Ab 15. Oktober arbeiten Frauen in der Stadt Salzburg gratis

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Foto: Stadt Salzburg
12 Okt 14:55 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Equal Pay Day 2017: Verteilungsgerechtigkeit bei Erwerbsarbeit hinkt erneut nach

2017 fällt der Equal Pay Day österreichweit auf den 13. Oktober. Das ist jener Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen von Vollzeit arbeitenden Frauen erreicht haben. Ab diesem Zeitpunkt arbeiten Frauen quasi gratis. Für Frauen bedeutet dies ein Minus von 21,7 Prozent gegenüber dem Jahreseinkommen der Männer. Einer der Gründe dafür liegt in der immer noch ungleichen Beteiligung von Männern und Frauen an der unbezahlten Arbeit – aber auch an der Erwerbsarbeit. In der Stadt Salzburg ist der Equal Pay Day der 15. Oktober – nur geringfügig nach dem österreichischen.

86 Prozent der Väter von einem oder mehreren Kindern bis 15 Jahren arbeiten Vollzeit, bei Frauen sind dies nur 18 Prozent. Auch der Großteil der bezahlten Überstunden wird von Männern verrichtet. Bei der unbezahlten Arbeit ist es genau umgekehrt – zwei Drittel von Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege älterer Menschen liegt bei den Frauen. Frauen kommen auch auf eine höhere Wochenarbeitszeit als Männer, wenn bei beiden Geschlechtern bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammengerechnet werden. Laut Zeitverwendungsstudie arbeiten Männer 64,3 Stunden pro Woche, 75 Prozent davon bezahlt, Frauen hingegen arbeiten 66 Stunden, allerdings nur 59 Prozent davon bezahlt.

„Wir bauen die Kinderbetreuung in der Stadt Salzburg ständig aus, damit Eltern einer existenzsichernden Arbeit nachgehen können. Eine gute Aufteilung von Kinderbetreuung und Beruf schützt vor allem Frauen vor der Armutsfalle in der Pension oder nach einer Trennung“, sagt Anja Hagenauer, Vizebürgermeisterin und zuständig für Frauen. Frauen entgehen im Leben laut einer Erhebung der Arbeiterkammer (AK) durchschnittlich 435.000 Euro während ihres gesamten Arbeitslebens. „Besonders traurig machen mich aber Männer, die spät im Erwerbsleben sagen, wie sehr sie es bereuen, sich nicht mehr Zeit für ihre Kinder genommen zu haben“, so Hagenauer. Denn diese Zeit sei nicht mehr nachzuholen.

Gesunde Vollzeit für alle

Männer landen in der Überstunden-, Frauen in der Teilzeitfalle. Derzeit arbeiten Frauen zu 48 Prozent Teilzeit, 1994 waren es noch 26 Prozent gewesen. Die Erwerbsbeteiligung der Frauen hat sich dafür erhöht, sie ist von 59 im Jahr 1994 auf 67 Prozent im Jahr 2015 angestiegen. Frauen kommt dabei immer mehr die Rolle der Zuverdienerinnen zu. Und vor allem – ein Gutteil der Teilzeitbeschäftigten will dies nicht. Eine Auswertung des Mikrozensus im Auftrag der AK hat ergeben, dass Teilzeit-Arbeitskräfte um 2 Stunden und 42 Minuten länger arbeiten wollen, Vollzeit-Arbeitskräfte wollen 1 Stunde und 48 Minuten kürzer arbeiten.

Eine Umverteilung sowohl von bezahlter Erwerbsarbeit als auch von unbezahlter Hausarbeit fordert daher der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes. Unter dem Titel „Gesunde Vollzeit“ starten die Frauenbeauftragten der Österreichischen Städte eine Befragung zum Thema Wochenarbeitszeit und gewünschter Wochenarbeitszeit (www.staedtebund.gv.at/gesundevollzeit.html ) – in der Stadt Salzburg wird die Befragung ab nächster Woche auch im Bürgerservice, in der Stadtbibliothek und in der Wolf-Dietrich-Halle im Schloss Mirabell mit Fragebögen zum Ausfüllen gemacht.

Voraussetzungen für gute Aufteilung wäre da

„Mit der Befragung wollen wir nicht nur aktuelle Daten erheben. Sie soll auch bewusst machen, dass es möglicherweise auch in der eigenen Situation eine Schieflage zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit gibt – vor allem auch bei Männern“, sagt Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg. Es gäbe alle rechtlichen Voraussetzungen für eine gute Aufteilung von Karenzzeiten oder Pflegefreistellungen. Sie müssten aber eben auch genutzt werden, so Schmidt. „Zu viele Männer sagen noch immer, bei ihnen im Unternehmen gehe es nicht, dass sie in Karenz gehen oder beim kranken Kind daheim bleiben. Das ist nicht akzeptabel“, sagt Schmidt.


Quelle: Stadt Salzburg



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