ASFINAG: Sicherheitsausbau des Grazer Plabutschtunnels nimmt jetzt Fahrt auf

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02 Dez 21:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Sanierung des zehn Kilometer langen Tunnels an der A 9 Pyhrn Autobahn startet

Bei einem der aufwändigsten und wichtigsten Großprojekte in der Steiermark geht es jetzt richtig los. In knapp zweijähriger Bauzeit saniert die ASFINAG den fast zehn Kilometer langen Plabutschtunnel an der A 9 Pyhrn Autobahn, der seit mittlerweile 30 Jahren die Stadt Graz vom Durchzugsverkehr entlastet. Bis zu 50.000 Fahrzeuge nutzen den seit 2004 voll ausgebauten Tunnel täglich anstatt mitten durch die Stadt Graz zu fahren, was unweigerlich zu einem Verkehrskollaps führen würde.

Was es heißt, wenn sich der Verkehr, der sonst durch den Plabutschtunnel fließt, durch Graz „quälen“ müsste, war am 15. November, als es aufgrund einer unfallbedingten Tunnelsperre zu massiven Verkehrsverzögerungen kam, deutlich zu sehen.

Verkehrs- und Umweltlandesrat Anton Lang: „Man stelle sich vor, die bis zu 50.000 Autos, die jeden Tag durch den Plabutschtunnel fahren, würden während der Sanierungszeit fast zwei Jahre lang durch das Stadtgebiet von Graz umgeleitet werden. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Umwelt wären enorm. Wir können davon ausgehen, dass Graz jeden Tag „stehen“ und die Feinstaubbelastung ins Unermessliche steigen würde. Der Aufwand, der hier zum Wohle der Aufrechterhaltung eines flüssigen Verkehrs betrieben wird, ist wirklich riesig! Im Sinne aller Autofahrerinnen und Autofahrer, aber auch im Sinne unserer Umwelt möchte ich der ASFINAG und den Baufirmen dafür einen großen Dank aussprechen!“


ASFINAG-Geschäftsführer Rainer Kienreich: „Wir sind uns der Bedeutung dieser Verkehrsverbindung natürlich bewusst, daher haben wir auch dieses aufwändige Konzept erarbeitet, das es ermöglicht, beide Tunnelröhren tagsüber befahrbar zu halten. Zusätzlich haben wir natürlich Vorbereitungen für ungeplante Vorfälle getroffen. Im Fall eines Unfalles ist zum Beispiel ein Abschleppunternehmen immer auf Abruf, um die Autobahn so schnell wie möglich freizubekommen.“

ASFINAG-Bau-Geschäftsführer Gernot Brandtner: „Der Plabutschtunnel wird nach der Fertigstellung in Sachen Sicherheit auf absolutem Topniveau sein. Mit dem akustischen Warnsystem AKUT bekommt der Tunnel auch das innovativste Produkt in diesem Bereich. Natürlich sind Bauarbeiten in diesem Umfang eine Einschränkung, aber die Investition kommt allen Verkehrsteilnehmern zugute und mehr Sicherheit für alle sollte immer Vorrang haben.“

Für die Sanierung hat die ASFINAG ein Spezialkonzept erarbeitet. In der Früh- und Abendspitze kann der Verkehr ungehindert durch beide Tunnelröhren rollen, das Tempo ist auch dann in beiden Tunnelröhren auf 80 km/h reduziert. Nach der Abendspitze wird der Verkehr in die Weströhre (das ist die Fahrtrichtung Süden/Spielfeld) geleitet. Die zweite Tunnelröhre ist dann gesperrt, damit die Baufirmen arbeiten können. Rechtzeitig vor der Frühspitze muss die Baustelle geräumt und gesäubert sein, damit erneut beide Tunnelröhren befahrbar sind. Die Bauarbeiten finden in der gesperrten Röhre von Montag bis Sonntag also nur nachts jeweils zwischen 20 und 5 Uhr früh statt. An den verkehrsarmen Wochenenden wird auch an Sonntagen tagsüber gearbeitet, dann ist eine Tunnelröhre von Samstag bereits ab 18 Uhr bis Montag 5 Uhr früh gesperrt.

Schwerpunkt Tunnelsicherheit
Größtmögliche Sicherheit im Tunnel lautet die Devise der ASFINAG: Neu errichtet werden daher 20 zusätzliche Fluchtwege, davon sind 17 begehbar und drei befahrbar. Drei der insgesamt bereits vorhandenen 20 begehbaren Fluchtwege werden vergrößert und zu befahrbaren ausgebaut. Erneuert werden weiters der Brandschutz bei Ein- und Ausfahrten, der Beton beim Einfahrtsportal sowie die Tunnelbeschichtung und die Löschwasseranlage.

Schwerpunkt ist in Folge die Erneuerung eines Großteils der Sicherheitstechnik:

  • Der Plabutschtunnel erhält das System AKUT (akustisches Tunnelmonitoring). 280 Mikrofone werden installiert, welche untypische Geräusche (Bremsen, Türen knallen, Schreie) erkennen und Alarm schlagen.
  • Die Videoanlage wird erneuert, in Summe installiert die ASFINAG 400 neue Kameras, die zusätzlich zur Überwachung auch Staus, langsam fahrende Fahrzeuge und Geisterfahrer „erkennen“ können und ebenfalls automatisch Alarm auslösen.
  • Die Lüftung wird saniert, die Tunnelsteuerung bei laufendem Betrieb erneuert.
  • Brandmeldeanlage und Funksystem werden erneuert, das umfasst auch den Austausch von 20 Kilometern Branderfassungs- bzw. zehn Kilometer Funkkabel.
  • In Summe werden 245 Kilometer Energie-, 66 Kilometer Daten- und 260 Kilometer Lichtwellenleiter-Kabel verlegt.

Mobiles Überleitsystem leitet den Verkehr jeweils 700 Mal um
Ab Donnerstag, den 7. Dezember beginnen die Arbeiten am mobilen Überleitsystem. Dabei handelt es sich um Leitwände aus Stahl, die per Knopfdruck auf die Fahrbahn ausschwenken und so den Verkehr von der einen Fahrbahnseite auf die andere leiten können. Dieses System wird etwa 350 Meter vor dem Nordportal (42 Meter Länge, acht Tonnen) und knapp vor dem Südportal (35 Meter und 7,2 Tonnen) montiert. Der Verkehr wird nach Fertigstellung dieser Systeme während der fast zweijährigen Sanierungsphase dann jeweils etwa 700 Mal umgeleitet.

Arbeiten, die ohne Beeinträchtigung des Verkehrs stattfinden können, beginnen bereits am 4. Dezember. Ab dem 11. Dezember starten die Bauunternehmen (beauftragt ist die ARGE Porr/Strabag/PKE) richtig los und beginnen die Innenschale des Tunnels einzuschneiden. Dafür muss die Oströhre in der Nacht jeweils gesperrt werden, der Verkehr Richtung Norden wird daher bis inklusive 14. Dezember durch die Stadt umgeleitet.

Ab dem 15. Dezember Gegenverkehr in der Nacht
In der Nacht auf den 15. Dezember werden die Überleitsysteme fertiggestellt und getestet sein. Ab diesem Zeitpunkt ist die Verkehrsführung eingerichtet und der Gegenverkehrsbetrieb kann erfolgen. Zuvor werden 350 so genannte Poller in der Fahrbahnmitte als Trennung der Fahrstreifen verschraubt.

Danach ist auch das Tempolimit von 80 km/h in beiden Tunnelröhren aktiv, das durch die Section Control überwacht wird.

Im Dezember 2018 ist die Phase 1 abgeschlossen und die Oströhre saniert. Die Phase 2 beginnt unmittelbar darauf mit dem Sicherheitsausbau der Weströhre. Die Gesamtfertigstellung ist für Herbst 2019 vorgesehen, wobei Restarbeiten ohne Verkehrsbeschränkung noch bis ins Frühjahr 2020 durchgeführt werden.

Die ASFINAG investiert in diesen Sicherheitsausbau insgesamt 64 Millionen Euro.

Die Geschichte des Tunnels
Jahrelange Diskussionen, ein Volksbegehren mit 37.000 Unterschriften gegen eine Stadt-Autobahn, ein daraus resultierender Bürgermeisterwechsel (Gustav Scherbaum, der an der so genannten „Eggenberger Trasse“ festhielt, verlor nach dem Volksbegehren die Wahl und zog sich zurück) und so manche Irritationen ob des Plans, einen Berg der Länge nach zu durchbohren – die Entstehungsgeschichte des Plabutschtunnels ist eine durchaus abwechslungsreiche. Bis zu 50.000 Fahrzeuge fließen jeden Tag durch die seit 2004 zwei Röhren, zur Hauptreisezeit sind es noch deutlich mehr. 30 Jahre lang sorgt der Tunnel nun bereits dafür, dass der Verkehr nicht mehr durch die steirische Landeshauptstadt fließen – oder eher vermutlich stauen – muss.

Fast sieben Jahre Bauzeit für die Oströhre
Start für den Bau der ersten Röhre durch den Plabutsch war im August 1980, am 27. Juni 1987 konnte die 9919 Meter lange Röhre für den Verkehr freigegeben werden. Damals noch im Gegenverkehr, dennoch galt der Tunnel ob seiner zahlreichen Sicherheitsausstattungen als einer der sichersten in Europa. Die Zunahme des Verkehrs erforderte jedoch schon bald den Bau einer zweiten Röhre, die Planungen begannen 1996, drei Jahre darauf erfolgte der Spatenstich und bereits Mitte 2003 wurde die etwas längere Weströhre fertiggestellt. Der alte Tunnel wurde im Anschluss auf den neuesten Stand der Technik gebracht, seit November 2004 ist der Plabutschtunnel zweiröhrig mit je zwei Fahrspuren unter Verkehr. Die Errichtung jeder der beiden Tunnelröhren kostete etwa 140 Millionen Euro


Quelle: ASFINAG



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