AK-Kabarettabend mit dem „Querschläger“ Fritz Messner: „Solidarität, oida“

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Foto: AK/Franz Neumayr
07 Dez 22:00 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Voller Saal im Parkhotel Brunauer. Der Lungauer Kabarettist, Musiker und Kolumnist Fritz Messner stellte gestern, Mittwoch, auf Einladung der Arbeiterkammer einen Abend unter das Motto „Solidarität“. In Texten, Liedern und ebenso launigen wie kritischen Bemerkungen ging es um Themen wie soziale (Un-)Gerechtigkeit, Steuerflucht, um gerechte Bildungschancen und die neoliberale Ego-Gesellschaft als Gegenmodell zum solidarischen Miteinander. Messner: „Kluge Menschen haben Interessenvertretungen und damit den sozialen Ausgleich in die Verfassung geschrieben. “ AK-Präsident Siegfried Pichler: „Gerade in Zeiten wie diesen ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Solidarität und Zusammenhalt wichtig.“

„Das Thema Solidarität ist die Höchststrafe für einen Kabarettisten im neoliberalen Schlaraffenland. Das hat ungefähr so eine Anziehungskraft wie orthopädische Strümpfe“, leitete Messner den Kabarettabend ein. Um dann mit seinem Programm „Solidarität, oida“ den Gegenbeweis anzutreten. Seine Texte, Lieder und kritischen Statements brachten die Besucherinnen und Besucher zum Lachen ebenso wie Nachdenken. Der Lungauer Kabarettist verstand es hervorragend, das Thema Solidarität mit konkreten Beispielen greifbar zu machen. Dabei sparte er nicht mit kritischen Statements und zugespitzten Texten, die wachrütteln.

Es regiert der Ego-Kult

Bei „Solidartät, oida“ geht es um die „gottgewollte Ordnung“, um „Untertanen“, die an der kurzen Leine gehalten werden („Warum lassen sie sich das gefallen?“), um das „Geschwafel“ von Freiheit und Leistung in einer Gesellschaft, in der nur die Fittesten und Besten eine Chance haben. Es geht um Konzerne als „Heuschrecken“, Produktion in Billigstlohnländern, um Steueroasen („Oh wie schön ist Panama!“), Fazit: „Gier“ und Gewinnmaximierung sind die neue „Religion“ („Globaler Finanzmarkt unser, erlöse uns von unserem Gewissen“). Gedankenspiele und -experimente zeigen, wie es um unser Miteinander, um Gerechtigkeit und Solidarität bestellt ist.

Messner: „Vor 30 Jahren wäre ´Solidarität´ noch cool gewesen, sie hat es aber irgendwie nicht ins neue Jahrtausend geschafft. Es regiert der „Ego-Kult“. Zusammenarbeit ist aber die wahre Errungenschaft der Evolution. Sonst wäre der Säbelzahntiger oder der Gorilla der Herrscher des Planeten.“

Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich? „Das würde ich ja sogar unterschreiben, wenn jeder dieselben Voraussetzungen und Chancen hätte“, sagt Messner, um Ungerechtigkeiten beim Zugang zum Bildungssystem anzuprangern. Gewagtes Gedankenexperiment: „Was wäre wenn Schulplätze verlost werden und die Kinder unserer Politiker nicht in die Schule ihrer Wahl kommen würden? Wenn die Minister-Tochter mit dem Arbeiterkind in dieselbe Klasse geht und sich mit ihm anfreundet?

Ist das Freiheit?

Messner hinterfragt in seinem Programm kritisch Polit-Floskeln und Versprechen, mit denen den Wählerinnen und Wählern Sand in die Augen gestreut wird („Euphemismen und politische Dampfplaudereien“). Er setzt sich dabei kritisch mit dem beliebten Kampfbegriff der Neoliberalen – der „Freiheit“ - auseinander, der unter den Schlagworten „mehr Eigeninitiative“ und „Verschlankung“ eine Beschneidung des Sozialstaats rechtfertigen soll.

Ist der Bürger frei, wenn die Interessenvertretungen geknechtet und beschnitten werden und jeder sich seine Lohnerhöhungen selbst ausverhandeln muss? Gibt es den freien Konsumenten, wenn der auf sich alleine gestellt, große Konzerne klagen soll? Sind wir ohne Krankenkassen und einem solidarischen Gesundheitssystem frei oder geht es „im freien Fall in die Armut“? Wie steht es um die Existenz der Älteren, wenn die Pensionen „vom staatlichen Einfluss befreit“ sind? „Bedeutet Egoismus und Entsolidarisierung wirklich Freiheit, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht?

Wir leben in einer Zeit, in der benachteiligten Gruppen in unserer Gesellschaft untereinander ausgespielt werden, während die Reichen ihre Ruhe haben: „Millionäre, die keine Steuern zahlen, sind die wahren Sozialschmarotzer“, bringt es Messner kritisch auf den Punkt.

Interessenvertretungen stehen für AUSGLEICH

Nicht zu kurz kamen auch historische Verweise an längst überwunden geglaubte Zeiten einer polarisierten und konfliktgeladenen Gesellschaft, die in der ersten Republik auch blutige Opfer forderten. „Eine Errungenschaft der zweiten Republik ist, das miteinander verhandelt wird und ein Ausgleich gefunden wird, Konflikte nicht auf der Straße stattfinden“. Messner: „Leute, die das erlebt haben, haben Interessenvertretungen in die Verfassung geschrieben.“

Messners Programm baut auf Solidarität und Zusammenhalt. AK-Präsident Pichler: „In Zweiten wie diesen, wo der Neoliberalismus Oberwasser hat, Kammern abgeschafft oder geschwächt werden sollen, oder der 12-Stunden-Arbeitstag Einzug halten soll“, ist die Auseinandersetzung mit dem Thema ganz wichtig. Erst am Mittwochvormittag hatten die Spitzen von neun Salzburger Kammern ein starkes Signal für Zusammenhalt und Solidarität, für demokratische Selbstbestimmung, fairen Interessensausgleich und sozialen Frieden gesetzt.


Quelle: AK Salzburg



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