Bund kürzt über 100 Kärntner Lehrlingen die Entschädigung

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21 Aug 04:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

LH Kaiser, LHStv.in Schaunig: Verfehlte Budgetpolitik bringt 150 Kärntnerinnen und Kärntner in existenzielle Notlage – Land verliert dringend benötigte Arbeitskräfte

Kritik zu den Einsparungen des Bundes in der überbetrieblichen Lehrausbildung kommt heute, Montag, von Landeshauptmann Peter Kaiser und Arbeitsmarkt- und Lehrlingsreferentin LHStv.in Gaby Schaunig. Nach Plan der Bundesregierung soll künftig volljährigen Lehrlingen in überbetrieblichen Lehrausbildungen ihre Ausbildungsentschädigung im ersten und zweiten Lehrjahr von 753 auf 325 Euro monatlich gekürzt werden. Damit würden die Lehrlinge über die Hälfte ihres ohnehin schon bescheidenen Einkommens verlieren. In Kärnten würden derzeit 600 ÜBA-Lehrlinge in Ausbildung stehen, 150 junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren seien von den Budgetkürzungen des Bundes direkt betroffen. Die Einsparungen, die über diese Aktion in Kärnten lukriert werden können würden, laut AMS-Landesgeschäftsführer Franz Zewell, bei 769.000 Euro liegen.

„Eine verantwortungsbewusste Politik sorgt dafür, dass junge Menschen alle Möglichkeiten bekommen, um sich beruflich zu verwirklichen. Mit der Kürzung der Ausbildungsentschädigung für volljährige Lehrlinge in überbetrieblichen Lehrwerkstätten geht die Bundesregierung genau den umgekehrten, den falschen Weg: Sie nimmt jungen Menschen ihre Perspektive, verstärkt den Fachkräftemangel und schadet damit der heimischen Wirtschaft“, zeigt sich Landeshauptmann Kaiser verständnislos. Die seinerzeitige Ankündigung im System und nicht bei den Menschen sparen zu wollen, höre sich angesichts solcher Überlegungen, geradezu wie eine Verhöhnung an.

„Das ist eine völlig unverständliche Maßnahme der Bundesregierung - Fachkräfte werden dringend gesucht und genau in diesem Bereich wird gekürzt“, sagt LHStv.in Schaunig. Die Folgen dieser Politik seien leicht zu prognostizieren: Ausstieg aus der Ausbildung, keine abgeschlossene Lehre, langfristig kaum Chancen am Arbeitsmarkt. „Das ist nicht nur gegenüber den Betroffenen unverantwortlich – das ist volkswirtschaftlich für ganz Österreich unverständlich. Bei dem täglich beklagten Fachkräftemangel, dort einzusparen, wo Arbeitskräfte ausgebildet werden, ist schlicht nicht nachvollziehbar“, so Schaunig.

Jährlich würden rund 60.000 Fachkräfte in der heimischen Industrie benötigt, doch fast jede fünfte Stelle bleibe unbesetzt. Wie komme die Regierung also auf die Idee, dass es sinnvoll wäre, gerade bei der Ausbildungsentschädigung der zukünftig stark nachgefragten Fachkräfte auf so radikale Weise zu kürzen? Die logische Konsequenz der drastischen Einkommenskürzung werde sein, dass viele Jugendliche keine Lehre mehr abschließen.

Die höhere Lehrlingsentschädigung sei ursprünglich eingeführt worden, um auch volljährigen Schulabbrechern eine Chance für eine Berufsausbildung zu bieten und die höheren Lebenskosten der jungen Erwachsenen abzudecken. Sie stelle einen wichtigen Anreiz dar, um junge Menschen, die nach dem Pflichtschulabschluss aus verschiedenen Gründen keinen weiteren Ausbildungsweg einschlagen wollten oder konnten, doch noch zu einer Berufsausbildung zu motivieren.

„Die gute Konjunkturlage als Begründung heranzuziehen ist bei dieser, die Lehrlinge betreffenden Maßnahme ebenso falsch wie als Begründung für die Einstellung der Aktion 20.0000 für ältere Langzeitarbeitslose. Denn einerseits fangen wir in den überbetrieblichen Ausbildungsstätten junge Menschen auf, die am regulären Lehrstellenmarkt aus verschiedenen Gründen keine Aufnahme finden. Zudem wissen wir, dass das Lehrstellenangebot in der Wirtschaft großen konjunkturellen Schwankungen unterworfen ist. Die Lehrlinge, die von den Betrieben in den vergangenen Jahren wegen der angespannten Konjunkturlage nicht ausgebildet wurden, fehlen heute als Fachkräfte“, erläutern Kaiser und Schaunig.

Der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit lag in Kärnten zuletzt bei 22 Prozent, Tendenz weiter sinkend. Ein Ergebnis der Bemühungen des Landes Kärnten, das jährlich 10,5 Millionen Euro in die Ausbildungspflicht und Ausbildungsgarantie investiert sowie des AMS Kärnten, das 40 Prozent seiner Budgetmittel für die Förderungen von Jugendlichen aufwendet. All diese Bemühungen werden auf Bundesebene nun durch eine kurzsichtige Sparpolitik konterkariert.





Quelle: Land Kärnten



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