde besser oder gleich als im Vergleich zu anderen Gemeinden sind.

72 % der oö. Bevölkerung kaufen die Lebensmittel fu?r den täglichen Bedarf im Ortskern der eigenen Gemeinde. 14 % kaufen im äußeren Bereich der Gemeinde, demnach tätigen 86 % ihren Einkauf im eigenen Ort.

82 % der Menschen in Oberösterreich sind mit dem Leben in Ortskernen sehr zufrieden (34 %) beziehungsweise einigermaßen zufrieden (48 %).

50 % verbinden mit dem idealen Ortskern vorrangig Nahversorgung, Geschäfte, Gasthäuser, Lokale, Cafes.

Die Oberösterreicher/innen folgen in großer Mehrheit (88 %) "voll und ganz" der Auffassung, dass "zu einem (oberösterreichischen) Ortskern eigentlich ein Lebensmittelgeschäft und ein Gasthaus gehören."

Wie sehen die Menschen in unserem Bundesland mögliche Maßnahmen um Ortskerne wiederzubeleben? 56 % meinen, es sollten steuerrechtliche Anreize fu?r Hausbesitzer in den Ortszentren eingefu?hrt werden, die Wohnraum fu?r junge Familien schaffen. 49 % der Befragten sagen, es sollten in den Ortskernen mehr geförderte Wohnungen seitens der öffentlichen Hand errichtet werden. Und 47 % unterstu?tzen die Meinung, es sollten so genannte Altstadtbelebungszonen mit besonderen Steueranreizen geschaffen werden.

Dies sind einige der interessanten Ergebnisse einer großen IMAS-Umfrage, die das Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich zum Thema "Die Ortskerne in den Augen der Oberösterreicher" in Auftrag gegeben hat.

Das Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich unterstu?tzt zahlreiche Maßnahmen und Initiativen der Ortskernbelebung etwa mit der Nahversorgerförderung, insbesondere aber u?ber die Dorf- und Stadtentwicklung. "Wir wollen einen starken, liebens- und lebenswerten ländlichen Raum. Es gibt ein klares Bekenntnis, den ländlichen Raum zu stärken. Die Ortskernbelebung ist dabei ein zentrales Thema", betont Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl. Die Umfrage bestätige, wie wichtig den Menschen ihre Ortskerne, ihre Heimatgemeinde ist, aber auch, dass die Dorf- und Stadtentwicklung (DOSTE) seit mehr als zwei Jahrzehnten nachhaltig betrieben wird.

214 DOSTE-Gemeinden und 197 DOSTE-Vereine in ganz OÖ Strategie "Ortskernbelebung 2021" fu?r den ländlichen Raum
Die Geschäftsstelle der Dorf- und Stadtentwicklung (DOSTE) steht den aktuell 214 Gemeinden und 197 Vereinen beratend und mit Förderungen zur Seite. Das Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich stellt jährlich knapp 700.000 Euro an Budget fu?r Dorf- und Stadtentwicklung zur Verfu?gung. Zudem gibt/gab es im EU-Programm Leader einen Förderschwerpunkt fu?r Revitalisierung historisch wertvoller Gebäude, Gru?nraumgestaltung sowie Dorfentwicklungskonzepte. Dafu?r stehen/standen in der Periode 2007 bis 2013 inklusive EU-Mittel insgesamt 1,6 Millionen Euro (davon Land OÖ: 910.000 Euro) zur Verfu?gung.

Einige Beispiele fu?r Projekte der Dorf- und Stadtentwicklung in Oberösterreich: Verein Liebenswertes Mattighofen – Kneippanlage Mattighofen; Pfarre Abstorf – Gru?nraumgestaltung Dorfzentrum Abstorf; Moosbacher Zukunft/Verein fu?r Dorferneuerung – Kreuzgarten und Keltenbaumweg; Gemeinde Altschwendt – Gru?nraumgestaltung im Ortsbereich; Verschönerungsverein Perg – Perger Natur(er)Lebensräume; Ebenseer Zukunft/Verein fu?r Dorfentwicklung – Neugestaltung Traunpromenade.

Strategie "Ortskernbelebung 2021" Ländlichen Raum stärken, Bu?rgerbeteiligung fördern
Mit der Strategie "Ortskernbelebung 2021" will die Dorf- und Stadtentwicklung in Oberösterreich in zwei Bereichen starke Akzente setzen: "Lebenswert" mit Initiativen wie Arbeit zu den Menschen bringen / Betriebsansiedlung, Arbeitsmarkt, Nahversorgung, Breitbandinitiative. "Liebenswert" mit Initiativen, um Gemeinden und Orte so zu gestalten, dass sich die Menschen wohlfu?hlen: Projekte im Sinne von Bu?rgerbeteiligung.

Die Ausgangsituation zeigt ein sehr vielschichtiges Bild:
Die u?ber Jahrhunderte gewachsenen Strukturen und historischen Ortskerne mit ihrem einzigartigen Ambiente sind ein wertvolles Erbe, das mit Verantwortung fu?r die nächsten Generationen den geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden muss. Die Ortskerne der oö. Gemeinden erfu?llen neben sozialen und wirtschaftlichen Funktionen wie Kommunikation und Nahversorgung eine Identitätsfunktion, die in einer globalisierten Welt zunehmend wichtiger wird. Mit der Dorf- und Stadterneuerungsprogramm "Liebenswertes Oberösterreich" des Landes OÖ, das zu parteiu?bergreifender, integrativer und umfassender Aktivierung der lokalen Potentiale nach klaren Richtlinien anregt, wurde die Grundlage fu?r weitere strategische Maßnahmen zur Ortskernbelebung gelegt.

Herausforderungen fu?r die Ortskernbelebung
• Überregionaler Standortwettbewerb und Konkurrenzdruck

• Neue Anforderungen an Wohn-, Handels- und Wirtschaftsstandorte, verstärkte Konkurrenz durch Filialisten

• Geringe Frequenz und Umsatz in den Nahversorgungsbetrieben
- Abwanderung von Betrieben und Arbeitsplätzen
- Abwanderung junger Bewohner/innen
- Zunehmende Mobilität
- Geändertes Freizeitverhalten (Gastronomie, Unterhaltungsangebote ...)

• Ökonomische und ökologische Folgen der Zersiedelung

• Alterung der Bevölkerung

• Mangelnde Wahrnehmung der Leistungen in den Ortskernen

• Begrenzte rechtliche und finanzielle Mittel der Gemeinden

• Hohe Erwartungen an die Gemeindeverwaltung
Chancen

• Gemeinden als Identität stiftender Bezugsrahmen, Einbeziehung der Bevölkerung und relevanter Akteure

• Individualität und Dynamik lokaler Zentren

• Bewusstsein in der Raumordnungspolitik

• Unterstu?tzung durch Land Oberösterreich, zunehmendes Bewusstsein und Förderung auf nationaler und europäischer Ebene

• Enorme Kooperationspotentiale lokaler Akteure

• Große Steuerungseffekte bei geringem Mitteleinsatz

• Zumeist stabile politische Verhältnisse bei gleichzeitiger Flexibilität kommunalpolitischer Akteure

• Hohe Partizipationsbereitschaft in der Kommunalpolitik
Ansatzpunkte zur Ortskernbelebung

• Profilierung und Attraktivierung (Individuelle Schwerpunktsetzungen, Betriebs- und Arbeitsplatzansiedlung, Kleingewerbe)

• Handel (Kaufkraftabfluss verhindern, lokale Identität/Corporate Identity, Nachnutzungsmaßnahmen von Gebäuden, Lokalen usw. in zentraler Lage, innovative und kreative Nutzungen von Leerständen)

• Kultur, Bildung und gesellschaftliches Leben (Tourismus & Freizeit, Gastronomie, neue Technologien (Bsp: Beleuchtung))

• Wohnen im Ortskern (Revitalisierung, zielgruppenorientierter Neubau, Nachhaltigkeit) Barrierefreier Raum: Altwerden im Orts-Dorfverbund, Gestaltungsmaßnahmen, Zugang zu Information und Wissen.

• Erreichbarkeit (fließender und ruhender Verkehr, Weg- und Platzgestaltungen, Erscheinungsbild)
Ziele Landesverband der Dorf- & Stadtentwicklungsvereine

• Vertretung der Interessen des ländlichen Raumes, insbesondere der Dorf- & Stadtentwicklung in Oberösterreich

• Suche nach neuen Wegen zur Lösung kommunaler Probleme

• Zusammenarbeit mit Organisationen, die im Land OÖ auf nationaler oder internationaler Ebene mit dem ländlichen Raum befasst sind

• Unterstu?tzung des ländlichen Raumes durch Beratungs- und Schulungstätigkeit

• Information und Förderung von Gespräch, Erfahrungsaustausch und gemeinsamem Handeln seiner Mitglieder, insbesondere durch die Ortsbildmesse.

Foto:
DDr. Paul Eiselsberg, IMAS International
Dr. Michael Strugl, Wirtschaftslandesrat
BR Gottfried Kneifel, IWS-Geschäftsführer
Bernhard Kuppek, Leiter der Landes-Abteilung Dorf- und Stadtentwicklung

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Oswald Schwarzl

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