Die Saat geht auf: In Flaurling entsteht ein Getreideaufbereitungszentrum

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Foto: Land Tirol/Entstrasser-Müller
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06 Apr 20:12 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Getreideanbau in Tirol im Aufwind – alte Sorten bieten neue Chancen

70 Jahre nach Gründung der Tiroler Saatbaugenossenschaft wird wieder kräftig investiert. Um 1,3 Millionen Euro entsteht am bestehenden Standort in Flaurling ein topmodernes Getreideaufbereitungszentrum zur Trocknung, Lagerung und Aufbereitung von Speisegetreide in biologischer und konventioneller Qualität.

„Wir erleben in Tirol eine Renaissance des Getreideanbaus – vor allem bei den alten Landsorten aus der Genbank des Landes Tirol. Mit dem neuen Getreideaufbereitungszentrum schaffen wir die Basis für eine gezielte Vermarktung regionaler Getreidesorten und eröffnen zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für die Landwirtschaft“, freut sich Agrarlandesrat LHStv Josef Geisler. EU, Bund und Land Tirol unterstützen das Vorzeigeprojekt mit über 500.000 Euro.

Neue Chancen durch alte Sorten

Das Interesse an regionalem Getreide ist groß – sowohl bei den KonsumentInnen als auch bei Brauereien oder Bäckereien. „Alte Getreidesorten sind eine Zukunftsaktie für die Landwirtschaft, die regionale Wirtschaft und auch die Gastronomie“, ist sich Geisler sicher. Einige Pioniere haben das Potenzial bereits erkannt. „Das Getreideaufbereitungszentrum ist die Absprungrampe für weitere Initiativen in diesem Bereich.“

Seine größte Ausdehnung hatte der Getreideanbau in Tirol in den Nachkriegsjahren. Wurden im Jahr 1950 noch auf über 14.000 Hektar Getreide angebaut, waren es im Jahr 2014 nur mehr knapp über 600 Hektar. Doch der Getreideanbau ist im Aufwind. „Der Eigenversorgungsgrad mit Getreide liegt in Tirol bei einem halben Prozent. Für die Tiroler Landwirtschaft bietet sich hier großes Entwicklungspotenzial“, weiß der Imster Bezirkskammerobmann Rudolf Köll. Hochburgen des Getreideanbaus in Tirol sind die Bezirke Innsbruck Land, Imst, Landeck und Lienz. Rund 42 Prozent der heutigen Getreidefläche ist Speisegetreide.

Stolz auf das Projekt ist der Obmann der Tiroler Saatbaugenossenschaft, Josef Trenkwalder: „Unsere Mitglieder stehen voll dahinter und sind auch finanziell in Vorlage getreten.“ Gegründet wurde die Saatbaugenossenschaft 1947 mit dem Ziel, die Tiroler Bauern mit Saatgut in ausreichender Menge und Qualität zu versorgen. Hauptgeschäftszweige sind die Produktion und der Handel mit Erdäpfel- und Getreidesaatgut. Nach einer längeren Pause wird heuer auf 15 ha Anbaufläche erstmals wieder Saatgut der alten Landsorten „Fisser Gerste“, Sommergerste Alpina, Rinner Winterweizen, St. Johanner Winterweizen, Tiroler Sommerroggen und Steiner’s roter Tiroler Kolbendinkel für das kommende Jahr vermehrt. Das Vorstufenmaterial für die Vermehrung stammt aus der Genbank des Landes Tirol, die Saatgut von rund 1.000 alten Landsorten, davon über 700 verschiedene Getreidesorgen, beherbergt.

Fertigstellung im Sommer

Rund 500 Tonnen Getreide können künftig in der neuen Getreidehalle in 36 Trichtersilos zwischengelagert werden. „Wenn sich die Nachfrage und der Anbau von regionalen Getreidesorten weiterhin so gut entwickelt, könne wir die Kapazität noch erhöhen“, erklärt Reinhard Egger, Geschäftsführer der Tiroler Saatbaugenossenschaft. In Betrieb gehen soll die Anlage bereits im Sommer rechtzeitig vor der heurigen Getreideernte.

Mit der neuen Anlage wird die Vermarktung von Speisegetreide und Braugerste auf höchstem Niveau professionalisiert. Nach der Anlieferung wird das Getreide gewogen und von gröberen Unreinheiten befreit. Hat das Getreide einen zu hohen Wassergehalt, wird es getrocknet. Danach wird des mittels Förderband und einer Förderleistung von 40 Tonnen pro Stunde in Silos oder Kisten befördert. Nach der Intensivreinigung wird das Getreide entsprechend der Kundenwünsche sortiert und abgepackt. Das so genannte Ausputzgetreide wird als Tierfutter, Einstreu in Rinder- oder Hühnerställen verwendet oder in einer nahen Biogasanlage zur Energiegewinnung genutzt.

Mit dem neuen Getreideaufbereitungszentrum werden im Bestandsgebäude dringend benötigte Flächen für die Lagerung von Erdäpfeln frei. Die Kartoffelernte 2016 konnte aus Platzmangel nicht vollständig am Standort Flaurling eingelagert werden.


Quelle: Land Tirol



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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